Rosemarie Pulst verlor zwei Söhne durch Krankheit. Um Familien zu unterstützen, gründet sie ein Kinderhospiz.

Es ist schon erstaunlich, wie viel Kraft in manchen Menschen steckt. Wie sie sich immer wieder aufraffen und andere motivieren können - trotz härtester Schicksalsschläge. Die Hamburgerin Rosemarie Pulst (48) ist so ein besonderer Mensch. 1991 starb ihr 15 Monate alter Sohn, 1993 ihr zweiter Sohn mit einem halben Jahr - beide an den Folgen einer unentdeckten Erbkrankheit. Christian, ihr 20-jähriger Sohn, sitzt im Rollstuhl. Er hat nur noch kurze Zeit zu leben. Zuzusehen, wie die eigenen Kinder sterben, ohne etwas tun zu können, "ist die schlimmste Erfahrung, die Eltern machen", sagt sie. 2001, als ihr Mann starb, war sie ganz allein mit ihrem Schicksal. "Ich hätte daran kaputtgehen, mich mit Drogen und Alkohol betäuben können." Hat sie aber nicht. Stattdessen steht Rosemarie Pulst auf einer Baustelle in Eidelstedt. Die Sonnenstrahlen, die nach stundenlangem Regen die Räume des ehemaligen Fitnessstudios erhellen, wirken fast symbolisch. Hier soll in wenigen Monaten ein Kinderhospiz eröffnen.

Vor etwa einem Jahr traf sie zwei Gleichgesinnte: Ester Peter (43) und Andreas Laudenbach (44) arbeiteten zur gleichen Zeit als Ehrenamtliche im Hospiz Familienhafen. Auch Ester Peter hatte einen Schicksalsschlag überwunden: "Vor ein paar Jahren kam ich mit einem Notfall ins Krankenhaus. Fast wäre ich gestorben, ohne mich von meiner Familie verabschiedet zu haben." Damals habe sie einen Deal mit Gott geschlossen: "Wenn ich überlebe, werde ich ein besserer Mensch", sagt die blonde, lebendige Frau. Dankbarkeit und die Freude, anderen Menschen zu helfen, sind ihre Motivation für das Kinderhospiz. Der Betriebswirt Andreas Laudenbach war so begeistert von dem sozialen Engagement der beiden Frauen, dass er sich kurzerhand entschloss, sie finanziell und werblich zu beraten. Die Idee von "KinderLeben" ist einmalig in Deutschland: Das Kinderhospiz, das sich hauptsächlich durch Spenden finanzieren will, ist einerseits Anlaufstelle für Familien mit sterbenskranken Kindern. Ein Team aus Pädagogen, Kinderärzten und Psychologen bietet Kreativ- und Gestaltungstherapien, Betreuung und Beratung an. Andererseits können Betroffene einen ambulanten 24-Stunden-Betreuungsdienst in Anspruch nehmen, damit die Kinder zu Hause wohnen bleiben können. Im Februar 2009 soll das Haus eröffnet werden, Schirmherr ist Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig die Situation für Eltern ist und was sie brauchen", sagt Rosemarie Pulst, die in ihrem Eifer nicht zu bremsen ist. Gerade hat sie einen Koordinatoren-Lehrgang für den Umgang mit todkranken Kindern belegt. Dabei hat sie das Leben schon ausreichend gelehrt, worauf es ankommt: niemals aufzugeben.


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