Manager geht davon aus, dass sich Hamburg an die Vereinbarungen mit dem Konzern hält. Deshalb rechnet er fest mit einer Genehmigung.

Abendblatt:

Heute starten die Koalitionsverhandlungen. Herr Cramer, machen Sie sich Sorgen, dass Ihr Kraftwerk auf dem politischen Altar der Koalitionsverhandlungen geopfert wird?

Hans-Jürgen Cramer:

Ich habe große Sorge, dass in diesen politischen Gesprächen einige sachliche Notwendigkeiten zu kurz kommen könnten. Wenn ich öffentliche Vermutungen höre, dass ein für die Zukunft der Stadt wichtiges Kraftwerk bei Koalitionsverhandlungen "geopfert werden" soll, ist es Zeit, seinen Standpunkt noch einmal deutlich zu machen und die Folgen einer solchen Entscheidung zu bedenken zu geben. Der entscheidende Punkt ist, dass Moorburg nicht Teil eines politischen Tauschgeschäfts in den Verhandlungen werden darf. Ich habe Verständnis dafür, dass Koalitionen sehr schwierige politische Systeme sind. Aber: Eine Zwei-Milliarden-Investition wie Moorburg kann nicht beliebig als Verhandlungsmasse verschoben werden. Wir haben im Vorfeld alle Möglichkeiten geprüft und gemeinsam mit der Stadt die beste Lösung für Hamburg gesucht. Das Ergebnis, das wir im Vertrag mit der Stadt festgehalten haben, haben wir im November gemeinsam vorgestellt.



Abendblatt:

Gibt es für Vattenfall Alternativen zum beantragten Kraftwerk?

Cramer:

Nein, zu Moorburg gibt es keine Alternative. Es ist das beste Kraftwerk, was derzeit in Europa in Planung ist. Es gibt kein besseres Kraftwerk für Hamburg und ist genau auf den Energiebedarf der Stadt zugeschnitten. Niemand würde ein überdimensioniertes Kraftwerk bauen. Wir haben im Vorfeld sorgfältigst alle möglichen Brennstoffe wie Gas und Biomasse geprüft. Diese Alternativen sind aber nicht zu wirtschaftlichen Konditionen verfügbar.



Abendblatt:

Wird Vattenfall bei einer möglichen Ablehnung des Antrags durch die Genehmigungsbehörde klagen?

Cramer:

Ob der vertrauensvollen Zusammenarbeit, die wir seit Jahren mit der Hansestadt haben, stellt sich die Frage nach einer Klage derzeit nicht. Ich gehe davon aus, dass das Wort eines Hanseaten gilt. Wir sind Hamburg mit diesem Kraftwerk beim Umweltschutz so weit entgegengekommen wie kein anderes Unternehmen in Deutschland. Auf diese Vertrauensplattform bauen wir. Ich gehe davon aus, dass das, was gemeinsam begonnen wurde, jetzt auch gemeinsam zu Ende gebracht wird, auch wenn es mal Schlechtwetterperioden gibt. Wir erwarten eine Genehmigung in den nächsten Tagen, weil wir die Auflagen für die Genehmigungsfähigkeit dieses Kraftwerks erfüllen.



Abendblatt:

Trotzdem hielten Sie es für notwendig, bei CDU und GAL Ihren Standpunkt zu verdeutlichen. Machen Sie sich doch Sorgen um die Genehmigung?

Cramer:

Unsere Investitionsplanungen sind langfristig und gehen über Wahlperioden hinaus. Bei Milliardeninvestitionen müssen Unternehmen auf das Gemeinwesen vertrauen können. Deshalb finden im Vorfeld und bei der Planung gemeinsame Gespräche und Vereinbarungen statt. Warum sollte man uns die Genehmigung auch versagen? Wenn alle Grenzwerte nach Bundesimmissionsschutzgesetz eingehalten und teilweise deutlich unterschritten werden, wenn alle Auflagen und Zusagen an die Stadt erfüllt werden, dann gehe ich selbstverständlich davon aus, dass diese Genehmigung erteilt wird.



Abendblatt:

Was bedeutet es für Hamburger Fernwärmekunden, wenn Moorburg nicht gebaut würde?

Cramer:

Wir bauen dieses Kraftwerk, weil wir 450 Megawatt Fernwärme benötigen. Das ist gut ein Drittel des Hamburger Bedarfs. Zusätzlich haben wir der Stadt den Ausbau des Fernwärmenetzes in den Süden Hamburgs zugesagt mit weiteren 200 Megawatt Wärmeauskopplung. Wir investieren 50 Millionen Euro in eine neue Leitung, um zusätzliche Stadtquartiere anschließen zu können. Das heißt, wir folgen einem auch von den Grünen gewollten Trend - Fernwärme in solchen urbanen Zentren weiter zu verbreiten.



Abendblatt:

Für die Grünen ist Moorburg aber auch ein Symbol. Wie verliefen Ihre Gespräche mit der GAL?

Cramer:

Ich habe noch einmal deutlich gemacht, dass wir Moorburg als Teil eines Energie-Fundaments sehen, das Hamburg für die Zukunft braucht. Wir sind gern bereit, gemeinsam mit den Grünen darüber nachzudenken, wie wir künftig Städte auf ökologisch und industriell vertretbare Art und Weise versorgen können. Das heißt: Wie ein Energie-Masterplan für Hamburg 2020, 2030, aussehen könnte. Aber dieses muss auf einem Fundament geschehen, das belastbar ist für die Industrie. Zu diesem Fundament gehört unverzichtbar Moorburg.



Abendblatt:

Wie war darauf die Reaktion der Grünen?

Cramer:

Ich glaube, dass sie an Gesprächen sehr interessiert sind.



Abendblatt:

Sie haben sich zur CO2-Abscheidung verpflichtet. Wann ist diese Technik verfügbar?

Cramer:

Wir wollen das so schnell wie möglich. Wir werden gemeinsam mit der Stadt eine Kommission einrichten, die prüft, wann die wirtschaftlichen, technischen und juristischen Bedingungen vorliegen, dass wir die Anlage bauen können. Im August gehen wir mit einer Demonstrations-anlage in Betrieb.



Abendblatt:

Wie viel Geld haben Sie in das Kraftwerk investiert?

Cramer:

Einige Hundert Millionen Euro.