Funchal. Das Kreuzfahrtschiff kommt am Montag im Heimathafen Hamburg an. Unser Reisender lobt die Mitpassagiere – und schmiedet neue Pläne.
Die schleichende Aidaisierung der Meere schreitet unaufhaltsam voran. Neulich im südafrikanischen Port Elizabeth sind wir bereits der „AidaAura“ begegnet. Sie ist auf einer ihrer letzten Kreuzfahrten unterwegs, bevor sie ihren Dienst quittiert. Das Schiff ist zu klein geworden für das Konzept der Reederei.
Heute in Madeiras Hauptstadt Funchal liegen wir direkt neben der „AidaNova“, die gemessen an Passagierzahl und Tonnage etwa dreimal so groß ist wie unsere „AidaMar“ und dank genügsamer Ästhetik von außen ein wenig aussieht wie ein DDR-Plattenbau. Die gegenseitige Begrüßung der Passagiere bei unserer Ankunft heute früh war herzlich und warm.
Den letzten Hauch Afrika haben wir auf unserer Weltreise vor einigen Tagen auf der Kapverden-Insel Santiago geatmet. Auf dem Markt in der Hauptstadt Praia werden gebrauchte Flipflops neben getrocknetem Fisch, Gemüse und Werkzeug angeboten. Erstaunlich, mit welch akrobatischem Geschick die Händlerinnen ihre Waren auf dem Kopf balancieren.
Weltreise auf der „AidaMar“: Bilanz einer langen Kreuzfahrt
Wir steuern jetzt volle Fahrt voraus aufs europäische Festland zu. Vor uns liegen noch Lissabon und Porto, dann das französische Cherbourg, bevor wir Montag früh wieder in Hamburg festmachen. Und wenn mich jetzt nach fast vier Monaten Weltreise jemand fragt, welcher Kontinent mir am besten gefällt, heißt die Antwort: Europa. Hier ist alles so schön ordentlich und eingespielt.
Ich muss an dieser Stelle die Passagiere auf unserem Dampfer auch einmal loben: Einige von ihnen haben ein großes Herz. Mehr als 400.000 Euro an Spenden für den Verein „Cruise and Help“ sind auf unserer Weltreise zusammengekommen. Davon kann der Verein acht Schulen in armen Ländern errichten.
Zum Vergleich: Auf allen anderen Schiffen der Flotte zusammen wurden im selben Zeitraum 150.000 Euro gespendet. Letzter großer Batzen bei uns war die Versteigerung einer Aida-Outdoorjacke, für die unserer Entertainment-Chef Dennie mit seinem Team in jedem angesteuerten Hafen einen Aufnäher gesucht und gefunden hat. Das Weltreise-22/23-Unikat kam für 6000 Euro unter den Hammer.
Mit dem Schwarm soll es bald ins Restaurant gehen
Bei der Tombola, ebenfalls zugunsten „Cruise and Help“, hatte ich ausnahmsweise mal Glück und habe einen Restaurant-Gutschein im Wert von 90 Euro gewonnen. Verschnabulieren möchte ich den nun in einem unserer Gourmet-Restaurants mit Sängerin und Aida-Star Dana, deren nicht ganz heimlicher Verehrer ich bekanntlich bin. Sie fühlte sich geschmeichelt von meiner Einladung und hat mir versprochen, einen Terminvorschlag an meine Kabinentür zu pinnen. Bisher warte ich noch darauf. Ach ja, die Mädels…
Ein guter Vorsatz bei meiner Abreise ging langsam, aber sicher, voll nach hinten los: keine nutzlosen Souvenirs kaufen. Das klappt deswegen nicht, weil man vor der Abreise so oft noch Geld vom jeweiligen Land in der Tasche hat, das man hinterher nicht mehr gebrauchen könnte.
Und so habe ich nun von Tahiti einen Eiswürfelmacher mit Palmenformen im Gepäck, außerdem zwei Aufkleber mit einer Tahiti-Schönheit im Profil, von Fidschi ein Hawaii-Hemd, das Jürgen von der Lippe neidisch machen würde, und eine Angeber-Uhr mit Puma-Logo für umgerechnet fünf Euro, von Mauritius ein Sweatshirt mit der berühmten blauen Briefmarke drauf. Die Liste ließe sich noch lange, lange fortsetzen.
Sündhaft teure Weltreise bescherte unvergessliche Momente
Je ne regrette rien – ich bereue nichts. Seit Ende Oktober habe ich nun auf diesem Komfortschiff die Welt umrundet, und ja, die Reise war sündhaft teuer. Aber sie wird mir unvergesslich bleiben. Ich habe so viele Länder, Orte, Landschaften, Pflanzen und Tiere gesehen. Vor allem aber bin ich Menschen begegnet, mit denen ich mir etwas zu erzählen hatte.
Kann ich so eine Aida-Weltreise empfehlen? Ja. Montag gehe ich in Hamburg von Bord, mit tausend Erfahrungen und aufregenden Bildern im Kopf. Werde ich ein zweites Mal zu so einer Mega-Kreuzfahrt starten? Nein. Am Terminal wird meine Tina mit ihrem kleinen Peugeot und leer geräumtem Kofferraum auf mich warten. Wenn sie 2026 in den Ruhestand tritt, gehen wir noch mal zu zweit auf Weltreise. Nicht mit Aida, Mein Schiff oder Cunard, sondern auf eigene Faust. Non, je ne regrette rien. Hamburg, je t’aime.
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