Die Beschäftigten des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) in Hamburg schlagen Alarm.
In einem offenen Brief an Bürgermeister Ole von Beust (CDU) klagen die Mitarbeiter über "unzumutbare Arbeitsbedingungen" und kündigen an, dass sie ihre Arbeit "in der erforderlichen Form nicht mehr leisten können". Das Schreiben wurde nach Angeben der Gewerkschaft Ver.di von 322 Beschäftigten unterzeichnet. Mit der Erklärung solle die "Verantwortung für den Kinderschutz" an Senat und Bürgermeister abgegeben werden.
Die Beschäftigten forderten unter anderem eine bessere Bezahlung und mindestens 100 zusätzliche Stellen im ASD. Sie seien "am Ende ihrer Kräfte" und könnten "so nicht mehr weitermachen", sagte eine Ver.di-Sprecherin. Die Mitarbeiter hätten in den vergangenen Jahren vielfach mit Überlastungsanzeigen bei ihren Vorgesetzten "auf ihre prekäre Situation hingewiesen". Mehr als 90 Fälle müsse jeder Mitarbeiter derzeit im Schnitt bearbeiten. Laut Stellenverteilung sollten es nach ihren Angaben genau 56,94 sein. "Es gibt zu wenig Personal, es kommen ständig neue Aufgaben hinzu, die immer umfangreicher werdenden Dokumentationspflichten halten von der konkreten Hilfe bei den Menschen ab", heißt es in der Erklärung.
Auslöser für die Unterschriftenaktion war der Expertenbericht zum Tod der kleinen, möglicherweise an Mangelernährung gestorbenen Lara aus Wilhelmsburg, in dem unter anderem ASD-Mitarbeitern Versäumnisse vorgeworfen wurden. Die Beschäftigten wehrten sich dagegen, beklagten Personalmangel und beschrieben ihre Arbeitssituation als katastrophal. "Wir haben die Nase voll, als Sündenböcke herzuhalten für eine Politik, die es jahrelang versäumt hat, den ASD (...) ausreichend auszustatten", erklärten sie.
Die kleine Lara war am 11. März tot in der Wilhelmsburger Wohnung der 18-jährigen Mutter und deren Lebensgefährten entdeckt worden. Sie wog bei ihrem Tod etwa 4,8 Kilogramm - halb so viel wie normal. Ob dies allein zum Tode führte, ist bisher unklar. Das Gutachten zur Todesursache soll im Juni vorliegen.