Hohenlimburg. Hinter Wohnhäusern in der Lenneuferstraße versteckt sich die „Burg“ Hohenlimburg. Ein Besuch in der Festung an der Lenne:

Dieses historische Gemäuer ist so versteckt, dass die Meisten es womöglich gar nicht kennen: Nur von der Eisenbahnbrücke oder der anderen Seite der Lenne zu sehen, verborgen ist sie allemal: die „Burg“ Hohenlimburg in der Lenneuferstraße. Durch den Hinterhof des eigentlichen Wohnhauses gelangt man in das Innere des burgähnlichen Gebäudes. Es geht die Steintreppen hinunter. Rechts befindet sich eine kleine „Bibliothek“. Viele Bücher stehen auf den Regalen an der Wand. Auch befindet sich hier das alte Büro des Besitzers, Reimund Lemberger. Ordner über Ordner. Alle zu seinem Lebensziel: die zum Grundstück gehörige Wasserkraft-Anlage wieder reaktivieren.

Reimund Lemberger vor den Resten der alten Wasserkraft-Anlage an der Lenne. Zwischen 1922 und 1963 wurde hier Strom produziert.
Reimund Lemberger vor den Resten der alten Wasserkraft-Anlage an der Lenne. Zwischen 1922 und 1963 wurde hier Strom produziert. © WP | Kira Henß

Die Geschichte der Burg

Geht man weiter, führt rechts eine Treppe nach draußen. Man steigt durch ein imposantes Rundbogen-Fenster und steht auf einer Brücke, die zur Wehranlage führt. Erst jetzt kann man die Schönheit der Burg richtig betrachten. Aus rustikalem Bruchsteinwerk wurde das burgähnliche Gebäude um 1900 in der Formensprache mittelalterlicher Stadtbefestigung errichtet. Die Rundbogen-Fenster mit Industrieverglasung gliedern im regelmäßigen Rhythmus das Erdgeschoss über dem ehemaligen Wasserniveau. „Bei Hochwasser kommt das Wasser bis an die Eisenbahnbrücke“, sagt Reimund Lemberger.

Die Sommerserie „Schätze am Wegesrand“
In der großen Sommerserie der Hagener Stadtredaktion erzählen wir die Geschichten von außergewöhnlichen Häusern und Landmarken: Viele haben sie vielleicht schon einmal am Wegesrand entdeckt, wissen aber nicht, was sich dahinter verbirgt. Folgende Teile sind bereits erschienen:

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  6. Das unerreichbare Haus: Es wurde bei der Eingemeindung vergessen
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  8. Wie aus Grimms Märchen: Das Haus Ruhreck - und seine Rettung
  9. Winziges Häuschen am Hasper Straßenrand - welche Geschichte steckt dahinter?
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  11. Ein Besuch in der „Burg“ in Hohenlimburg an der Lenne
  12. Leben im grünen Paradies - neben dem Backhaus in Wehringhausen
  13. Große Vergangenheit verschafft Hasper Kindern eine Zukunft
  14. Fachwerkhaus wird aus Dornröschenschlaf geweckt
  15. Wie eine Burg: Auf den Spuren der roten Cuno-Siedlung
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  17. Die Villa mit dem grünen Turm: Nadelstiche zwischen alten Mauern
  18. Von vielen Stellen aus zu sehen: Der Funkturm auf dem Riegerberg
  19. Villa am Goldberg: Hier gibt es keine rechteckigen Zimmer
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  21. Juwel im Grünen: Die Geschichte einer Dahler Villa
  22. Eine Tour zu versteckten Ecken im Hagener Hohenhof
  23. Bordell in Hagen: Eine Peepshow und wie hier alles begann
  24. Die Insel im Hengsteysee: Der Mäuseturm und seine Geschichte
  25. Berchumer möchten vergessene Ruine neu beleben

Als Werkstatt und Lager genutzt

Die Burg diente zunächst als Anstreicherwerkstatt und später dann als Lager eines Spediteurs. Zuletzt war eine Schreinerei in dem Gebäude untergebracht. Die aufwendige Architektur der Anstreicherwerkstatt als Dienstleistungsbetrieb lässt darauf schließen, dass die Handwerker einen hohen Lebensstandard hatten, den sie auch nach außen dokumentieren wollten. Auch Reimund Lemberger vermutet, dass das ein ganz reicher Mensch gebaut haben muss: „Die Fensteröffnungen, diese Rundbögen, die könnte man heute nicht mehr bezahlen.“

Der Weg aus der Burg hinaus, in Richtung Lenne.
Der Weg aus der Burg hinaus, in Richtung Lenne. © WP | Kira Henß

Rings herum alles grün. Ein richtiges Biotop. „Das ist ihr Hobby“, sagt Reimund Lemberger und zeigt auf seine Ehefrau, die im Grünen zu Gange ist und sich liebevoll um den Kleingarten kümmert. Auch er wolle schon seit längerer Zeit etwas getan haben, damit man die Burg besser sehen kann: Die Büsche seien in letzter Zeit ganz schön gewachsen. „Ich wollte den Holunderbusch eigentlich zurückschneiden, aber hier scheinen Vögel sich ein Nest gebaut zu haben“, lachte Reimund Lemberger. Bei so vielen Möglichkeiten, die hier mit den ganzen Pflanzen geboten werden, kein Wunder, dass die Vögel sich hier ein schönes zu Hause suchen.

Direkt an der Lenne

Apropos zu Hause: Der pensionierte Elektroingenieur erwarb Ende der 1980er Jahren das Grundstück mitsamt Burg und der verbliebenen Restanlage. Er ist fasziniert von der Energie, die das Gewässer erzeugen kann – und kämpft schon seit mehr als 30 Jahren dafür, sie anzuzapfen. Je näher man kommt, desto lauter wird es: Mit viel Wucht strömt das Wasser der Lenne über das lange Betonwehr, kurz vor der Eisenbahnbrücke Richtung Oege.

Die Lenne mit dem Wehr vor der Eisenbahnbrücke.
Die Lenne mit dem Wehr vor der Eisenbahnbrücke. © WP | Kira Henß

Hier eine Gaststätte?

Da wurde der Gedanke, aus der Burg eine Gaststätte mit Biergarten auf dem Platz, wo sich jetzt der kleine Garten befindet, zu machen, schnell verworfen. Eine besondere Atmosphäre würde hier auf alle Fälle herrschen. Das Gebäude, das von zwei zinnenbewehrten breiten Türmen mit Schlitzfenstern im Erdgeschoss flankiert wird. Die angedeuteten Schießscharten unterhalb der Zinnen, die den Festungscharakter betonen. Ein kühles Getränk im hypothetischen Biergarten mit Festung im Rücken und Blick auf die Lenne.

Die Sommerserie „Schätze am Wegesrand“
In der großen Sommerserie der Hagener Stadtredaktion erzählen wir die Geschichten von außergewöhnlichen Häusern und Landmarken: Viele haben sie vielleicht schon einmal am Wegesrand entdeckt, wissen aber nicht, was sich dahinter verbirgt. Folgende Teile sind bereits erschienen:

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  24. Die Insel im Hengsteysee: Der Mäuseturm und seine Geschichte
  25. Berchumer möchten vergessene Ruine neu beleben

Doch die Züge der Bahn, die teilweise alle paar Minuten über die Eisenbahnbrücke düsen, würden die besondere Kulisse mit ihrem Lärm aufheben. Außerdem stehe das Projekt des 84-Jährigen, der Reaktivierung der Wasserkraft-Anlage, an erster Stelle.

„Klein Venedig“ hat sich in all den Jahren nicht verändert.
„Klein Venedig“ hat sich in all den Jahren nicht verändert. © Lemberger | Reimund Lemberger

Selbst wohnt der Pensionär mit seiner Frau aber nicht hier. Die beiden, die übrigens letztes Jahr ihre Diamanten-Hochzeit feierten, haben eine Wohnung in Hagen. Oft kommen sie aber her, um den Garten zu pflegen und nach den Mietern zu schauen. Reimund Lemberger vermietet im anliegenden Haus Wohnungen für Bau- und Montagearbeiter.

Blockheizkraftwerk installiert

In der Festung hat der Elektroingenieur ein Blockheizkraftwerk, bei dem der Motor eines Autos den Strom für diese Wohnungen generiert. Manchmal, wenn er Gäste hat, die an den Gleisen arbeiten, ruft er zu ihnen rüber: „Macht Feierabend und kommt rüber zum Kaffee!“

„Wer kann schon von sich behaupten, er habe eine Burg?“

Reimund Lemberger
besitzt ein bürgähnliches Gebäude in Hohenlimburg

Geht man ein Stückchen weiter Richtung Wehranlage, führt ein Gang zu einer schönen Aussicht. Die Wohnhäuser der Lenneuferstraße „hängen“ über der Lenne. Der Anblick erinnert an das schöne Venedig und wird deshalb im Volksmund als „Klein-Venedig“ bezeichnet. Im Sommer sitzt Reimund Lemberger ab und zu hier mit einem Pfund Kirschen und genießt den imposanten Anblick.

Er geht zurück, blickt auf das Gebäude. „So eine Burg ist schon etwas Besonderes“, sagt der Hausherr und lacht. „Wer kann schon von sich behaupten, er habe eine Burg?“.