Velbert. Minimaler Pflegeaufwand, geringere Kosten: Immer mehr Velberter wünschen sich Alternativen zur Erdbestattung. Nun gibt es eine neue Möglichkeit.

In Zeiten der Trauer möchte man sich nicht mit finanziellen Sorgen belasten, doch die Kosten für Friedhofsgebühren und Bestattungen sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen – und stellen oft eine erhebliche Belastung für die Angehörigen dar. Steinmetz- und Bildhauermeister Andreas Radermacher will hier Abhilfe schaffen und hat nun ein neues – 7,5 Tonnen schweres – Konzept auf dem evangelischen Friedhof in Velbert vorgestellt.

Vor sechs Jahren habe die Entwicklung der sogenannten „Friedboxen“ begonnen, berichtet Radermacher. Die neuen Urnen-Kolumbarien sollen nur minimale jährliche Pflege erfordern und über Jahrzehnte hinweg ohne Instandhaltung genutzt werden können. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kolumbarien bestehen die „Friedboxen“ nämlich nicht nur aus Beton.

Entlastung für Velberter Angehörige: Die „Friedbox“ verspricht Pflegefreiheit

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„Die herkömmlichen Kolumbarien werden oft ausschließlich aus Beton hergestellt. Unsere Friedbox hingegen besteht aus Naturstein, Edelstahl und Glas und hat eine Lebensdauer von bis zu 80 Jahren“, erklärt Radermacher. Zudem biete die „Friedbox“ Schmuck-Tresore, um Andenken, Blumen, Fotos oder Kerzen neben den Urnen aufzustellen.

Zur „Friedbox“ gehöre eigentlich eine ganze „Friedinsel“. „Das ist quasi ein kleiner Friedhof auf einem Friedhof“, erklärt Radermacher: Auf rund 70 Quadratmetern stehen dann zwei „Friedboxen“ und eine Pflanzpyramide, zudem gibt es eine Wasserentnahmestelle, Zypressenbepflanzung und mehrere Sitzmöbel. Der evangelische Friedhof in Velbert habe sich jedoch zunächst nur für eine „Friedbox“ entschieden, mit der Option auf mehr.

In separaten Schmuck-Tresoren können in der Velberter „Friedbox“ Andenken, Blumen, Fotos oder Kerzen neben den Urnen aufgestellt werden.
In separaten Schmuck-Tresoren können in der Velberter „Friedbox“ Andenken, Blumen, Fotos oder Kerzen neben den Urnen aufgestellt werden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

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Jennifer Keßler, Verwaltungsangestellte der Friedhofsverwaltung Mettmann-Niederberg, bestätigt, dass am evangelischen Friedhof weitere „Friedboxen“ geplant sind – und bereits vor der Einweihung eine hohe Nachfrage besteht: Eine Beisetzung habe bereits stattgefunden. Auf dem evangelischen Friedhof kostet ein Fach rund 3000 Euro, ein zusätzlicher Schmuck-Tresor für Andenken zusätzlich 1000 Euro.

„Die Friedhofsgebühren, zum Beispiel für eine Urnenbeisetzung in einer gärtnerisch gestalteten Anlage, kostet hier 990 Euro“, erklärt Keßler. Das sei im Vergleich zu anderen Velberter Friedhöfen wenig; auch in Essen könne mehr als das Doppelte anfallen. „Der evangelische Friedhof ist sehr beliebt“, bestätigt eine Mitarbeiterin des Beerdigungsinstituts Velleuer: „Auch bei Auswärtigen. Die Plätze sind normalerweise immer sehr schnell weg.“

Warum immer mehr zu naturnahen Bestattungen tendieren

Mit finanziellen Sorgen auf den Bestatter zukommen, sei keineswegs ungewöhnlich. „Und die Sorgen sind immer gleich. Wenn vorher nicht finanziell vorgesorgt wurde, stehen die Trauernden oft alleine da und müssen schauen, wie sie das mit Eigenmitteln bewältigen“, erklärt die Angestellte des Bestattungsinstituts. „Dass die Friedhofsgebühren immens steigen, hilft da natürlich nicht. Bei städtischen Friedhöfen kann man dann auch gerne mal bei 5000 Euro landen“, sagt sie.

Schon seit längerer Zeit verlieren Sargbestattungen an Beliebtheit, da sie im Vergleich zu Urnenbestattungen wesentlich kostspieliger sind. Nun sollen „naturnahe Bestattungen“ eine wachsende Popularität im Vergleich zur traditionellen Erdbestattung erfahren. Der Hauptgrund hierfür liege nicht zwingend in der Verbundenheit zur Natur, sondern darin, dass durch diese Bestattungen, wie bei der „Friedbox“, keine Pflegeverpflichtung anfällt.