Siegen. Der Weihnachtsmarkt in Siegen ist noch nicht eröffnet, da denkt Philip de Knuydt schon an 2025. Warum die Nerven nicht geschont werden.
Der diesjährige Weihnachtsmarkt ist in Siegen noch nicht einmal eröffnet, da denkt Philipp de Knuydt schon an die Auflage des nächsten Jahres. Denn: Was die Menschen knapp einen Monat lang begeistert, benötigt fast ein ganzes Jahr an Planung. Ab nächster Woche öffnen die Weihnachtsmärkte in Südwestfalen ihre Türen. Und der in Siegen wird größer als je zuvor. Am 22. November geht die große Adventsfeier vom Siegufer bis zur Oberstadt los. „Wir stecken jetzt schon in den Vorbereitungen für die Planung des nächsten Marktes“, sagt Philip de Knuydt von 3e-Märkte, der seit sieben Jahren verantwortlich für den Siegener Weihnachtsmarkt ist. Er erklärt im Gespräch, wie aufwendig die Planung und Umsetzung eines solchen Events ist.
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Der Schlossplatz ist wie immer das Zentrum des Weihnachtsmarktes. Neben der Oberstadt und der Kölner Straße werden nun erstmals auch am Siegufer Buden stehen. Für de Knuydt und sein Team also noch mehr Arbeit als gewöhnlich. Und die hat es ohnehin in sich. Neben dem neuen historischen Riesenrad und anderen Fahrgeschäften müssen 70 Buden mit Betreibern gefüllt werden, und zwar nach dem 50/50-Mix-Konzept: auf jede Gastro-Hütte kommt ein Verkaufsstand. Dass die nicht kurzfristig mit Betreibern gefüllt werden können, überrascht nicht. „Wir sprechen jetzt schon mit Händlern für 2025, im Januar bestätigen wir die ersten Standflächen“, so de Knuydt.
Planung ist ein Puzzlespiel: Welcher Stand muss wohin?
Die Händler brauchen eben Planungssicherheit. So auch die Siegener Veranstalter. Wer kommt? Und mit was? Wie viel Platz braucht er? Im Sommer gehe das Puzzlespiel los: Wer kann wo stehen, damit man sich nicht mit einem identischen Produkt zu nahe kommt? Hinzu kommen Aspekte wie Qualität, Optik und Sozialverhalten des Verkäufers, die die Suche nicht gerade erleichtern. Neben gutem Essen und guter Ware solle derjenige hinter dem Stand natürlich gut mit den Kunden umgehen. „Denn der Händler ist schließlich die Visitenkarte unseres Marktes“, sagt de Knuydt.
„Das sind Dinge, die den ganzen Prozess anstrengend machen.“
Auch die Infrastruktur spielt beim Plan eine große Rolle. Jeder benötigt unterschiedlich viel Strom und Wasser. Zuletzt muss auch die Sicherheit an jedem Punkt gewährleistet sein. Fluchtwege und Sammelflächen sind wichtig. Und auch auf ein plötzliches starkes Unwetter - von Überschwemmung bis Stürme - müssen die Beteiligten nun mal vorbereitet sein.
Anstrengender Prozess: „Motivationskurve geht nach unten“
All das sind Faktoren, die Philip de Knuydt und sein Team über das Jahr wenig Ruhe lassen. Haben er und Event-Manager Jan Klappert, der für den Aufbau zuständig ist, sich auf ein Konzept geeinigt, reichen sie der Stadt Unterlagen für ein Genehmigungsverfahren ein. Das Sicherheitskonzept fasst zudem auf 80 Seiten alle möglichen Szenarien zusammen. Ordnungsamt, Feuerwehr, Gewerbeamt und alle weiteren Gremien schauen sich diesen Plan an und äußern Veränderungswünsche.
„Teilweise kann das zehnmal durch alle Gremien gehen, weil es immer wieder neue Korrekturen gibt. An diesem Punkt geht die Motivationskurve immer nach unten“, so de Knuydt. Auch jetzt sei man eine Woche vor Eröffnung des diesjährigen Weihnachtsmarktes immer noch mit dem Feinschliff beschäftigt. „Jetzt geht es aber nur noch darum, ob der eine Stand oder das Schild um zehn Zentimeter verschoben werden muss.“
Kleine Probleme können Kettenreaktion auslösen
Das noch etwas schief läuft, wäre keine Neuheit. Steht ein Händler im Plan und erscheint dann nicht, geht eine Kettenreaktion an Problemen los. Wenn dort laut Konzept ein Feuerlöscher steht und dieser dann nicht da sei, müsse alles nochmal geändert werden. „Das sind Dinge, die den ganzen Prozess anstrengend machen – aber nicht unüblich sind. Es gab in den Jahren erst ein Mal, dass uns nichts in der letzten Woche noch im negativen Sinne völlig aus den Schuhen gehauen hat“, so de Knuydt.
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Der Aufbau beginnt meist ein paar Tage vor Allerheiligen. Wenn alle 45 Stände gleichzeitig mit ihren Anhängern am Schlossplatz ankommen würden, würde es Probleme geben. Auch da muss also alles sorgfältig durchgeplant sein. Dann ist da noch das Bühnenprogramm. Auch das braucht Zeit, bei steigenden Gema-Gebühren wird es in Zukunft wohl immer schwieriger, Live-Musik zu gewinnen. Steht endlich alles, kann auch der Veranstalter mit ruhigem Puls über den Weihnachtsmarkt schlendern.