Rio de Janeiro. Sturm mit Windstärke 10 tobte vor Uruguay. Das hat das Kreuzfahrt-Programm der „AidaMar“ leicht durcheinander gewirbelt.

„Euer Kapitän ist sehr umsichtig“, hat meine daheimgebliebene Frau Tina mir per E-Mail geantwortet. Ich hatte ihr geschrieben, dass wir auf unserer Kreuzfahrt um die Welt knapp einen Tag länger als geplant in Rio bleiben. „AidaMar“-Kapitän Felix Rothe wollte einen Sturm, der mit Windstärke 10 vor Uruguay tobte, lieber vorüberziehen lassen, als uns durch sieben Meter hohe Wellen zu navigieren.

Auch ich bin dankbar für diese Entscheidung, auch wenn wir nun jeweils einen Tag später in Montevideo (Uruguay) und in Buenos Aires (Argentinien) ankommen und Puerto Madryn im argentinischen Patagonien ausfallen lassen müssen, um wieder im Zeitplan unserer Weltreise zu sein. Wir verpassen also die Halbinsel Valdez – ein Unesco-Weltnaturerbe, wo man Magellan-Pinguine und mit etwas Glück auch See-Elefanten erleben kann.

Kreuzfahrt um die Welt: „AidaMar“ wartet schweren Sturm in Rio ab

Stattdessen also allerhand mehr Rio de Janeiro – fein, fein. Den Zuckerhut haben wir Deutschen vom Kreuzfahrtschiff am ersten Tag geradezu erobert. „Marion, mach hinne, der Bus wartet nicht, und nachher stehen wir da unten…“ Ich habe auf Brasiliens grandiosem Aussichtspunkt kaum etwas anderes als die deutsche Sprache gehört – in rheinischer, sächsischer oder auch in schweizer Variante.

Mit der Seilbahn auf den Zuckerhut. Der 396 Meter hohe Felsen ist das Wahrzeichen Rio de Janeiros.
Mit der Seilbahn auf den Zuckerhut. Der 396 Meter hohe Felsen ist das Wahrzeichen Rio de Janeiros. © Thomas Voigt | Thomes Voigt

Der zusätzliche Tag in Rio hat mir aber auch weniger Populäres gezeigt: das Museum der Zukunft etwa, nur einen guten Steinwurf von unserem Liegeplatz entfernt. Dort läuft gerade die umfangreiche Ausstellung „Amazonia“ des brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado. Seine großformatigen Schwarz-Weiß-Bilder schaffen eine unglaubliche Nähe zu diesem tropischen Landstrich, seine Porträts sind gleichermaßen respektvoll und sehr privat.

Künstler Jorge Selarón verbrannte 2013 auf seiner Treppe

Und dann dieses Kunstwerk von Treppe, das zum Stadtteil Santa Teresa hinaufführt. Mehr als 20 Jahre hat der aus Chile stammende Künstler Jorge Selarón an diesem Keramik-Meisterwerk gearbeitet – ohne jede öffentliche Hilfe, unterstützt nur von Freunden, die Material brachten.

Weltreisender Thomas Voigt auf der Treppe, die der Künstler Jorge Selarón in Rio de Janeiro schuf.
Weltreisender Thomas Voigt auf der Treppe, die der Künstler Jorge Selarón in Rio de Janeiro schuf. © Thomas Voigt | Thomes Voigt

Meine Idee, dem Künstler ein gründliches Aufhübschen der Bergedorfer Kupferhof-Terrassen ans Herz zu legen, kann ich leider vergessen: Jorge Selarón verbrannte im Januar 2013 auf seiner Treppe. Ob der 65-jährige depressive Künstler sich mit leicht entflammbarem Farbverdünner selbst tötete oder von früheren Geschäftsfreunden eiskalt hingerichtet wurde, ist bis heute nicht geklärt.

Ruheständler Thomas Voigt reist auf der „AidaMar“ um die Welt. Seine bisherigen Berichte:

Wir verbringen jetzt wieder mal zwei Seetage, bevor wir Montevideo erreichen. Langweilig wird es an Bord aber nicht. Dagegen steuert ein ausgeklügeltes Freizeitprogramm mit Angeboten wie „Boogie für Einsteiger mit Tanzlehrerin Diana“, „Volleyball mit Wolfgang“ oder „Workshop Hochsteckfrisuren“.

Kreuzfahrt um die Welt: Shuffleboard auf der „AidaMar“ immer beliebter

Shuffleboard wird an Bord der „AidaMar“ immer beliebter. Die Passagiere haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um sich zu organisieren.
Shuffleboard wird an Bord der „AidaMar“ immer beliebter. Die Passagiere haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um sich zu organisieren. © Thomas Voigt | Thomes Voigt

Ich spiele am liebsten Shuffleboard, ein Mannschaftsspiel an Deck mit Pucks und Queues, bei dem Punktefelder getroffen werden müssen und das Rausschießen der gegnerischen Pucks den eigentlichen Kick ausmacht. Weil die Schar der Shuffleboard-Freunde immer größer wird, haben wir letzte Woche eine WhatsApp-Gruppe gegründet, die zusätzliche Shuffleboard-Treffen anberaumt.

Ich sehe grad: Das nächste Spiel startet in gut 20 Minuten. Ich muss daher allmählich zum Schluss kommen, schnell noch die Fotos hochladen, von meinem Smartphone diesen Text abschicken und – bis bald!