Korallenbucht auf Lifou kann von “AidaMar“ nicht angesteuert werden. Auch Bora Bora weist künftig große Schiffe ab.
- Inseln wehren sich gegen unkontrollierten Massentourismus
- "AidaMar" kann malerische Korallenbucht nicht ansteuern
- Auch Bora Bora macht jetzt dicht
Paradies Nummer zwei erwartete die Passagiere auf der „AidaMar“ am zweiten Weihnachtstag. Nach dem spektakulären Besuch des Nobel-Eilands Bora Bora vorletzte Woche verbrachten wir nun den ganzen Tag auf Mystery Island, der kleinen unbewohnten Nachbarinsel von Aneityum im Südseeinselstaat Vanuatu. Sie beherbergt den Flughafen von Aneityum – eine 600 Meter lange Rasenpiste mit Terminal-Baracke –, den die Engländer hier in den 50er-Jahren in den Palmenwald schlugen. Einst besuchten die Queen und Prinz Philipp Mystery Island, seitdem steht der Queen-Gemahl in Vanuatu als Heiliger hoch im Kurs.
Die kleine Insel blüht, gedeiht, ist ein Träumchen für Botaniker, und auch unter Wasser hat die Schöpfung die Möglichkeiten ihres Tuschkastens voll ausgereizt. Hier könnte ich stundenlang schnorcheln, bin zwischen Korallen und Fischen in allen Farben und Größen geschwommen. Bewohner von Aneityum waren für uns die 800 Meter übers Wasser gekommen und ließen es an nichts fehlen:
Es gab Fisch-Barbeque, ganze Hummer am Marktstand, und einige weibliche Passagiere nutzten das Angebot „Hair Braiding“, ließen sich eine melanesische Flechtfrisur verpassen. Ist ja alles Geschmackssache, Mädels. Ach, übrigens: Am Strand von Mystery Island trafen wir auch unseren Kapitän Felix Rothe in eher ungewohnter Montur: barfuß in Shorts mit Ehefrau und Baby. Auch ein Kapitän hat mal frei.
Kreuzfahrt: Viel Applaus für den Gästechor auf der AidaMar-Bühne
Unser Gästechor konnte nun doch noch mit Weihnachtsliedern auftreten – statt wie geplant am dritten Adventssonntag hatten die Entertainment-Planer uns coronabedingt um zwei Wochen auf Heiligabend geschoben, wo wir sogar ein Zeitfenster in der abendlichen Festgala erhielten. Mit Hingabe und voller Inbrunst schmetterten wir „This little Light of Mine“, „Advent ist ein Leuchten“ sowie „Sind die Lichter angezündet“ und ernteten aufrichtigen Beifall im Theatrium unserer AidaMar.
Feierlicher Höhepunkt der Show war dann das „Stille Nacht, heilige Nacht“ in acht Sprachen, dargeboten von Mitgliedern der Crew. Gefreut habe ich mich auch über mein Wichtel-Geschenk von irgendeinem anderen Passagier: ein Weltatlas im Mini-Format DIN-A-7. Besonders gefällt mir die Doppelseite mit dem Südpol in der Mitte. Darauf kann man sehen, dass unser kürzlicher Anlaufpunkt Ushuaia im argentinischen Feuerland tatsächlich die südlichste Stadt auf dem Erdball ist.
Kreuzfahrt: Der Zugang zur Korallenbucht blieb versperrt
Nicht alles läuft immer nach Plan auf so einer Weltreise. Vor der Insel Lifou im französischen Überseegebiet Neukaledonien sind wir gestern früh mit drei Stunden Verspätung vor Anker gegangen. Der Grund: Unsere Lotsen sollten am Vorabend von der Hauptstadt Noum‘ea auf der Hauptinsel Grande Terre einfliegen. Dort aber wütete ein Unwetter, und der Flug fiel aus. So kamen wir auf Lifou statt morgens um 8 Uhr erst vormittags von Bord.
Dort auf Lifou war uns der Zugang zur zauberhaften Korallen- und Schnorchelbucht Baie de Jinek verwehrt. Die Bucht ist aufgeteilt zwischen mehreren privaten Eigentümern. Die freuen sich normalerweise über Gäste. Aber eine Horde von Hunderten „Aida“-Passagieren – das war ihnen einfach zu viel. Mag sein, dass diese Entscheidung nicht fiel, um die Unterwasserwelt vor Lifou zu schützen, sondern weil die Buchtbewohner einfach nur keinen Bock auf unseren Überfall hatten. Den 2000 Fischarten zwischen den nahezu unberührten Korallenriffs hat sich unser verordneter Verzicht aber sicher gut getan.
Anscheinend ist es ein junger Trend hier auf den Südseeinseln, den unkontrollierten Massentourismus nicht länger hinzunehmen. Auch auf Bora Bora treten jetzt ungleich strengere Regeln in Kraft. Wir waren das letzte große Passagierschiff, das die Insel anlaufen durfte. Wenn andere Ziele dem Beispiel folgen, könnte das Folgen für die weltweite Kreuzfahrt-Branche haben und dem zügellosen „Größer, Weiter, Billiger“ ein Ende setzen.
Noch vor wenigen Jahren galt unsere „AidaMar“ mit Platz für bis zu 2300 Passagiere als großes Schiff. Heute sind wir mittlere Größe, andere Dampfer schippern mehr als 5000 Passagiere übers Meer. Nur: Wenn es für die immer weniger Reiseziele gibt, bald vielleicht nur noch Metropolen wie New York, Sydney oder Rio, welche Reederei braucht dann noch so ein Schiff?
Manchmal ist es auch schlicht menschliches oder technisches Versagen, das zu unplanmäßigen Ausfällen führt. Carmen und Florian – das sind die beiden aus Wien – hatten schon von zu Hause aus für den Abend des zweiten Weihnachtstags einen Tisch beim Nobel-Italiener „Rossini“ hier an Bord reserviert.
Anfang Dezember wurden sie zu einem Vorgespräch gebeten, um etwaige Unverträglichkeiten und Wein-Vorlieben zu erörtern. Dann am 26. Dezember aber wusste niemand im „Rossini“ mehr von dieser Reservierung, und es musste eilig ein weiterer Tisch ins enge Lokal gezwängt werden. „Geschmeckt hat es dann aber vorzüglich“ erzählte Carmen merklich besänftigt.
Ein Champagner-Seminar mit einem Mann ohne Ahnung
Dann war da noch das „Champagner-Seminar“ in der Aida-Weinbar zum Teilnahmepreis von 39 Euro, von dem Herbert mir erzählte. Ein sehr junger Mann empfing die sechs Teilnehmer mit den Worten: „Tut mir leid, ich habe keine Ahnung von Champagner, ich wusste auch bis vor Kurzem nicht, dass ich das hier machen soll.“
Dann gab es für jeden fünfmal einen Fingerhut Schampus, und der Seminarleiter wider Willen las die Flaschenetikette vor. Nach nicht mal 20 Minuten war alles vorbei. Herbert tat daraufhin das einzig Richtige: Er gab dem verzweifelten jungen Mann fünf Euro Trinkgeld und gönnte sich dann einen gut gemixten Cocktail an der Ocean Bar auf Deck 12.
Ruheständler Thomas Voigt reist auf der „AidaMar“ um die Welt. Seine bisherigen Berichte:
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