“Atam!“ Das bedeutet “Moin, moin“. Letzteres ist Yared Dibaba fast geläufiger. Jenem Sonnyboy, der aus Äthiopien stammt, seine Muttersprache Oromo...

"Atam!" Das bedeutet "Moin, moin". Letzteres ist Yared Dibaba fast geläufiger. Jenem Sonnyboy, der aus Äthiopien stammt, seine Muttersprache Oromo beherrscht wie Platt- und Hochdeutsch. Heute wird er wie alle vier Wochen nach Hannover fahren, da es in einem schmucken Studio auf dem Messegelände ab 22 Uhr wieder heißt: "Die Tietjen und Dibaba".

Seit Oktober 2007 moderiert der zweifache Vater die Talkshow im NDR an der Seite der weiblich-präsenten Plaudertasche Bettina Tietjen.

Zunächst für drei Sendungen quasi auf Bewährung, prägte er nicht nur den neuen Sendenamen - nichts und niemand erinnert (sich) mehr an die geschasste Eva Herman. "Anfangs hatte ich ein bisschen Bammel, solch eine Talkshow ist ja eine etablierte Nummer", erzählt er.

Doch Dibaba wusste, was er kann: "Dass mir das Moderieren liegt, habe ich bei Events gemerkt." Beim Beachvolleyball, Surfen und Sechstagerennen hatte er punkten können, beim Fan-Fest während der Fußball-WM 2006 war er Hamburgs Gesicht und Stimme. Und schon seit 2005 umrundet er mit Julia Westlake "Die Welt op Platt" fürs NDR-Fernsehen. Yared Dibaba, als Kind mit den Eltern und seinem Bruder vor der Militärdiktatur aus Äthiopien geflohen, hat dabei auch afrikanische Regionen für die TV-Reihe (neu) entdeckt.

Im plattdeutschen Chor seines Dorfes Falkenburg im Oldenburgischen war er einst zum Gesang und zu Percussion gekommen - mit dem Drang zur Bühne. Nach dem Abitur machte er indes erst mal eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und arbeitete bei Jacobs in Bremen - als Kaffeetester.

Anschließend Schauspielausbildung. Der Erfolg? Eher mäßig. "Es war für mich schwierig, als schwarzer Schauspieler in Deutschland Fuß zu fassen", erinnert sich Dibaba. Wenn es Rollen gab, waren sie oft klischeebehaftet. Anfragen als Barkeeper oder als afrikanischer Drogendealer lehnte er ab: "Dafür bin ich nicht drei Jahre lang auf die Schauspielschule gegangen!" Stattdessen jobbte Dibaba in einem Ottenser Szene-Lokal und als Stadtführer im Doppeldeckerbus - bis eine Hauptrolle als Taxifahrer in der TV-Serie "Die Ohnsorgs" an der Seite Heidi Kabels lockte. Es blieb eine Episode.

"Wenn ich etwas unbedingt tun will, dann traue ich mich auch. Es kann manchmal etwas dauern, aber ich tue es", hat Dibaba mal gesagt. Weil er auch ausgebildeter Sänger ist, muss das Talken nicht das Ende der öffentlich-rechtlichen Fahnenstange sein: "Ich bin ein großer Fan der klassischen Show-Variante."

Seine Neugier auf Menschen aber hält an: Am Dienstag fliegt er nach Kapstadt, um eine Folge von "Die Welt op Platt" abzudrehen. In Südafrika hat er jüngst einen Plattsnacker aus Salzwedel kennengelernt: "Der ist dort in ein Township gezogen, als einziger Weißer", staunt Dibaba. So ändern sich die Zeiten. Moin, moin!


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