Im Andenken an ihre ermordete Tochter gründeten die Hellweges eine Stiftung für Menschen in Not.

Anna, die Starke, die Lebensfrohe, diese Frau, die ständig wie auf der Überholspur lebte - sie wurde viel zu früh aus dem Leben gerissen. Durch einen Mord, der an der 29-Jährigen im Namen der Liebe begangen wurde, der aber letztlich genauso viel zu tun hatte mit Eifersucht, mit Beherrschen wollen, mit Zorn. Und obwohl der Tod so plötzlich kam, war es doch ein bisschen so, als hätte Anna schon für die Zeit "danach" geplant. Für eine Stiftung, die sie mit ihren Eltern ins Leben rufen wollte. Eine Stiftung, die Menschen hilft, die in Not sind. Ohne Zeitverlust, ohne Verwaltungsaufwand. Dieses Vorhaben ihrer Tochter gab ihren Eltern Niels und Astrid Hellwege die Kraft weiterzumachen. Nach der Ermordung der 29-Jährigen nicht in Erstarrung und Verzweiflung zu verfallen. Nicht aufzugeben. Sondern zu sagen: "Jetzt erst recht. Jetzt gründen wir im Namen unserer Tochter die Anna-Hellwege-Stiftung, die sich dafür einsetzt, gegenseitige Liebe und Achtung zu fördern. Damit es nicht zu weiterer Gewalt kommt." Und nicht zu weiteren Fällen wie den von Anna, die viel zu früh starb.

Dabei hatte die PR-Frau geglaubt, das große Glück gefunden zu haben, als sie im Urlaub auf Fuerteventura im November 2005 den 23-jährigen Wiliam F. kennengelernt hatte. Der Brasilianer zog bald zu ihr, es schien die große Liebe zu sein. Bis Wiliam F. immer eifersüchtiger wurde, es immer häufiger Streit gab, nur weil sie etwa einem Touristen den Weg erklärt hatte. Dann geschah das Unfassbare: In rasendem Zorn erwürgte der Brasilianer in der Nacht zum 16. Oktober 2006 seine Freundin. Vier Tage später, in Untersuchungshaft, erhängt er sich. Er könne "nicht ohne Anna leben", hatte er vorher an ihre Mutter geschrieben. "Ich werde sie in einem anderen Leben wiederfinden."

In den Herzen ihrer Familie und Freunde lebt Anna sowieso weiter. "Wir sind sicher: Sie sitzt fest im Himmel und freut sich, dass wir weiterleben und Gutes tun", sagt Astrid Hellwege. "Die Idee zur Stiftung schwelte schon länger", ergänzt Niels Hellwege. "Annas PR-Fähigkeit und meine Kontakte als Jurist sollten was bringen. Es war das Bedürfnis, Geld dahin zu schaffen, wo Not ist." Deshalb war die Stiftung bereits eine Woche nach Annas Tod gegründet, das Kapital beträgt rund 300 000 Euro. "Anna schickt uns die Kraft", sagen die Eltern. "Ihr Leitspruch war: 'Life is, what you make of it'. Ganz im Sinne von: Yes we can." Deshalb garantiere die Stiftung, dass Spenden zu 100 Prozent an Projekte bedürftiger Menschen fließt (Spendenkonto: Anna-Hellwege-Stifung, Hamburger Sparkasse, BLZ 200 505 50, Konto 1280/20 81 31). "Gewaltprävention ist unser Lieblingsprojekt", betont Niels Hellwege. "Wenn wir Menschen aus der Armut rausholen, dann haben wir die Hoffnung, dass es weniger Gewalt gibt."