Umweltorganisationen und Bürger fürchten hohe Feinstaubemissionen und Fischsterben durch übermäßige Erwärmung der Elbe.
Moorburg. Keine vier Jahre ist es her. Frühmorgens, am Sonnabend, 24. April 2004, 7.30 Uhr, vibrierte die Luft nach einer ohrenbetäubenden Sprengung. Und die Erde bebte, als der 256 Meter hohe Schornstein des damaligen HEW-Kraftwerks Moorburg vor mehr als 10 000 Schaulustigen zu Boden krachte.
Der Staub vom Rückbau des nur 20 Jahre alt gewordenen Gas-Kraftwerks ist verflogen. Dass der HEW-Nachfolger Vattenfall jetzt damit begonnen hat, das geräumte Gelände am Moorburger Elbdeich für den Neubau eines Kohlekraftwerks vorzubereiten, hat im Vorwege bereits viel Staub aufgewirbelt. Vertreter von Umweltorganisationen und Bürger der Stadt befürchten nicht tolerierbare Feinstaub- und Kohlendioxidemissionen durch das Kraftwerk oder auch übermäßige Erwärmung der Elbe und Fischsterben durch Aufnahme und Einleiten von Kühlwasser.
Erst Ende vergangener Woche wurden im Umweltausschuss der Bürgerschaft aufgrund einer Volkspetition nicht nur die Einwände von Interessenvertretern, sondern auch Bürger-Meinungen zu Protokoll genommen.
Volker Dumann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU): "Daraus entwickelt der Umweltausschuss ein Empfehlungs- und Informationspaket, das der Bürgerschaft als zusätzliche Beurteilungshilfe dienen soll."
Letztlich läuft das ganze Genehmigungsverfahren für den Kraftwerksbau nach den Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes, den Flora-, Fauna-, Habitat-Richtlinien und den Auflagen für die wasserrechtliche Genehmigung. Dumann: "Wenn die Auflagen eingehalten werden, ist der Bauantrag zu genehmigen. Auch am Bebauungsplan gibt es nichts zu rütteln. Der sieht an Ort und Stelle ein Kraftwerk vor." Was jetzt auf der Kraftwerksbaustelle am Moorburger Elbdeich geschieht, erläutert die Hamburger Vattenfall-Sprecherin Sabine Neumann: "Wir hatten am 14. November vergangenen Jahres die Zulassung des vorzeitigen Baubeginns erhalten und haben am 22. November mit ersten Vorbereitungen begonnen." Dazu gehört das Ausheben der Baugrube und eines Regen-Rückhaltebeckens. Kesselhäuser, Maschinenhaus und Schaltanlagengebäude kommen auf eine gemeinsame Bodenplatte. Baustraßen werden an-gelegt und Container-Baubüros aufgestellt.
Neumann: "Wir wollen auch einen Info-Container für Besucher einrichten." Kraftwerksbetreiber Vattenfall sieht durch den Neubau eine Verbesserung in der Umweltbilanz, weil dafür an anderer Stelle umweltbelastende Kraftwerke abgeschaltet werden können. Neumann: "Wir haben nachgewiesen, dass durch Moorburg in Deutschland 2,3 Millionen Tonnen Kohlendioxyd jährlich eingespart werden."
Die Vereinigung der Wilhelmsburger Ärzteschaft will am 6. Februar, 19 Uhr, im Bürgerhaus, Mengestraße 20, über mögliche Gesundheitsgefährdungen informieren. Hamburgs Umweltsenator Axel Gedaschko warf den Ärzten bereits jetzt "Panikmache" vor.