Südwestfalen. Toptalente treffen Familienunternehmen wie Abus, Haribo, Hoppecke oder Viega. Worauf es beim Gespräch ankommt, sagt SMS-Chef Burg.
Wer zum Karrieretag Familienunternehmen eingeladen wird, hat bereits einen großen Schritt getan, um bei einer der namhaftesten Firmen in der deutschen Wirtschaft einen Topjob zu ergattern. Es ist ein Tag der Chancen. Wie man sie nutzt und wann die nächste Gelegenheit ist.
Beim 33. Karrieretag Familienunternehmen im Hauptquartier des Maschinen- und Anlagenbauers SMS in Mönchengladbach wird Bewerberinnen und Bewerbern vereinzelt sogar Geld für eine Vertragsunterzeichnung geboten. So nötig haben es die meisten namhaften Firmen nicht. Sie punkten anders - und fordern eine Menge, sagt SMS-Chef Jochen Burg: „Wenn Sie nicht schlaue Köpfe wären, wären Sie heute nicht hier. Meine Frage ist aber, ob Sie bereit sind, Verantwortung für eine bessere Welt zu übernehmen.“
„Die Bereitschaft muss stimmen, da machen wir keine Kompromisse. Fähigkeit heißt nicht, ein bestimmter Abschluss, sondern Leistungsbereitschaft.“
Seit 20 Jahren ist das Prozedere gleich. Stefan Klemm, Inhaber und Gründer des Entrepreneur Clubs, organisiert seitdem das Format Karrieretage für deutsche Familienunternehmen wie den Anlagenbauer SMS mit insgesamt 13.500 Beschäftigten und vielen Projekten rund um den Globus. Mit dabei sind eine Menge anderer namhafter Firmen aller möglichen Branchen von Haribo bis zu Rossmann und jede Menge Weltmarktführer aus Südwestfalen: Abus aus Wetter, Georg Maschinenbau (Kreuztal), Hoppecke Batterien (Brilon), Kemper Armaturen und Gebäudetechnik (Olpe), Kirchhoff Automotive (Iserlohn), Viega Installationstechnik (Attendorn), im vergangenen Jahr Ausrichter des Karrieretages in der neuen Viega World, und Papierhersteller Wepa (Arnsberg).
Rund 5000 Stellen bei Familienunternehmen ausgeschrieben
Rund 1000 Toptalente werden angeschrieben und um Einreichung ihrer ausführlichen Lebensläufe (CV-Book) gebeten. Beinahe ebenso viele seien eingereicht worden. Werbung für diesen Tag werde an den Hochschulen und über soziale Kanäle gemacht. Der Karrieretag richtet sich an Talente mit akademischer Ausbildung. Ein Bachelorabschluss ist das Minimum. Dieses Mal haben nach Angaben des Veranstalters rund zehn Prozent sogar bereits einen Doktortitel in der Tasche.
Im Vorfeld des Karrieretages können sich die Unternehmen aus den Bewerbern bis zu 30 zu persönlichen Gesprächen einladen. Rund 5000 Stellen hätten die Familienunternehmen in Deutschland aktuell ausgeschrieben, sagt Organisator Klemm. „Am Ende dieses Tages stehen 150 bis 250 neue Karrieren“, schätzt er.
Ob dies wirklich so ist, lässt sich kaum überprüfen. Aber die meisten Firmen scheinen zufrieden mit dem Zulauf und auch der Qualität der Bewerberinnen und Bewerber. „Wir sind zum ersten Mal dabei und die Resonanz ist sehr gut“, sagt Tobias Buslapp, Personalchef des Sauerländer Autozulieferers Kirchhoff Automotive.
Aniket Satpute ist gebürtiger Inder. Der 27-Jährige hat seinen Master an der renommierten RWTH Aachen gemacht, ebenso wie sein Studienfreund Yogesh Rajput. Die beiden gehören zu den Absolventen, von denen Klemm nicht ganz genau weiß, wie sich der Karrieretag Familienunternehmen mittlerweile auf aller Welt herumgesprochen habe, aber es seien Interessierte aus 15 Nationen nach Mönchengladbach gekommen, darunter Satpute und Rajput.
Aniket Satpute hat sich am Vormittag bereits mehrere Firmen angeschaut, unter anderem Abus aus Wetter. „Security“, sagt er. Sehr interessant sei das. Er suche allerdings mehr eine Stelle als Data-Analyst. Trotzdem schaut er auch bei Kirchhoff Automotive vorbei.
Die meisten suchen im MINT-Bereich, aber nicht nur
Der Bedarf der meisten Unternehmen ist ähnlich. Marketingfachleute werden gesucht, auch Absolventen aus dem Bereich Wirtschaft, die Lust auf Vertrieb haben. Die meisten suchen im MINT-Bereich, also Mathematiker, Informatiker und Ingenieure. Allerdings nicht mehr unbedingt nur den klassischen Maschinenbauer, sagt SMS-Chef Burg. Überhaupt sei der Abschluss allein nicht entscheidend. „Wer vom Studium kommt, hat die Grundlagen verstanden, aber dann investieren wir noch mehrere Jahre in die Person.“ Vorausgesetzt, im ersten Gespräch wird nicht die falsche Frage gestellt. Wenn die sich darum drehe, wie oft Homeoffice möglich sei, dann mache man sich schon Gedanken. „Die Bereitschaft muss stimmen, da machen wir keine Kompromisse. Fähigkeit heißt nicht, ein bestimmter Abschluss, sondern Leistungsbereitschaft“, sagt Burg. Dazu gehöre auch Reisefreude, einmal längere Zeit ins Ausland gehen zu wollen auf eine der vielen Baustellen rund um den Globus. Beispielsweise um beim Projekt in Schweden, wo SMS das erste grüne Stahlwerk der Welt baut für das Konsortium Stegra, ehemals H2GreenSteel, die Welt ein bisschen besser zu machen. Nachhaltigkeit durch Innovation lautet das Motto der Familienunternehmen passenderweise.
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Die Ausbildung an deutschen Hochschulen von Aachen bis Siegen sei sehr gut, besser als in den meisten anderen Ländern der Welt. Dies sei der Vorteil in Deutschland. Die Leistungsbereitschaft anderer Nationen wie Indien oder China schätzt SMS-Chef Burg allerdings als höher ein. Wer also, wie Aniket Satpute aus Indien stammt und in Aachen seinen Abschluss gemacht hat, dürfte demnach beim Karrieretag besonders gute Karten gehabt haben.
Die nächste Chance ist beim 34. Karrieretag am 6. Juni 2025 im baden-württembergischen Ingelfingen beim Mittelständler Bürkert – oder initiativ unter karrieretag-familienunternehmen.de.