Ein Manager verwirklicht seinen Lebenstraum und gründet eine ganz besondere Schule für digitale Klänge.
Philipp Krebs grinst über das ganze Gesicht, als könne er es selbst noch nicht fassen, dass sein Traum nun Gestalt annimmt. "Das ist der perfekte Standort für das Yoyosonic Music Institute!", sagt er.
Gerade hat er seine Mietfläche im Musikhaus Karostar auf St. Pauli übernommen. Hier will er von Januar an Musikfans zwischen zehn und 70 Jahren beibringen, wie sie mit dem Computer komponieren, Musik produzieren oder sogar live auftreten können.
"Eine Musikschule nur für digitale Medien, so etwas gibt es in Deutschland noch nicht", sagt der 42-Jährige. "Dabei entspricht so ein Angebot der musikalischen Realität, die uns umgibt. Kinder und Jugendliche erleben Musik heute ganz anders als vor 30 Jahren." Für Workshops, Seminare und Gruppenunterricht hat er ein sechsköpfiges Team von Musikern, Produzenten und Tontechnikern um sich geschart. Und kann zum ersten Mal die Dinge, die ihm am meisten am Herzen liegen, miteinander verbinden: Musik und Musikvermittlung, Unternehmertum und die Neugier auf innovative Technologien.
Krebs stammt selbst aus einer rheinischen Unternehmerfamilie. Seine Passion gilt der Musik; er hat Schlagzeug, Instrumentalpädagogik und Musikwissenschaft studiert. Er bezeichnet sich als Wanderer zwischen den musikalischen Welten: Mit Beethoven und dem großen modernen Komponisten Steve Reich hat er sich genauso intensiv befasst wie mit Jazzrock und Fusion - um später einen ganz musikfernen Beruf zu ergreifen. Er beriet von Hamburg aus Großkunden für mehrere Internetagenturen und leitete in den letzten beiden Jahren die Geschäftskundenabteilung eines Anbieters für digitale TV-Dienste. Eine gut bezahlte Arbeit für den zweifachen Vater, aber unzufrieden war er trotzdem. "Ich habe mich immer mehr gefragt, wozu ich das mache. Die Musik fehlte einfach." Den Namen "Yoyosonic", einem Laut aus der Hip-Hop-Sprache entlehnt, hatte Krebs zwar schon lange im Kopf. Aber erst das Grübeln während seiner Sinnkrise brachte ihn auf seine Geschäftsidee. Und den entscheidenden Schubs gab ihm das Buch "Keine große Sache" von der preisgekrönten Unternehmensgründerin Vanessa Kullmann über die Geschichte ihrer "Balzac"-Coffeeshops: "Als ich das gelesen hatte, dachte ich, das kann ich auch!"
Gesagt, getan: In den nächsten Monaten analysierte Krebs Märkte, sondierte Zielgruppen, schrieb Businesspläne, fand Geldgeber für seine GmbH und überzeugte die Vermieter des heiß umworbenen Karostar für sich. Gegen diese aufregende Zeit kommen ihm die Ausbauarbeiten, die sich noch bis Ende Januar hinziehen werden, wie ein Spaziergang vor.
Ein Jahr hat er jetzt Zeit, zu zeigen, dass sein Konzept trägt und das Institut wie geplant Standorte in anderen deutschen Großstädten eröffnen kann.
Um dieses Ziel zu erreichen, stecken Philipp Krebs und seine Familie erst einmal zurück. Ums Reichwerden geht es ihm sowieso nicht - jedenfalls nicht in erster Linie. "Wenn jemand nach einem Workshop hier rausgeht und für die Musik gewonnen ist, dann habe ich mein Ziel erreicht", sagt er und grinst wieder. "Wir wollen ja nicht an die Börse!"