Bochum. Lange waren die Energiepreise stabil. Jetzt nicht mehr. Die Stadtwerke Bochum haben die Preise für Strom, Gas, Fernwärme drastisch angehoben.
Erst Gas und Fernwärme. Jetzt Strom. Kunden der Stadtwerke Bochum müssen im nächsten Jahr ganz tief in die Tasche greifen, um ihre Energie zu bezahlen. Die Stadtwerke erhöhen vom 1. Januar 2023 an den Preis für den Grundversorgungstarif „Stadtwerke-Basis Strom“ um brutto 18,73 Cent je Kilowattstunde (ct/kWh) auf dann 44,17 ct/kWh. Das ist ein Anstieg um 57 Prozent und damit die größte Preiserhöhung des städtischen Unternehmens in den vergangenen Jahren über alle Energieangebote – Strom, Gas, Fernwärme, Wasser – hinweg (Grafik).
Abschlag für Dezember wird beim Gas nicht eingezogen
Geklärt ist mittlerweile, wie die von der Bundesregierung beschlossene Entlastung von Gas- und Fernwärmekunden für Dezember weitergegeben wird. Bei Gaskunden wird der Abschlag für Dezember nicht eingezogen. Bei Fernwärmekunden wird er zunächst einbehalten. Sie bekommen eine Erstattung, die den Abschlagsbetrag für September plus 20 Prozent des September-Abschlags umfasst.
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31,22 Euro mehr pro Monat für Strom
Was die kräftige Preiserhöhung für die 190.000 Stromkundinnen und -kunden bedeutet, zeigt dieses Rechenbeispiel: Verbraucher mit einem „Stadtwerke-Basis-Vertrag“ und einem durchschnittlichen Verbrauch von 2000 Kilowattstunden pro Jahr müssen von Januar an monatlich 31,22 Euro brutto mehr für ihren Strom bezahlen, nämlich 85,68 Euro. Auf ein Jahr gerechnet bedeutet das einen Anstieg von jetzt 653,64 Euro auf dann 1028,26 Euro.
Stadtwerke erhöhen Abschläge um 40 Prozent
Die Stadtwerke Bochum werden die Abschläge zum Jahresbeginn automatisch im Durchschnitt um 40 Prozent anheben. „Wir tun das, um frühzeitig Transparenz über die Preisentwicklung zu schaffen und hohe Nachzahlungen zu vermeiden“, so Geschäftsführer Frank Thiel. Weitere Sonderverträge bei Strom und Gas werden gekündigt, die Kunden erhalten ein neues Tarifangebot.
Genötigt zu diesem drastischen Schritt sieht sich das städtische Tochterunternehmen durch die Kostenentwicklung. Beim Strom haben sich die Beschaffungskosten für das kommende Jahr etwa um den Faktor acht im Vergleich zu 2021 erhöht, heißt es. Hinzu kommen die deutlich gestiegenen Netzentgelte.
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Gaskunden bezahlen im Durchschnitt 166,85 Euro pro Monat
Auch beim Gas gibt es eine neuerliche, wenn auch im Vergleich zu den vergangenen Monaten überschaubare Preiserhöhung. Sie betrifft 60.000 Kunden. Der Grundversorgungstarif „Stadtwerke-Basis Gas“ verteuert sich zum 1. Januar um 0,78 ct/kWh brutto. Eine erhöhte Bilanzierungsumlage und hohe Beschaffungskosten für Neukunden werden als Grund genannt.
Was das für Kunden bedeutet? Verbraucher mit einem „Stadtwerke-Basis-Vertrag“ und einem durchschnittlichen Gasverbrauch von 15.000 Kilowattstunden pro Jahr müssen ab Januar 2023 mit einer monatlichen Mehrbelastung von 9,75 Euro brutto (einschließlich der auf sieben Prozent reduzierten Mehrwertsteuer) rechnen. Das entspricht einem Anstieg um sechs Prozent. Künftig müssen sie jährlich 2002,22 Euro (monatlich 166,85 Euro) bezahlen. Zum Vergleich: Vor den drastischen Preissteigerungen seit Mai lag die jährliche Belastung bei 1222,70 Euro bzw. bei 101,89 Euro monatlich.
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Preise galoppieren in den vergangenen Monaten
Über viele Jahre haben die Stadtwerke Bochum die Preise für Strom, Gas, Fernwärme und Wasser – im Vergleich zu den jüngsten Entwicklungen – eher moderat angehoben. Beim Strom etwa lag der Arbeitspreis pro kWh 2015 bei 25,63 Cent, Anfang 2022 bei 29,78 Cent. Das entspricht einem Plus von 16,2 Prozent über sieben Jahre. Beim Gas ist der Arbeitspreis von 6,25 Cent je kwh (2011) auf 6,81 (Anfang 2022) gestiegen – ein Anstieg von neun Prozent binnen elf Jahren.
Nun aber galoppieren die Kosten. Auch der Preis für Fernwärme ist drastisch gestiegen. Die Stadtwerke haben ihn binnen sechs Monaten zweimal erhöht und im Oktober wegen der von 19 auf sieben Prozent gesunkenen Mehrwertsteuer wieder gesenkt. Bei einem Verbrauch von 15.000 kWh müssen Kunden jährlich 2232,96 Euro (monatlich 186,08) bezahlen. Anfang des Jahres waren es noch 1797,90 für zwölf Monate bzw. 149,83 Euro pro Monat.
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Vierte Preiserhöhung binnen 13 Monaten
Beim Gas ist die Anhebung zum neuen Jahr die vierte Teuerung binnen 13 Monaten – abgeschwächt noch durch die gesenkte Mehrwertsteuer. Beim Strom hat es zwei Preiserhöhungen binnen zwölf Monaten sowie eine Senkung durch den Wegfall der EEG-Umlage gegeben.
Im längeren Zeitvergleich bedeutet das inklusive der Entwicklung des Grundpreises erhebliche Preisanstiege (Grafik): beim Gas um 76 Prozent gegenüber 2011, beim Strom um 62,4 Prozent gegenüber 2015 und bei der Fernwärme um 54,2 Prozent gegenüber 2014. Die größten Sprünge hat es dabei in den vergangenen zwölf bis 18 Monaten gegeben. Nur der Wasserpreis ist über die Jahre moderat gestiegen: um 17 Prozent seit 2012.