Bochum-Südwest. Ein Handwerksmeister aus Bochum will ein denkmalgeschütztes Haus vor dem Verfall bewahren. Dafür investiert er viel Geld. Das sind seine Pläne.
Lange drohte ein Abriss, nun die gute Nachricht: Das alte Turmhaus an der Lindener Straße 147 in Bochum-Linden bleibt erhalten. Ein Handwerksmeister aus Bochum-Wattenscheid hat die Immobilie, in der bis vor ein paar Jahren die Freiwillige Feuerwehr untergebracht war, gekauft. Steve Böger will jetzt investieren, um „meine Vision“, wie er sagt, zu verwirklichen. Seine Pläne sind ehrgeizig.
Handwerksmeister aus Bochum rettet historischen Altbau vor dem Abriss
„Ich habe Spaß an so etwas“, erklärt Steve Böger und betrachtet dabei das denkmalgeschützte Gebäude, das nun ihm gehört. Er hat den Gehweg davor absperren lassen, denn das historische Gemäuer von 1908 ist marode. Deshalb steht es seit Jahren leer.
„Ich will zeigen, dass es geht.“
Im Oktober 2020 hatte ein Gutachter festgestellt, dass das Turmhaus in großem Umfang vom Hausschwamm befallen ist. Weil in der Folge die Standsicherheit der Decken-Holzbalken über den Räumen der Feuerwehr im Erdgeschoss nicht gewährleistet werden konnte, musste das Gebäude im Frühjahr 2021 gesperrt werden. Für die Freiwillige Feuerwehr wurde inzwischen auf dem früheren Kirmesplatz ein paar Hundert Meter weiter die Lindener Straße hoch ein Ersatzstandort gefunden.
Weil die VBW als Eigentümerin des Turmhauses die notwendige umfängliche Sanierung der Immobilie für „wirtschaftlich nicht vertretbar“ hielt, wolle man bezahlbaren Wohnraum schaffen, wurde nach einem Investor gesucht – und dieser in Person von Steve Böger gefunden. „Ich will zeigen, dass es geht“, freut sich der 48-Jährige auf die große Herausforderung.
Turmhaus in Bochum: Neuer Eigentümer hat früher nebenan gewohnt
Privat habe er schon ein ähnliches Projekt gestemmt und einen Altbau von 1885 saniert. Jetzt nimmt er sich das Turmhaus vor. Böger, der seit mehr als 30 Jahren Handwerker ist und eine Heizung-Elektro-Sanitär-Firma in Wattenscheid hat, wird aber nicht selbst mit zur Hand gehen. „Ich mache den Bauleiter.“
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Böger schwärmt vom Charme des alten Gebäudes. „Als Teenager habe ich ein paar Jahre in Linden gewohnt, bin hier zur Schule gegangen und war regelmäßig im evangelischen Jugendtreff ,JuZe‘ nebenan. Und eine Schulfreundin wohnte schräg gegenüber, daher kannte ich das Turmhaus noch gut.“
Als er das Inserat im Internet sah, fackelte Böger dann auch nicht lange und nahm direkt Kontakt auf. Nun gehört ihm die Immobilie. Und er will keine Zeit verlieren. „Das Ding wird ja auch nicht besser.“ Sein Architekt Markus Bödecker (BSP-Architekten) hat schon die Pläne ausgearbeitet. Ziel ist es, im Februar den Bauantrag zu stellen und im besten Falle im Mai mit der Sanierung zu starten.
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Diese muss unter strengen Auflagen des Denkmalschutzes erfolgen. „Die Außenhaut muss bleiben“, erklärt Bödecker. „Aber wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und legen die Klinker durch eine Sandstrahlung wieder frei. Dann bekommen wir eine Ansicht wie damals.“ Dazu stehe man im engen Austausch mit der Denkmalbehörde.
Drei neue Mietwohnungen entstehen im Turmhaus in Bochum-Linden
Innen hingegen wird das Turmhaus praktisch komplett entkernt. „Hier gibt es ganz neue Grundrisse“, sagt Böger. Im Erdgeschoss, der alten Feuerwache, sollen Büroräume entstehen. „Dafür gibt es sogar schon einen Interessenten. Ebenso wie für den oberen Bereich.“ Hier werden laut Böger drei unterschiedlich große Mietwohnungen entstehen: zwei im ersten Geschoss (ca. 93 und 63 Quadratmeter) und eine große (ca. 136 Quadratmeter) unterm Dach. Dieses Appartement hat es Böger besonders angetan. „Von dort geht es über eine Spindeltreppe ins Turmzimmer. Da kann man bestimmt schön sitzen und die Aussicht genießen.“
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Wenn alles gut läuft und die Baugenehmigung zeitnah erteilt wird, will Böger im Spätherbst das Gebäude gesichert und den Innenrohbau fertig haben. In dieser Zeit sollen Stahlbetondecken eingezogen und der Dachstuhl erneuert werden. Für den Innenausbau werde man rund ein Jahr brauchen, „sodass wir dann hoffentlich Ende 2026 fertig sind“.