Buenos Aires. Transparent am Kreuzfahrtschiff im Hafen von Buenos Aires wirft Fragen auf. Weltreisender findet heraus, wer Roland und Celina sind.

Rote Lettern auf einer weißen Plane, mehr als drei Meter breit, an der Reling auf Deck 5. „Roland ich liebe Dich! Deine Celina“, erfuhren die erstaunten Passagiere unserer „AidaMar“ beim Landgang in Argentiniens Metropole Buenos Aires. Das Transparent schmückte unseren schneeweißen Weltreise-Dampfer unmittelbar rechts über der Gangway.

So ein sehr persönliches und dennoch öffentliches Bekenntnis wirft stets Fragen auf und nährt Spekulationen. Ist es ein Versöhnungsangebot nach einem handfesten Streit? Eher nicht. Denn das Transparent ist nicht spontan mit Batikfarbe auf einem Bettlaken entstanden, sondern wurde professionell auf Glanzfolie gedruckt. Kein Mensch kann das auf einem Kreuzfahrtschiff.

Kreuzfahrt: „AidaMar“ erreicht auf ihrer Weltreise Buenos Aires

Celina hatte ihren roten Seufzer also schon im Gepäck, als sie an Bord ging. Ist sie vielleicht bis über beide Ohren verliebt noch mal von Deutschland nach Argentinien gefahren, wo sie vor ein paar Monaten den Roland kennen gelernt hatte, der hier wohnt und für den das Ganze eigentlich nur ein One-Night-Stand war?

Ich brauchte ein paar Tage, um herauszufinden, wie die Sache gelaufen ist, und am Ende ist alles gar nicht sooo spektakulär. Beide, Celina und Roland, gehören zur Crew auf unserer „AidaMar“ und sind glücklich miteinander liiert. Mit dem exorbitanten Liebesgruß wollte sie ihm einfach nur eine riesige Freude machen, und das ist ihr auch gelungen.

Crew und Passagiere – alle sitzen im selben Boot

In Buenos Aires wird bereits mittags Tango auf den Straßen getanzt.
In Buenos Aires wird bereits mittags Tango auf den Straßen getanzt. © Thomas Voigt

Es liegt in der Natur der Sache, dass wir bei unserer Weltreise mehr über die Mitglieder der Crew erfahren als ein Pauschalurlauber über das Hotelpersonal. Schließlich sitzen wir alle im selben Boot, und dessen Ausmaße sind begrenzt. Vormittags proben die Musiker und Artisten im Theatrium ihre Shows. Wer ihnen dabei zuschaut, erkennt, an welchen Stellen es noch nicht ganz rund läuft, und kann den Künstlern dann abends beim Auftritt bei diesen Sequenzen die Daumen drücken. Und neulich habe ich eher unfreiwillig ein Gespräch zwischen Elena und Manminder belauscht, deren Namen ich hier geändert habe.

Die beiden sprachen englisch und dachten wohl, deswegen verstehe ich sie nicht. Elena haderte damit, dass sie bei einem Vorstellungsabend den Passagieren ein wenig über sich erzählen sollte: „Das sind fremde Leute, die müssen doch nichts über mich wissen.“ Manminder beschwichtigte sie: „Du musst ihnen doch nicht die Wahrheit sagen. Erzähle ihnen einfach, was sie hören wollen.“

Mir persönlich hat Elena dann erzählt, dass sie aus Litauen kommt und vor ihrem dortigen Ingenieur-Studium noch möglichst viel von der Welt sehen will. Was sie dann an dem Vorstellungsabend erzählt hat, weiß ich nicht. Um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, bin ich lieber nicht hingegangen.

Ruheständler Thomas Voigt reist auf der „AidaMar“ um die Welt. Seine bisherigen Berichte:

Kaum zu glauben, dass nun schon die Adventszeit beginnt. Zwar haben wir in Montevideo (Uruguay) vor einem Hotel schon einen überlebensgroßen Weihnachtsmann gesehen, und es wird auch kälter, je weiter wir nach Süden vordringen. Für vorweihnachtliche Stimmung auf der „AidaMar“ reicht das allerdings nicht.

Thomas Voigt mit der Bergedorfer Weihnachtskugel im Hafen von Punta Arenas (Chile).
Thomas Voigt mit der Bergedorfer Weihnachtskugel im Hafen von Punta Arenas (Chile). © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Ich bin aber vorbereitet, ich habe nämlich die aktuelle Adventskugel von Bergedorfs Kirchengemeinde St. Petri und Pauli mit auf die Reise genommen. Damit schmücke ich jetzt zum Wochenende meine Kabine. Und ich bin nicht der einzige. Meggie und Klaus aus meiner Shuffleboard-Gruppe haben ihre Balkon-Schiebetür in Goldfarbe mit einem Tannenbaum, Sternchen und Weihnachtskugeln bemalt.

Geheimtipp: Wo es die beste Aussicht auf Buenos Aires gibt

In Buenos Aires wird tatsächlich auf der Straße Tango getanzt, sogar schon um die Mittagszeit und natürlich sehr gut. Die Tänzer im touristisch geprägten Künstlerviertel San Telmo freuen sich, wenn man ihren Hut mit ein paar kleinen Scheinen füttert.

Der Blick vom Palacio Barolo auf Buenos Aires mit seinem Kongressgebäude (hinten).
Der Blick vom Palacio Barolo auf Buenos Aires mit seinem Kongressgebäude (hinten). © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Die beste Aussicht auf Buenos Aires hat man von der Leuchtturm-Kuppel des mehr als 100 Meter hohen Palacio Barolo in der City. Das Haus im Zuckerbäckerstil war 1921 Südamerikas erster Wolkenkratzer. Architekt Mario Palanti hat wenige Jahre später auch den Palacio Salvo in Montevideo entworfen und realisiert. Der sieht dem Palacio Barolo sehr ähnlich.

Der Palacio Salvo in Montevideo (Uruguay)
Der Palacio Salvo in Montevideo (Uruguay) © Thomas Voigt | Thomas Voigt

In den ersten zwei Jahre ohne hinreichenden Erfolg als Hotel betrieben, beherbergt der Palacio Salvo seit 1927 Wohnungen und Büros. Als Fremder kommt man dort aber nicht hinauf. Für ein atemberaubendes Montevideo-Panorama habe ich aber einen Geheimtipp: Wer schräg gegenüber beherzten Schrittes durch die Halle des Marriot-Hotels geht, hinten links die Rolltreppe hoch, dann scharf rechts zum Lift, kann damit in die 24. Etage zum Panorama-Restaurant fahren, das eigentlich nur den Hotelgästen vorbehalten ist. Aber nicht verraten!