Melbourne. Auf seiner Kreuzfahrt erlebt Ruheständler Thomas Voigt in Sydney ein traumhaftes Feuerwerk. Doch langsam kommt das Heimweh.

Neues Jahr, neues Meer: Letzte Nacht sind wir mit der „AidaMar“ still und leise vom Pazifik in den Indischen Ozean hinübergeschippert und auf unserer Kreuzfahrt mit der Aida um die Welt heute früh in Melbourne aufgewacht. Nun sitze ich hier auf dem überdachten Victoria-Market zwischen allerlei Ständen mit Schmuck, Lederwaren, T-Shirts, Süßigkeiten und pfundigen Halbedelsteinen. Aber immer der Reihe nach.

Die Einfahrt nach Sydney am Silvestermorgen war ein Träumchen. Unter Australiens strahlender Sonne glitten wir majestätisch vorbei am markanten Opernhaus vor der Glitzer-Skyline, unter der Harbour Bridge mit gerade mal 2,10 Metern Höhenabstand hindurch zu unserem Anlegeplatz. Der war ein wenig abgelegen von der City. Und so kam es, dass ich mich – kaum erstmals im Leben auf australischem Boden – gleich mal kräftig danebenbenehmen musste. Aber ich konnte kaum etwas dafür.

Kreuzfahrt um die Welt: Mit der „AidaMar“ in Australien

Es war nämlich so: Zum Anleger der Fähre, die uns ins Zentrum brachte, hatten wir bis zu unserer „AidaMar“ 35 Minuten Fußweg. Und ich hatte mich zum Lunch mit meiner Schulfreundin Heike und ihrem Reinhard verabredet, die für eine Woche rund um den Jahreswechsel in Sydney weilten. Am Fähranleger musste ich dann feststellen, dass der Ticketautomat keine Dollar annimmt.

Auch bei Nacht ein Blickfang: Sydneys Oper mit Skyline.
Auch bei Nacht ein Blickfang: Sydneys Oper mit Skyline. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Kaum jemand in Australien arbeitet noch gern mit Bargeld, wie ich heute weiß. Aber ich hatte meine Kreditkarte in meiner Kabine vergessen. Also musste ich schwarzfahren, sonst hätte ich Heike und Reinhard versetzt. Benachrichtigen konnte ich sie nicht, denn am Fähranleger gab es kein WiFi. Also einfach rauf auf die Fähre, kontrolliert hat mich dabei keiner.

Ohne Kreditkarte in Sydney: Weltreisender hat ein Riesenproblem

Bei der Ankunft am zentralen Fährhafen musste ich als blinder Passagier aber durch die Ausgangsschleuse. Dieses Problem konnte ich nur lösen, indem ich ganz knapp hinter einer jungen Japanerin durch die Sperre hüpfte, bevor diese sich wieder schloss. Leider trat ich ihr dabei ein wenig in die Haxen und zog mir berechtigterweise recht hasserfüllte Blicke zu. Alles ganz schön peinlich!

Für die Dauer unseres Treffens mussten Heike und Reinhard mich dann aushalten: Kein Restaurant, kein Café wollte meine australischen Papier-Dollar annehmen. Was war ich erleichtert, als die beiden mir auch noch das Ticket für die Rückfahrt gesponsert hatten und ich wenig später am frühen Silvesterabend meine Visa-Card in der Hand hielt. Endlich wieder existenzberechtigt.

Ziemlich teuer: Der Silvesterabend in der Oper von Sydney

Den Besuch der Opernaufführung in Sydney im der Silvesternacht habe ich mir verkniffen. 400 Euro, also nee, das war ja fast so teuer wie die Rolling Stones 2017 im Hamburger Stadtpark. Karo aus Berlin ging aber hin und war hinterher sichtlich beeindruckt: „Es war ein Potpourri aus verschiedenen Opern wie Mozarts Zauberflöte, der Barbier von Sevilla, Carmen von Bizet oder Verdis La Traviata. Der Abend war festlich und gleichzeitig unprätentiös. Durch den Abend führte ein bestgelaunter Moderator, den ich aber mit seinem australischen Dialekt nicht verstanden habe. Und zum Schluss haben alle die Nationalhymne gesungen. Alles in allem schon anders als ein Opernabend in Europa.“

Sydneys Wahrzeichen: die Harbour Bridge und das 1973 eröffnete Opernhaus.
Sydneys Wahrzeichen: die Harbour Bridge und das 1973 eröffnete Opernhaus. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Das Feuerwerk in Sydney war erwartungsgemäß unbeschreiblich, der Neujahrstag ein heißer Sommertag. Gestern lasen einige von uns in der Bergedorfer Zeitung, dass es beim Neujahrs-Anbaden der DLRG mit 16 Grad Lufttemperatur viel zu warm war. Fanden wir lustig. Viele Aida-Passagiere waren am Neujahrstag zum Baden an Sydneys Traumstrand Manly gefahren und kamen mit einem Sonnenbrand zurück.

Kreuzfahrt: Die Rückreise der „AidaMar“ hat gefühlt begonnen

Gefühlt hat jetzt die Rückreise auf unserer Erdumrundung begonnen. Sieben Wochen liegen noch vor uns. Und ganz subtil schleichen sich erste Zeichen von Heimweh bei mir an. Letzte Woche habe ich zum ersten Mal von meinem Garten geträumt. Klar, hat da alles geblüht, ganz anders als in Wirklichkeit. Und meine umfangreiche LP- und CD-Sammlung macht sich mehr und mehr bemerkbar. Morgens beim Aufwachen habe ich immer Songs im Kopf, die ich jahrzehntelang nicht aufgelegt habe: „Thank you“ vom zweiten Led Zeppelin-Album, „Angel“ von Jimi Hendrix, „Salamander“ von Jethro Tull – allesamt noble Schmachtfetzen.

Es sind ganz perfide Fäden in meine tiefste Vergangenheit, die meine Seele da spinnt. Und eines Morgens werden die mich alle zusammen aus dem Schlaf reißen und mich ein herzzerreißendes „Ich will nach Hause!!!!!“ krakeelen lassen. Wie eine schrille Comiczeichnung habe ich das Bild vor Augen. Nein, bitte noch nicht jetzt…

Ruheständler Thomas Voigt reist auf der „AidaMar“ um die Welt. Seine bisherigen Berichte: