Velbert. Bestattungsunternehmer nutzen mittlerweile spezielle Verleihfirmen aus der Umgebung. Früher trugen vor allem Rentner den Sarg auf dem letzten Weg

Der Tod ist für viele ein Tabuthema. Doch als Sargträger hat man fast täglich damit zu tun, Menschen auf dem letzten Weg zu begleiten. Aber es gibt kaum noch Menschen, die diese Tätigkeit ausüben – auch in Velbert. Jörg Schneider vom Bestattungshaus Schneider in Velbert: „Früher hat man eine Anzeige in der Zeitung geschaltet, woraufhin sich viele Leute gemeldet haben. Wir hatten bei uns damals mehrere Träger, die auf 450-Euro-Basis angestellt waren, aber das findet man heutzutage nicht mehr.“

Als Sargträger waren vor allem Rentner beschäftigt, die den Nebenverdienst zu ihrer Rente gut gebrauchen konnten. „Ich kann mir das nur so erklären, dass Senioren mittlerweile genug verdienen“, versucht der Bestatter einen Grund für den Mangel an Sargträgern zu finden.

Externe Firmen vermitteln Sargträger

Ein anderer Erklärungsansatz ist sicherlich der Wandel der Bestattungskultur, erklärt Schneider: „Früher war man als Sargträger ausgelastet, weil fast nur Erdbestattungen gemacht wurden, aber heute sind es ja fast nur noch Urnenbeisetzungen.“ Doch damit Schneider auch die Menschen, die nach wie vor eine klassische Erdbeisetzung wünschen, begleiten kann, ist er auf externe Firmen angewiesen, die Sargträger „verleihen“. „Das müssen wir so machen, denn es reicht ja nicht, zwei Mitarbeiter zu schicken. Ein Sarg muss von sechs Menschen getragen werden. Also kommen unsere Träger mittlerweile aus Dortmund“, berichtet der Bestatter.

Der Trend zu Urnenbestattung nimmt zu. Aber es gibt auch immer noch Erdbestattungen für die sechs Sargträger benötigt werden.
Der Trend zu Urnenbestattung nimmt zu. Aber es gibt auch immer noch Erdbestattungen für die sechs Sargträger benötigt werden. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Doch auch bei solchen Vermittlungsunternehmen sei es nicht immer unbedingt einfach, einen Träger zu bekommen, so Schneider: „Ich kenne neben der Firma in Dortmund noch eine in Moers und in Essen. Die ist aber immer ausgelastet. Das ist definitiv ein Problem.“

Im Notfall hilft ein Mitarbeiter aus

Eine Mitarbeiterin des Velberter Beerdigungsinstituts Velleuer, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, schätzt die Lage ähnlich ein wie Schneider: „Es ist schon schwierig Leute zu finden, die das machen wollen. Wir stellen uns auch die Frage, woran das liegen kann. Vor allem wenn Beisetzungen parallel stattfinden, wird es dann eng. Bei uns fragen häufiger auch Bestatter nach Sargträgern an.“ Wenn bei Velleuer große Not am Mann sei, springe eben ein Mitarbeiter ein, der aushilft.

Sargträger online buchen

Bei der Firma „Trägerservice NRW“, die ihren Sitz in Voerde hat, können Bestattungsunternehmen Sargträger buchen. Auf der Homepage (www.trägerservice-nrw.de) können Verfügbarkeiten geprüft und Trägerdienste mit wenigen Klicks bestellt werden.

Laut eigenen Anhaben sind aktuell 15 Mitarbeiter beim Trägerservice beschäftigt. Der Preis wird auf Anfrage festgelegt.

Friedhofsverwaltung stellt keine eigenen Sargträger

Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass die Städtische Friedhofsverwaltung in Velbert keine eigenen Sargträger stellt. Auch die Evangelischen Friedhöfe der Schlossstadt hat keine Angestellten für den Trägerdienst beschäftigt, wie Aylin Jasiczek von der Friedhofsverwaltung erzählt: „Wir stellen keine und können deshalb auch nicht viel zum Mangel sagen. Das läuft in Velbert alles über die privaten Bestattungsunternehmen.“ In einigen umliegenden Städten beschäftigt die städtische oder kirchliche Friedhofsverwaltung eigene Sargträger - so zum Beispiel in Düsseldorf.

„Wir kriegen kaum noch Anfragen“

Um doch noch Interessenten zu finden, schaltet Jörg Schneider hin und wieder noch eine Anzeige in der Zeitung: „Wir kriegen kaum noch Anfragen. Ab und zu melden sich noch Jugendliche oder Hartz IV-Empfänger. Das passt aber meist nicht.“