HEW: Der Stromversorger baut einen Steinkohlemeiler in Moorburg. Kosten von 700 Millionen Euro. Einigung im Streit mit Aluminium-Werk.
Hamburg. Nur wenige Wochen nachdem der Hamburger Stromversorger HEW in zwei - teils missglückten - Sprengungen sein ehemaliges Kraftwerk in Moorburg dem Erdboden gleichgemacht hat, gab das Unternehmen gestern seine Pläne für einen Ersatzbau bekannt. Auf der gleichen Fläche soll bis 2010/11 ein Steinkohlekraftwerk mit einer Leistung von 700 Megawatt entstehen. "Wir haben dort eine Tiefseeanbindung und können problemlos Importkohle einsetzen", sagte Klaus Rauscher, Vorstandschef der HEW-Muttergesellschaft Vattenfall Europe. Auch sei das Gelände bereits als Kraftwerksstandort ausgewiesen. Neben den HEW prüft auch die Norddeutsche Affinerie mit dem belgischen Konzern Electrabell den Bau eines Kraftwerks in Hamburg.
Nach ersten groben Berechnungen wird die HEW-Anlage, die fast genauso viel Energie erzeugen wird wie das Atomkraftwerk Brunsbüttel (770 Megawatt), 700 Millionen Euro kosten. Dem Aufsichtsrat von Vattenfall Europe sei das Projekt schon präsentiert worden. "Und er hat es positiv aufgenommen", so Rauscher. Neben Hamburg soll auch in der Lausitz ein neues Vattenfall-Kraftwerk entstehen. Insgesamt müssen bis 2010 rund 20 000 Megawatt Leistung in Deutschland ersetzt werden.
Die HEW gaben gestern gleichzeitig bekannt, dass sie sich mit den Hamburger Aluminium-Weken (HAW) geeinigt haben. Der "Stromkrieg" in dessen Verlauf die HEW dem Hamburger Industriebetrieb gekündigt hatte, nachdem dieser keine höheren Preise akzeptieren wollte, sei nun beendet. Die HEW und die HAW haben sich darauf verständigt, dass der ehemalige Vertrag bis Ende 2005 zu den früheren Strompreisen weiterläuft, die HAW im Gegenzug aber einen zweistelligen Millionenbetrag überweist. "Wir haben einige Mehrkosten auf uns genommen, dafür aber im wesentlichen wieder Planungszeit gewonnen", sagte HAW-Chef Hans-Christof Wrigge. Die Einigung leiste einen Beitrag zur Sicherung von rund 1100 HAW-Arbeitsplätzen.
Während Wrigge betonte, dass er "mit großer Sorge sieht, dass die deutschen Energiepreise seit der Marktliberalisierung stark gestiegen sind und diese Preise offenbar auch hoch bleiben werden", machte Rauscher keinen Hehl daraus, dass die HEW auch in Zukunft nicht gewillt sind, "die Strompreise für die Industrie zu subventionieren. Wir können nicht unter dem Großhandelspreis anbieten", sagte Rauscher. Der Vertrag mit den HAW sei "knallrot" gewesen. "Marge geht auch in Zukunft vor Menge", betonte er. Auch deshalb haben die HEW in jüngster Zeit in der Hansestadt einige Gewerbekunden verloren. Während der Marktanteil des Stromversorgers bei Hamburgs Privathaushalten bei 93 Prozent liegt, sank er bei Firmenkunden auf 88 Prozent. "Dafür haben wir außerhalb der Stadt weitere Kunden gewinnen können", sagte Rauscher. So habe die HEW einen Vertrag mit der Telekom unterzeichnet.
Für die Haushaltskunden will Rauscher den Strompreis "möglichst nicht anheben". Allerdings habe die HEW keinen Einfluss auf staatliche Maßnahmen. "Sämtliche Einsparungen, die wir als Unternehmen seit der Liberalisierung des Marktes 1998 vorgenommen haben, hat der Staat durch Steuererhöhungen wieder weggenommen." So sei der staatliche Anteil am Strompreis von 21,2 Prozent in 1998 auf 41,8 Prozent 2004 gestiegen.