Hochsauerlandkreis. Wegen Corona und des Lockdowns verkaufen Modegeschäfte weniger Kleidung. Was damit passiert und ob eine Rabattschlacht im HSK drohen könnte.
Die Zeit der Geschenke ist vorbei und einen Schlussverkauf können Kunden derzeit auch im besten Fall im Internet genießen, wenn es um Schnäppchen bei Modegeschäften geht. Doch sobald der Lockdown endet könnte auf Sparfüchse eine Rabattschlacht warten, die es so im Handel noch nicht gab. Grund dafür ist, dass viele Händler durch Corona und die damit verbundene Zwangspause noch immer auf Unmengen unverkaufter Warte sitzen. Während Großhändler die Textilien aus der Herbst-/Wintersaison allerdings einfach wegwerfen oder verbrennen, sieht die Situation im Hochsauerlandkreis ganz anders aus.
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Nach Schätzungen der deutschen Textilhandels-Verbände haben sich im stationären Handel in Deutschland uns eine halbe Milliarde unverkaufter Modeartikel aufgetürmt – Kleidung, Schuhe, Lederwaren. Das merkt auch Rainer Scheuermann, Inhaber von IS-Moden in Olsberg. Zwischen 20 und 30 Prozent der Waren sind noch immer vorhanden. „Wir sind nicht so stark winterlastig ausgerichtet, daher ist der Wert nicht höher. Das hat sich in den letzten Jahren verändert“, sagt er. Durch den Lockdown und das damit versäumte Weihnachtsgeschäft fehlen ihm 20 Prozent des Jahresumsatzes des vergangenen Jahres. „Da ging alles den Bach runter.“
Kleidung soll nicht auf die Müllhalde
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Die verbliebenen Waren sollen aber nicht auf der Müllhalde landen, sondern bei Sonderverkäufen noch einen Besitzer finden. Scheuermann ist optimistisch, dass das funktionieren kann, wenn der Lockdown wirklich am 14. Februar ein Ende finden sollte, weil dann noch immer kalte Tage warten und Konsumenten sich entsprechend mit Kleidung eindecken wollen. Was dann noch übrig bleibt, soll über einen Aufkäufer aus den Regalen verschwinden.
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„Ich bin kein Freund davon die Kleidung einzulagern und dann im nächsten Winter wieder anzubieten. Wir wollen hier etwas Neues zeigen und anbieten. Der Kunde möchte aktuelle Ware sehen und das bringt uns dann einfach mehr“, sagt Scheuermann, der sein Geschäft in Olsberg seit mittlerweile 1984 betreibt. Mit Hilfe eines Ankäufers ließen sich die verbleibenden Kleidungsstücke schon verkaufen. „Das ist alles eine Frage des Preises.“
Rabattaktionen im und nach dem Lockdown
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Auch er glaubt, dass es nach dem Lockdown eine Vielzahl von Rabattaktionen bei den einzelnen Händlern geben wird. Zumindest auf ältere Waren. Dass es Überhand nimmt und in einer Rabattschlacht endet, kann er sich aber noch nicht vorstellen.
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Er hofft, dass der Lockdown zeitnah ein Ende findet, weil derzeit auch die Bestellungen für die Herbstkollektion getätigt werden müssen. Scheuermann erklärt, dass Einzelhändler weniger Waren einkaufen, weil die Situation derzeit so unklar ist und lieber später Waren nachkaufen. „Wir werden circa 30 bis 40 Prozent der Bekleidungsstücke jetzt bestellen.“ Ob gegebenenfalls eine Rückgabemöglichkeit besteht, wenn der Lockdown beispielsweise noch bis in den Herbst den Alltag bestimmt, würde vom Händler abhängig sein.
Preise schrumpfen um bis zu 60 Prozent
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Christian Leiße vom gleichnamigen Modegeschäft in Brilon und Winterberg geht einen anderen Weg. Er verkauft derzeit über Click & Collect ebenfalls seine Waren stark reduziert. Stellenweise ist der Preis um 60 Prozent geschrumpft. „Dennoch haben wir wenig Umsatz, aber es ist besser als nichts und so können wir uns von Einzelteilen trennen“, sagt Leiße. Er plant, die Mode, die jetzt nicht verkauft wird, auch in der nächsten Wintersaison anzubieten. „Die Kunden haben die Waren schließlich noch gar nicht sehen können.“
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Bis dahin wird er die Waren einlagern. Ein Vorteil, den er hat, denn es sind circa doppelt so viele Teile übrig geblieben als es sonst der Fall gewesen wäre. Für andere Händler ist das Lagerproblem gravierend, wie Leiße anmerkt, das nur weitere Kosten verursachen könnte. Das könnte auch zu einer Rabattschlacht führen. „Wer Druck hat und ein Logistikprobleme hat, könnte mit Rabatten um sich werfen. Aber ich denke nicht, dass es so unglaublich wird, weil die Wintermode im März einfach nicht mehr gekauft wird. Da ist es egal, welcher Preis am Schild hängt.“
Lockdown lässt Nachfrage nicht steigen
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Leiße rechnet noch nicht mit einem Ende des Lockdowns im Februar und glaubt, dass der Konsum erst langsam anlaufen wird und der Umsatz in diesem Jahr noch schlechter sein könnte als 2020. „Viele Kollegen wird es im Herbst vielleicht auch gar nicht mehr geben. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie sind an die bestellte Ware für den Herbst gebunden, im Laden steht jetzt noch Ware, die schlecht wird und die Nachfrage steigt nicht stark an. Man wird in die Zange genommen.“
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Isabel da Silva führt seit 2014 ihr eigenes Modegeschäft mit dem Namen „Isabella“ in der Hauptstraße in Marsberg. Auch in ihrem Geschäft sind die Regale prall gefüllt mit Winterware. In ihrem Schaufenster mit der aktuellen Winterkollektion hängt ein Plakat worauf zu lesen ist, dass die Kunden gerne anrufen können, wenn sie etwas benötigen „Aber davon wird nur wenig Gebrauch gemacht“, sagt sie im Gespräch mit der WP. Auch sie hofft, dass sich die Corona-Lage Mitte des Monats entspannt und sie ihr Geschäft wieder öffnen kann.
Waren nicht mehr geliefert
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Normalerweise bekommt sie jeden Monat neue Waren. Aber ihre Händler haben jetzt im Lockdown auf die monatliche Auslieferung verzichtet. Darüber ist sie sehr froh, wie sie sagt. „Wenn die Geschäfte dann wieder öffnen dürfen, werde ich mit ordentlichen Rabatten natürlich versuchen, die Winterwaren zu verkaufen“, sagt sie und ist zuversichtlich, dass ihr das auch gelingen wird, so wie nach dem ersten Lockdown im Frühjahr auch. Sie geht nicht davon aus, dass sie von der aktuellen Winterware Nichtverkauftes mit in den nächsten Winter nehmen muss.