Jerzee kaufte sich eine Gitarre und übte jeden Tag. Jetzt arbeitet sie an ihrer zweiten CD.
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", sagt Bianca Voss-Gentsch - und gewagt hat die 27-Jährige schon eine ganze Menge. Während eines Konzerts der amerikanischen Sängerin Melissa Etheridge war es, als die Wahlhamburgerin vor vier Jahren plötzlich ganz genau wusste, was sie wollte: selbst Musik machen und auf der Bühne stehen. Davon, dass Bekannte sie zunächst belächelten und ihr keine Chance gaben, ließ sie sich nicht entmutigen. Im Gegenteil: Die Bahrenfelderin kaufte sich eine Gitarre und übte ein halbes Jahr lang jeden Tag bis zu sechs Stunden. "Ich mache eben alles aus dem Bauch heraus und am besten sofort", erklärt sie mit einem Lächeln ihren beherzten Start ins Musikgeschäft. Von dieser Energie angesteckt, fanden sich auch bald Musiker, die bereit waren, zunächst einmal ohne Aussicht auf eine Gage endlose Stunden im Proberaum zu verbringen.
Für ihre ersten Kompositionen bekam die Sängerin 2005 den Deutschen Rock-und-Pop-Preis in den Kategorien Folkrock und Country verliehen. Im November vergangenen Jahres wurde dann für Voss-Gentsch, die unter dem Namen Jerzee auftritt, dann der große Traum wahr. Sie spielte ihre erste CD ein: "It's Me", ein melodiöses Rockalbum, das nicht nur an Melissa Etheridge, sondern auch an Sheryl Crow erinnert. Fast 10 000 Euro mussten vorab aufgebracht werden - kein Pappenstil für eine Teilzeit-Friseurin, die im Jahr kaum mehr als diese Summe verdient.
Und doch gelang es, das erforderliche Geld zusammenzu-bringen: durch ein Benefizkonzert im Hamburger Stage-Club und vor allem durch das Engagement einer Bekleidungsfirma, die sich von Jerzees Begeisterung anstecken ließ. "Ich investiere jede Minute meines Lebens und jeden Cent, den ich verdiene, in die Musik", sagt Bianca Voss-Gentsch. Unterstützt von ihrem Mann und Manager Heiko Gentsch (41), dem Mitinhaber einer kleinen Hamburger Werbeagentur, hat sie sich ihren Erfolg hart erkämpft.
Dass jetzt RTL einen Beitrag über die Newcomerin gesendet hat und auch MTV aufmerksam geworden ist, zählt zu den vielen positiven Reaktionen, die ihr Albumdebüt bekam. Beim Nachwuchswettbewerb des Musiksenders wurden bereits 7000 Stimmen für sie abgegeben.
Doch auf dem Erreichten ausruhen will sie sich nicht: Derzeit laufen die Aufnahmesessions zur zweiten CD. "Ich bin Sternbild Löwe und lasse nicht locker", erklärt die schlanke Blondine, und ihre Augen blitzen.
Davon kann inzwischen auch Bruce Springsteen ein Lied singen, zu dessen Konzerten Bianca seit Jahren voller Begeisterung geht. Immer wieder hatte sie versucht, dem "Boss" ihre Debüt-CD zuzustecken - bis es bei einem Auftritt in Düsseldorf tatsächlich gelang. Als sie kurz darauf in Hamburg wieder ganz vorn stand, schenkte ihr Springsteen nicht nur seine Mundharmonika, sondern baute ihren Namen auch spontan in einen seiner Songs ein. "Da bin ich vor Freude fast gestorben."
Alles sei möglich, wenn man es nur wirklich wolle, ist sie sicher. Und gibt selbst das beste Beispiel dafür ab.
Die erschienenen Folgen finden Sie im Internet unter www.abendblatt.de/yeswecan