Hamburg/Kapverden. Thomas Voigt macht eine Kreuzfahrt um die Welt. Warum er sich auf den Kapverden wünscht, nicht zu den Aida-Gästen zu gehören.

Es gibt Momente, da wünsche ich mir ein Quentchen mehr Taktgefühl und Anstand von den Passagieren der „AidaMar“. Nein, ich lamentiere jetzt nicht über stundenlang mit Handtüchern blockierte Sonnenliegen an Deck. Das sind Peanuts. Mir geht es um das Benehmen an den Orten, wo wir während unserer Kreuzfahrt um die Welt tageweise zu Gast sind.

Dass es auf den Kapverden an Trinkwasser mangelt, ist gemeinhin bekannt. Und wer das nicht weiß, erkennt es spätestens, wenn er auf der Fahrt durch die Dörfer sieht, mit welcher Akribie die Menschen das kostbare Gut aus dem Brunnen oder vom Tank auf dem Dach in Kunststoffkanister abfüllen, sodass auch ja kein Tropfen daneben fällt. Zudem hatte tags zuvor unser Bordgelehrter Matthias Palm in seinem Vortrag auf das kapverdische Wasserproblem hingewiesen.

Kreuzfahrt mit der „AidaMar“: Inselbewohner bleiben fassungslos zurück

Menschen in Salamansa auf den Kapverden füllen wertvolles Regenwasser in Kanister ab.
Menschen in Salamansa auf den Kapverden füllen wertvolles Regenwasser in Kanister ab. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Und was machen einige Weltreisebummler? Spülen sich nach dem Barfuß-Spaziergang am Strand auf dem Parkplatz mit ihrem Mineralwasser die Füße sauber – vor den fassungslosen Augen der Inselbewohner. Was habe ich mich geschämt und war froh, als wir uns mit unserem blütenweißen Traumschiff wieder aus dem Staub machten.

„Sail away, sail away, sail away“ – versöhnt hat mich dann ein traumhafter Abschied bei Sonnenuntergang und diesem Lied „Orinoco Flow“ von der irischen Singer-Songwriterin Enya. Das erklingt immer beim Auslaufen auf unserem Schiff, und mir wird jedes Mal ganz warm ums Herz bei dieser maritimen Fernweh-Hymne.

Gute Musik ist während unserer Kreuzfahrt leider nicht selbstverständlich

Gute Musik ist auf unserem Dampfer leider nicht selbstverständlich. Aus dem bayerischen „Brauhaus“ auf Deck 10 schallen den halben Tag Schlager (mit Abstand meistgespielter Titel: „Einmal um die Welt“ von Mary Roos) und – für mich noch schlimmer – Volks- oder bayerische Blasmusik über das halbe Schiff. Auch auf die häufigen abendlichen Queen-Medleys, von den Show-Teams an Bord theatralisch inszeniert, könnte ich gut verzichten.

Ein großartiger Künstler: Terrel Woodbury unterhält die Passagiere an Bord der „AidaMar“.
Ein großartiger Künstler: Terrel Woodbury unterhält die Passagiere an Bord der „AidaMar“. © Thomas Voigt | Thomas Voigt

Es gibt aber auch musikalische Lichtblicke auf unserer Tour. Einer davon heißt Terrel Woodbury, stammt aus dem US-Staat Virginia und ist ein begnadeter Soul- und Rhythm-and-Blues-Sänger. „Papa was a Rollin’ Stone“ – nun, das stimmt bei ihm nicht ganz. Terrels Papa ist ein Münchener, und Terrel selbst lebt dort seit er acht Jahre alt war. Deswegen garniert der dunkelhäutige Künstler seine Shows gern mit einem „Ja, wo samma denn doa“, sehr zum Vergnügen seiner Gäste. Neulich an der Bar schlug ich ihm vor, „Dock of the Bay“ von Otis Redding ins Programm zu nehmen, und er: „Das wird do nom End hin gpfiffe, un i ko partout net pfeife.“

Hamburg Stage Ensemble bietet zwei großartige Konzerte auf der „AidaMar“

Leider schon auf Gran Canaria ist das Hamburg Stage Ensemble von Bord unserer „AidaMar“ gegangen, und dieses Klassik-Sextett vermisse ich sehr. Die jungen Musiker aus sechs Nationen haben uns zwei großartige abendliche Konzerte geschenkt: Vivaldis Vier Jahreszeiten und ein Programm mit Mozart, Ungarischen Tänzen von Brahms und einem Stück von Argentiniens Tango-Papst Piazzolla. Wenn ich erst einmal wieder in Hamburg bin, werde ich den Spuren dieses Ausnahme-Ensembles folgen. Und ich werde das Hamburg Stage Ensemble meinem Freund Farhang Logmani für dessen Bergedorfer Musiktage empfehlen.

Jetzt erst einmal steuern wir Brasilien an, gleich nach dem Frühstück werden wir in den Hafen von Recife einlaufen. Samba und Caipirinha, wir kommen!