Maskat/Geesthacht. Die Pietzkos aus Geesthacht sind mit ihrem rosa Wohnmobil “Heidi“ auf Weltreise. Wie es sich darin wohnt und was sie alles erleben.

Familie Pietzko hat Anfang 2022 ihr Reihenhaus in Geesthacht und fast alle Habseligkeiten verkauft und ist am 8. Februar auf Weltreise gegangen. Vor Januar 2024 wollen sie nicht zurück sein. Dafür haben die Erwachsenen Elternzeit genommen.

Seitdem ist ein rosa Oldtimer-Wohnmobil namens „Heidi“ das Zuhause von Jonas und Jessica (beide 35) und ihren Kindern Jano (9) und Jana (2). Mit dem allradbetriebenen Mercedes-Rundhauber (Baujahr 1978) haben sie mittlerweile zwölf Länder bereist und viele Abenteuer erlebt. Wir berichten immer mal wieder von den Erlebnissen der Pietzkos, die aktuell im Sultanat Oman sind, und ihrer Weltreise mit „Heidi“.

Weltreise: Pietzkos haben schon 25.000 Kilometer zurückgelegt

„Zu Heidi muss man nett sein, aber sie liebt es zu fahren. Manchmal wird sie von ganz allein schneller“, hat Jonas Pietzko nach circa 25.000 zurückgelegten Kilometern festgestellt. Mit Rückenwind schafft es das zum Expeditionsfahrzeug umgebaute alte Feuerwehrauto auf knapp 100 Kilometer pro Stunde.

Das mache wegen des Lärmpegels und fehlender Servolenkung bei neun Tonnen Gewicht keinen Spaß. „Außerorts ist ihre Wohlfühlgeschwindigkeit 72 km/h“, sagt Jonas Pietzko. Wie er die so genau halten kann? „Ich habe einen ruhigen Fuß.“

"Heidi" ist wie Lego aufgebaut

Jonas Pietzko am Steuer von „Heidi“.
Jonas Pietzko am Steuer von „Heidi“. © Jessica Pietzko | Jessica Pietzko

Die Pietzkos haben „Heidi“ für 85.000 Euro von einer Familie aus Lörrach (Baden-Württemberg) gekauft, die sie in Eigenregie umgebaut hatten und mit ihr ebenfalls auf Weltreise gewesen waren. Das Rosa ist übrigens ein Unfall, der beim Farbenmischen passiert war.

Ein Kriterium bei der Fahrzeugwahl lautete: Es muss einfach zu reparieren sein. Jonas Pietzko ist zwar kein Autoschrauber, aber hatte beim Umbau des Reihenhauses am Gorch-Foch-Weg in Geesthacht viel selbst gemacht. „Außerdem ist ein Rundhauber wie Lego aufgebaut. Es gibt keine Elektrik. Einmal war unser Warnblinker kaputt, die Birne aber heil. Dann konnte es nur noch die Sicherung sein“, sagt der 35-Jährige.

Im Bergdorf in Italien zwischen Häusern festgefahren

Ein Rundhauber hat ganz einfache Technik. Die Maße des Mobils stehen zur Erinnerung am Armaturenbrett.
Ein Rundhauber hat ganz einfache Technik. Die Maße des Mobils stehen zur Erinnerung am Armaturenbrett. © Jessica Pietzko | Jessica Pietzko

Zudem gibt es diverse selbsterklärende Videos auf youtube und ein eigene Rundhauber-Gruppe bei Facebook für spezielle Fragen. Der Stauraum in „Heidis“ Heck ist zudem voll mit Werkzeug und Ersatzteilen: Akkuschrauber, Säge, Bohrmaschine, Schweißgerät – alles Gegenstände, um sie im Nirgendwo wieder flott zu bekommen.

Festgefahren haben sie sich trotz Allradantrieb einige Male. Meist kamen sie selbst frei, doch auf einer Düne in den Vereinigten Arabischen Emiraten musste ein Franzose sie herausziehen. Einen halben Tag dauerte es, um aus tiefem Matsch in Albanien herauszukommen. Doch am nervenaufreibendsten war ein Vorfall in einem italienischen Bergdorf.

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„Da hätte ich die Reise im ersten Moment am liebsten abgebrochen“, erinnert sich Jessica Pietzko. „Wir sind zwischen zwei Häusern steckengeblieben. Die Straße wurde immer enger, irgendwann ging es weder vor noch zurück“, sagt Jonas Pietzko, der heute darüber schmunzeln kann. Die Lösung: Auf der Fahrerseite ließ er Luft aus den Reifen und kam so zentimeterweise frei.

Einmal volltanken kostet zwischen 48 und 650 Euro

Das „Wohnzimmer“ ist klein, aber fein.
Das „Wohnzimmer“ ist klein, aber fein. © Jessica Pietzko | Jessica Pietzko

„Heidi“ ist 8,10 Meter lang, 3,35 Meter hoch und 2,50 Meter breit. Die Maße sind zur Erinnerung ans Armaturenbrett geklebt. Die alte Zwillingsbereifung hinten wurde ersetzt. Nun ist „Heidi“ auf 22,5 Zoll großen Felgen unterwegs. Die Reifen sind 385 Millimeter breit. Es gibt zwei Tanks für Diesel – insgesamt 305 Liter.

Der Verbrauch liegt zwischen 18 und 22 Litern. Mit einer Tankfüllung kommen die Pietzkos bis zu 1500 Kilometer weit. Am teuersten war „einmal volltanken“ in Deutschland. Kostenpunkt: satte 650 Euro. Zum Vergleich: In Saudi-Arabien zahlte Jonas Pietzko lediglich 48 Euro. Der Liter Diesel kostete nur 16 Cent.

Die Pietzkos beim Start von Hunderten Heißluftballons in Kappadokien (Türkei).
Die Pietzkos beim Start von Hunderten Heißluftballons in Kappadokien (Türkei). © Jessica Pietzko | Jessica Pietzko

Die Pietzkos haben einen 200 Liter fassenden Frischwassertank und 80 Liter für Grauwasser plus 20 Liter in einer Solardusche. Das reicht für vier bis fünf Tage. Zum Vergleich: Normale Wohnmobile mit Toilette und Dusche haben zwischen 60 und 100 Liter Frischwasser. Die Pietzkos nutzen überdies eine sogenannte Trockentrenntoilette. Ihnen stehen zwei Solarpanels auf „Heidis“ Dach mit 800 Watt zur Verfügung und eine Batterie mit 440 Ampere. Die zwei Standheizungen werden mit Diesel betrieben.

Das Einzige, was fehlt, ist eine Klimaanlage. Aber eine Waschmaschine gibt es. Die Pietzkos haben ökologische Waschmittel und Seife dabei. Jedes Familienmitglied hat zudem einen eigenen Schrank, dazu gibt es einen Spielschrank für die Kinder.

Aktuell sind die Pietzkos an der Südküste des Oman, um Delfine zu beobachten. Dass sie zur Weltreise aufgebrochen sind, haben sie noch keine Minute bereut.

Bisher über die Reise der Pietzkos erschienen: