Irgendwann früher, als Wendy Brown noch ein Kind war und mit ihren Eltern im US-Bundesstaat New York lebte, hat ihr Vater manchmal gesagt, dass...
Irgendwann früher, als Wendy Brown noch ein Kind war und mit ihren Eltern im US-Bundesstaat New York lebte, hat ihr Vater manchmal gesagt, dass alles möglich ist. Dass man alles erreichen kann, wenn man nur an sich glaubt. An seine Visionen und Träume.
Irgendwann später, als Wendy Brown längst erwachsen und nach Hamburg gezogen war, hat sie diesen Satz immer wieder gehört. Von einem jungen US-Senator, der Präsident der Vereinigten Staaten werden wollte. Der für seine Vision gekämpft hat - und Wendy Brown (48) Mut gemacht hat. Mut, ebenfalls für ihren Traum zu kämpfen. Für ihren Traum von einer bilingualen Schule. Einem Ort, wo Deutsch und Englisch gleichwertige Unterrichtssprachen sind, und wo genug Platz für kleine Kinder mit großen Visionen ist. So wie ihre Tochter Lissa (8). "Seit der Einschulung hatte ich das Gefühl, dass sich Lissa zwischen ihrer deutschen und amerikanischen Identität entscheiden muss und in der Schule niemals beide Seiten ausleben kann", sagt Wendy Brown. Also suchte sie Anfang 2008 eine Alternative und fand sie in der Phorms-Schule, wie es sie in Berlin gibt - und wie sie für Hamburg geplant war.
Zusammen mit anderen Müttern fuhr Wendy Brown in die Hauptstadt, machte sich ein Bild von der Privatschule - und war begeistert. Von dem fächerübergreifenden Unterricht, der individuellen Betreuung der Kinder - und dem Optimismus in der Schule. Dem Gefühl, dass man alles erreichen kann, wenn man nur daran glaubt. Dem Gefühl, dass es kein Problem gibt, das man nicht lösen kann. "Ich wollte, dass mein Kind genau mit diesem Glauben aufwächst", sagt Wendy Brown.
Und während Barack Obama seinem Traum vom Weißen Haus immer näher kam und sein "Yes we can" die Welt eroberte, kämpfte Wendy Brown für die Verwirklichung ihres Traums. Als die Schulbehörde der Phorms-Schule in Hamburg keine Genehmigung erteilte, rief sie kurzerhand eine Elterninitiative ins Leben. Als die Bedenkenträger noch diskutierten, stand sie auf und forderte die Menschen zum Handeln auf. "Mir ging es nicht darum, was die Schulgründer tun können, sondern was jeder Einzelne selbst tun kann", sagt Wendy Brown. Und sie hat etwas getan. Sie hat die anderen überzeugt, die Schule zu eröffnen. Egal, ob man eine Genehmigung oder passende Räume hat. "Notfalls hätten wir den Unterricht auch im Wohnzimmer abgehalten", sagt Wendy Brown.
Und ihre Vision ist Wirklichkeit geworden - noch vor der von Barack Obama. Am 4. September hat die Phorms-Schule in Eimsbüttel mit 24 Kindern ihren Betrieb aufgenommen, am 23. Oktober hat sie rückwirkend eine Genehmigung der Behörde erhalten.
Manchmal fragt sich Wendy Brown, ob es für Amerikaner leichter ist, ihre Visionen zu verwirklichen. Weil sie das schon in der Schule lernen. Weil sie das vorgelebt bekommen, wenn aus Tellerwäschern Millionäre werden. Meistens fragt Wendy Brown sich das aber nicht. Sie macht lieber Pläne, was sie als Nächstes verändern will. Verbessern will. Zum Beispiel die Situation von Frauen mit Brustkrebs. Weil sie selbst mal betroffen war, sagt sie. Es ist nicht mehr als ein Nebensatz, doch dahinter steckt eine große Botschaft: Ja, du kannst es schaffen. Alles. Sogar den Krebs besiegen.
Irgendwann will Wendy Brown vielleicht eine Brustkrebs-Stiftung gründen. Vielleicht, wenn Barack Obama nächstes Jahr ins Weiße Haus einzieht und aus seiner Vision "Yes we can" Wirklichkeit wird.
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