Düsseldorf. Der Gute-Nacht-Bus versorgt in Düsseldorf nachts viele Obdachlose. Zudem gibt es viele Notunterkünfte. Warum viele nur ungern dort unterkommen.
„Haben wir noch Schlafsäcke?“, fragt Hermann in die Runde aus zehn ehrenamtlichen Helfern. Sie sind gerade dabei, den kleinen Bus mit allerlei Verpflegung und warmer Kleidung zu beladen. Hermann und die anderen Freiwilligen wollen am Donnerstagabend (17. Oktober) wieder mit dem Gute-Nacht-Bus in die Düsseldorfer Innenstadt fahren, um Bedürftige zu unterstützen.
Heißes Wasser, geschmierte Brötchen, warme Suppe und frische Kleidung - „wir sind gut ausgestattet“, stellt der 69-jährige Rentner fest. Er ist schon seit mehr als zehn Jahren einmal wöchentlich als Helfer dabei und weiß: „Das ist nicht immer so.“ Besonders, wenn die kalten Nächte kommen, könne man gar nicht genügend Schlafsäcke, Decken und Jacken dabeihaben. Dann werde es für Menschen, die auf der Straße übernachten müssen, teils bitterkalt.
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Zahl der Obdachlosen kann nur geschätzt werden
Wie viele es sind, die in Nordrhein-Westfalen die Nächte im Freien verbringen? Dazu gibt es keine genauen Zahlen. Die Statistik des NRW-Sozialministeriums erfasste zum Stichtag 30. Juni 2023 landesweit 108.590 wohnungslose Menschen, die also keine reguläre Wohnung mit eigenem Mietvertrag haben. Der Großteil von ihnen ist nach Angaben des Ministeriums untergebracht (98,7 Prozent). Sie leben etwa in Notunterkünften, von den Kommunen zur Verfügung gestellten Wohnungen, in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe oder bei Bekannten.
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Als der Gute-Nacht-Bus langsam am Ausgabeort in der Düsseldorfer Altstadt vorfährt, warten schon einige Menschen auf die Helfer. Man kennt sich untereinander. „Hallo Uwe, schön dich zu sehen“, begrüßt Hermann einen kleinen Mann mit weißem Rauschebart und dicker Wollmütze. Der ringt sich ein Lächeln ab.
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Bei Gemüsesuppe und einem Brötchen kommen Helfer und Bedürftige ins Gespräch. Uwe ist Musiker - Gitarre und Klavier. Er kramt in seiner Tasche, holt einen zerfledderten Umschlag heraus. Darin befinden sich Fotos, Erinnerungen an einen Auftritt mit Gitarre auf einer kleinen Bühne. Er ist sichtlich stolz und wird wieder still bei der Frage, wie es dazu kam, dass er schon seit etwa 20 Jahren auf der Straße lebt.
Über 400 Menschen leben in Düsseldorf auf der Straße
Obwohl die Kommunen in NRW nach dem Ordnungsbehördengesetz dazu verpflichtet sind, Menschen ohne Obdach unterzubringen, gibt es weiterhin Menschen, die wie Uwe auf der Straße übernachten. Bei einer Nachtzählung im Oktober 2023 wurden in Düsseldorf nach Angaben der Stadt 437 obdachlose Personen gezählt. In Köln sind es nach aktuellen Schätzungen von Streetworkern und Informationen der Stadt etwa 300 bis 350 Menschen. Die Städte Dortmund und die Bielefeld nennen Schätzzahlen von etwa 30 bis 40 Menschen.
Der Gute-Nacht-Bus versorgt etwa 80 bis 120 Menschen, jeden Abend unter der Woche. Am Wochenende sucht ein mobiles Team die bekannten Schlafplätze der Obdachlosen auf. Hilfsangebote gibt es viele. In Düsseldorf gibt es nach Angaben der Stadt 285 Notschlafstellenplätze, die aktuell zu 93 Prozent belegt seien.
Viele Obdachlose meiden Notschlafunterkünfte
In einer solchen Notschlafstelle kommt Uwe nur ungern unter. „Da kommt dann nachts der Krankenwagen“, beschreibt der 63-Jährige die angespannte Situation, denn auch viele alkohol- und drogenabhängige Menschen seien dort. Es herrsche teils Gewalt, es sei laut und man müsse aufpassen, nicht beklaut zu werden. Wenn es im Winter draußen viel zu kalt werde, nutze er diese Art der Unterbringung dann aber doch.
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„Wir müssen auch akzeptieren, wenn Menschen Hilfen nicht annehmen wollen“, sagt Hermann. Es sei aus wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt, dass obdachlose Menschen oftmals aus vielfältigen, persönlichen Gründen Notunterkünfte nicht in Anspruch nehmen, erklärt das Sozialministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Einer Befragung obdachloser Menschen zufolge sind für viele, die Zusammenkunft von zu vielen Menschen, schlechte hygienische Bedingungen oder - wie für Uwe - die Angst vor Kriminalität ausschlaggebend.
Die Notschlafstellen und Hilfsangebote in den Städten in NRW werden im Winter oft erweitert. Eisige Temperaturen können für Menschen, die auf der Straße leben, zur Lebensgefahr werden. Das Sozialministerium stellt Geld speziell für Kältehilfen zur Verfügung. In den angefragten Städten sind Notunterkünfte in den kalten Monaten rund um die Uhr geöffnet. (dpa)