Brilon. Stephanie Herbst betreibt die Hundeschule „Sauerlandpfoten“ in Brilon. Sie erklärt, wie sich Corona auf die Erziehung von Welpen auswirkt.
Kinder und Jugendliche dürfen gerade nicht zur Schule gehen und lernen die Unterrichtsinhalte während des Lockdowns über das Internet. Doch während es für sie einen alternativen Lernort gibt, haben Vierbeiner diesen Luxus nicht. Stephanie Herbst betreibt in Brilon die Hundeschule „Sauerlandpfoten“ und darf aufgrund der Corona-Verordnung keinen Unterricht mehr auf ihrem Platz anbieten. Das ist ihrer Ansicht nach ein großes Problem für die Tiere, die vor allem zu Beginn ihres Lebens vieles lernen müssen.
Dass Herbst ihren Platz überhaupt vor wenigen Tagen schließen musste, ist verwunderlich. „Hier sind sechs Leute gleichzeitig an der frischen Luft im Unterricht und wir halten vier bis sechs Meter Abstand zueinander. Es gibt einen Desinfektionsspender, aber die Leute fassen nichts an. Das Ansteckungsrisiko geht gegen null.“ Dennoch muss sie nun erneut die Türen schließen. Im vergangenen Jahr musste sie ihre Hundeschule schon einmal für sechs Wochen schließen. Fragen um die berufliche Existenz kommen wieder auf. Aber auch Fragen, wie es mit den Hunden in der Zeit weitergehen soll.
Pause stört den Lernprozess
„Die Pause stört den Lernprozess ungemein. Vor allem bei Gruppen, die schon länger dabei sind ist es doof. Aber für die Welpenkurse ist es richtig schlimm. Wenn es wieder losgeht, ist auch die Frage, wie lange es gegebenenfalls dauert, bis wieder ein Platz frei wird“, erklärt Herbst. Die Jungtiere lernen in den Kursen nämlich nicht nur diverse Anweisungen kennen, sondern auch verschiedene Situationen, die im alltäglichen Leben warten. Deswegen laufen die Welpen in den Kursen beispielsweise über Wippen, durch kleine Tunnel, denn das stärkt schon mal das gibt Sicherheit im Alltag. Sie lernen verschiedene Untergründe kennen, Aufzüge und das Leben in der Stadt. Zwar nicht die Großstadt, wie in Dortmund, aber die Briloner Innenstadt ist für die ersten Male laut Herbst auch aufregend genug, wenn Menschen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen neue Erfahrungen mit sich bringen. „In den ersten 20 Wochen ihres Lebens sollten Hunde das alles einmal erlebt haben.“
Ungewohnte Folgen durch Homeoffice
Corona und das damit verbundene Homeoffice bringen laut der Expertin auch ungewohnte Folgen mit sich. Denn das Tier hat nun den ganzen Tag Herrchen und Frauchen um sich herum. Wenn das aufhört und wieder acht Stunden außerhalb der eigenen vier Wänden gearbeitet wird, ist das eine große Umstellung für das Tier. Deswegen sollten die Besitzer schon früh anfangen, dem Hund zu zeigen, dass man die Wohnung auch mal verlassen könnte. Zum Beispiel für einen Gang in den Keller oder zum Müll vor die Türe bringen. Aber auch ein anderer Faktor spielt derzeit eine Rolle, der nur schwer zu ersetzen ist.
Das Spielen mit Artgenossen. „Das fehlende Sozialverhalten ist für Hunde sehr schlimm. Die negativen Folgen lassen sich irgendwann auch nicht mehr rückgängig machen. Aber da kommt es auf das Individuum an und eventuell auch die Rasse. Labradore und Golden Retriever sind nicht so sensibel“, sagt Stephanie Herbst.
Hundeschule für die Tiere nicht negativ
Sie erklärt auch, dass die Zeit in der Hundeschule für die Tier nichts negatives ist, weil sie ständig etwas machen sollen. Im Gegensatz zu manchem menschlichen Schüler in jungen Jahren, empfinden die Vierbeiner die Zeit in der Hundeschule „als schönste Stunde in der Woche, weil die volle Konzentration uneingeschränkt auf dem Tier liegt.“ Gerade unsichere Hunde würde das Setzen von Grenzen sehr positiv auffallen.
Stephanie Herbst überlegt nun, wie es mit den „Sauerlandpfoten“ während des Lockdowns weitergehen könnte. Konkrete Pläne gibt es noch nicht, jedoch könnte sie sich vorstellen, über Video ihre Inhalte zu vermitteln, bis Lassie und co. wieder die Schulbank drücken können.