Die vom Bezirk Mitte angeregten Standards in der sozialen Familienhilfe sollen in ganz Hamburg eingeführt werden. Das haben die sieben...
Die vom Bezirk Mitte angeregten Standards in der sozialen Familienhilfe sollen in ganz Hamburg eingeführt werden. Das haben die sieben Bezirksamtsleiter während eines Treffens als Konsequenz nach dem Tod des Babys Lara beschlossen. Zu den zentralen Forderungen des Bezirks Mitte gehören eine umfassende Dokumentationspflicht und die Verpflichtung für die Betreuer, die Arztbesuche zu kontrollieren. "Die Amtsleiter sind sich einig, dass standardisierte Verfahren für ganz Hamburg eingeführt werden müssen, weil die freien Träger auch in unterschiedlichen Bezirken arbeiten", sagte Markus Schreiber, Chef des Bezirks Mitte. Das soll auf Dezernentenebene gemeinsam mit der Sozialbehörde erarbeitet werden. Die sieben Bezirksamtsleiter forderten, dass die interne Dokumentation der freien Träger besser und einsehbar sein soll. "Zusätzliche Protokollpflichten sollen nicht nötig sein", sagt Schreiber.
Der Fall Lara hatte die Politik alarmiert, weil das neun Monate alte Baby Lara, dessen Familie seit Langem vom Jugendamt des Bezirks Mitte und dem Rauhen Haus betreut wird, tot aufgefunden wurde. Das Kind war stark unterernährt und ausgetrocknet. Die Todesursache steht noch nicht fest.
Ein Gegner der Standardisierung ist das Diakonische Werk Hamburg. Es fordert stattdessen verstärkt Qualitätsdialoge zwischen den Trägern der Jugendhilfe und den Jugendämtern. Diakoniechefin Annegrethe Stoltenberg: "Wir sind bis jetzt auf einem guten Weg gewesen, die Qualität zu verbessern: Es gibt ein von den Wohlfahrtsverbänden, den Bezirken und der Stadt entwickeltes Verfahren zur Qualitätssicherung. Das müssen wir jetzt umsetzen. Die Bezirke wollten bisher nicht mitmachen, da zu wenig Personal dafür vorhanden sei." Von daher verwundere die Forderung nach mehr Kontrolle und Formalisierung der Hilfe. Stoltenberg: "Erst fehlen die Ressourcen, um die Qualität der Arbeit zu verbessern, für Kontrollen sind sie dann jedoch da."
Gabi Brasch, im Vorstand des Diakonischen Werkes Hamburg zuständig für Kinder- und Jugendhilfe, erläutert: "Der Ruf nach Standardisierung und Formalisierung hilft in dem sensiblen Arbeitsfeld der Betreuung von Familien nicht weiter. Was in der Altenpflege sinnvoll ist, macht in der Kinder- und Jugendhilfe wenig Sinn, weil wir dort auf individuelle Anforderungen in den Familien treffen."
Die zuständige Familienbehörde und die Hamburger Wohlfahrtsverbände hatten nach Mitteilung der Diakonie in der Vereinbarung landesweit festlegen wollen, dass in den ambulanten Hilfen Standards der Qualität und deren Einhaltung festgelegt werden. Darüber hinaus sollten Überprüfungen der Leistungen des Trägers stattfinden, wenn Anhaltspunkte vorliegen, dass Leistungen nicht erbracht werden.