Noch steht nicht fest, was genau zum Tod der kleinen Lara aus Wilhelmsburg geführt hat. Fakt ist aber, dass das Baby stark unterernährt war, dass...

Noch steht nicht fest, was genau zum Tod der kleinen Lara aus Wilhelmsburg geführt hat. Fakt ist aber, dass das Baby stark unterernährt war, dass sich dieser Zustand über einen längeren Zeitraum entwickelt haben muss und, vor allem, dass er erkennbar war - sowohl für die Angehörigen als auch für die Betreuer.

Warum niemand aufgeschrien hat, warum nicht die erforderlichen Schritte eingeleitet wurden, geht aus dem von Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) vorgelegten "Expertenbericht" nur oberflächlich hervor. Denn er sucht und findet die Schuld bei den Mitarbeitern von Jugendamt und der Stiftung Rauhes Haus, denen er einen "routinemäßigen" und "unkritischen" Umgang mit dem Fall attestiert.

Menschliches Versagen Einzelner am Ende einer langen Hierarchie als ausschließlicher Grund für die Tragödie also? Das wäre viel zu einfach. Denn natürlich muss man die Sozialbehörde und die zuständigen Bezirksamtsleitungen fragen, warum vier Jahre nach dem elenden Hungertod von Jessica aus Jenfeld die Kontrollen versagt haben, warum bei dem Wechsel der Zuständigkeiten von Bezirksamt zu Bezirksamt eklatant wichtige Informationen auf der Strecke geblieben sind, warum das offensichtlich gefährdete Baby Lara zur "Routine" werden konnte.

Antworten auf diese Fragen bleibt der Senator schuldig. Wo aber die Schwachpunkte liegen, lässt sich aus den geforderten Konsequenzen lesen. Denn wenn über eine "Erweiterung der Entgeltvereinbarung" nachgedacht wird, wenn die "Fachaufsicht optimiert" werden soll, dann heißt das nichts anderes als: Hier gibt es auch Jahre nach "Jessica" noch Unzulänglichkeiten - manifestiert auch durch Personalnot aufgrund von Überlastung und schlechter Bezahlung. Und das wiederum bedeutet nichts anderes als: Hier liegt die Verantwortung der Behörden. Und zwar an der Spitze der langen Hierarchie.