Weil sein Team sich hängen ließ, reagierte Jugendcoach Florian Bublitz mit Straftraining. Rolf Schafstall und Felix Magath gefällt das.

Als die A-Jugend des TuS Erndtebrück nach dem letzten Spiel 2018 gegen Westfalia Soest in der Kabine verschwand, war die Fußballwelt der Blau-Weißen zwar angeknackst, doch insgesamt noch in Ordnung. 1:7 hieß es am Ende gegen den Tabellenprimus, eine Niederlage in dieser Höhe tat zwar weh, doch war sie mit aller Sachlichkeit leicht zu verdrängen. Schließlich hatten die Soester bereits in der Vorwoche Westfalia Herne mit 8:0 überrannt. Welche Denke also nachvollziehbar wie angebracht war: Mund abwischen, nach vorne blicken und sich schützend vor die Mannschaft stellen. Tabellenplatz fünf stand zu Buche, die Winterpause würde die Klatsche schon vergessen machen.

Doch dann stand das erste Spiel 2019 beim Kellerkind DJK TuS Hordel an und es kam zum Fiasko. Nach nur 15 Minuten war die Partie bereits gelaufen, der Gegner führte durch einen Hattrick von Görkem Osman Dombayci mit 3:0. Schließlich hieß es 6:0 und der Ausrutscher gegen Soest war plötzlich keiner mehr.

Coach Florian Bublitz reagierte auf eine Weise, die bei der älteren Trainer-Generation als Fetisch verehrt wurde: Training ohne Ball. „Harten Hunden“ à la Rolf Schafstall oder Felix Magath hätte das wohl Tränen in die Augen getrieben. Und siehe da, gegen Iserlohn folgte nach dieser „Willensschulung“, wie sie Bublitz nannte, ein 3:0-Sieg. An die 13 Gegentore in zwei Spielen werden sich die Jungs in ein paar Jahren nicht mehr erinnern – an das Training danach aber ganz sicher. Kann einem jungem Spieler etwas Besseres widerfahren?

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