Neviges. Auf dem evangelischen Friedhof in Neviges stehen jetzt ein Pflug und ein altes Rad: „Mein Bauerngarten“ heißt ein neues Urnengemeinschaftsfeld.

Die hübschen bunten Blümchen sind unter der Schneedecke nur zu erahnen, dafür kommen der Pflug und das alte Wagenrad in der weißen Pracht umso besser zur Geltung. Was das alles auf einem Grab zu suchen hat? „Es ist ein Symbol für das Dörfliche hier in der Umgebung, es passt zu Neviges“, sagt Franziska Wilms. Als Friedhofsgärtnermeisterin auf dem Dönberg hat sie schon einige Erfahrung, wie man Grabanlagen auch mal ganz anders gestalten kann. Von ihren Ideen waren das Presbyterium und der Friedhofsausschuss der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde so angetan, dass sie auch das neue Urnengemeinschaftsfeld auf dem Friedhof an der Siebeneicker Straße konzipierte: „Mein Bauerngarten“.

Erdbestattungen gehen zurück

Das Kolumbarium ist in den letzten Jahren stets gewachsen, mittlerweile gibt es 96 Urnenfächer.
Das Kolumbarium ist in den letzten Jahren stets gewachsen, mittlerweile gibt es 96 Urnenfächer. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Franziska Wilms gab die Impulse und hatte die Ideen, Friedhofsgärtnermeister Carl-Frank Fügler setzte das Ganze dann um. „Unsere Familien kennen sich schon ewig“, so der Tönisheider, daher waren die Zwei hier bei ihrem „Gastspiel“ an der Siebeneicker Straße ein prima Team. 30 Urnen können im „Bauerngarten“ beigesetzt werden, der in unmittelbarer Nähe des Kolumbariums liegt, 100 weitere Plätze sind geplant. Damit reagiert die Gemeinde auf einen Trend, der schon seit Jahren anhält: Die Erdbestattungen gehen zurück, Urnenbeisetzungen und Kolumbarien sind im Kommen. Von den 96 Urnenfächern des Kolumbariums sind nur noch sechs frei, sie sind mit maximal zwei Urnen belegbar und kosten 3500 Euro für 15 Jahre. Komplett vergeben sind derzeit die 150 Rasen-Urnenplätze. Das Presbyterium musste neue Möglichkeiten finden – da war diese freie Fläche ideal.

Pfirsichbaum und Osterglocken

Die Idee sei entstanden, als man für Totensonntag die Kolumbarien bepflanzt habe, von da an liefen die Pläne für den „Bauerngarten“ auf Hochtouren. Wilms: „Ja, das hat mir Freude gemacht, ich mag solche Sachen gern. Da kann man etwas schaffen, kreativ sein.“ Und eine Anlage so konzipieren, dass zu jeder Jahreszeit irgendetwas blühe – wenn es nicht gerade von Schnee bedeckt sei. Carl-Frank Fügler zählt auf, was er in den „Bauerngarten“ alles gepflanzt hat: ein Pfirsich-Bäumchen, Weißdorn, einen Feldahorn, Flieder, Tränendes Herz, Pfingstrosen, nicht zu vergessen Glockenblumen und natürlich Osterglocken.

Bienenhotel wird angefertigt

Gedenken an die Corona-Toten

Die neue Urnengemeinschaftsgrabanlage „Mein Bauerngarten“ hat Platz für 30 Urnen. Reservierungen nimmt die Friedhofsgärtnerei „Claudia Jung-Schiller“ unter 02053 5141 oder die Friedhofsverwaltung unter 02051 9654 48 entgegen. E-Mail: evangelischer-friedhof@ekir.de.

Am 17. April will die Gemeinde an einer anderen Stelle des Friedhofes einen Apfelbaum pflanzen, der an die Corona-Toten erinnern soll.

Den Pflug hat Carl-Frank Fügler in einer Fachzeitschrift entdeckt, und das alte Wagenrad ist eine Spende eines Nevigesers, der anonym bleiben möchte. Ein Bienenhotel soll den Bauerngarten komplett machen, es wird gerade noch angefertigt. Die Bienen wiederum, so Fügler, werden ihre Freude an dem Pfirsichbäumchen haben. Dietgard Reith, Mitglied des Presbyteriums und des Friedhof-Ausschusses, findet das Konzept „ganz wunderbar“. Es sei natürlicher als ein Kolumbarium, und wer möge, könne auch Blumen auf den Stein stellen oder eine Kerze. „Aber bitte nur elektrische, also LED-Lampen. Bloß keine herkömmlichen Grablichter“, wirft Carl-Frank Fügler ein. Sie würden zu heiß und könnten den Stein beschädigen.

Anonyme Gräber gibt es nicht

A propos Stein: Noch liegen hier lediglich Platzhalter. „Die Urnen-Grabsteine“, so erzählt Dietgard Reith, „werden aus rötlichem Granit sein, versehen mit den Namen und dem Geburts- und Sterbejahr.“ 1550 Euro kostet ein Urnengrab im „Bauerngarten“ mit einer Laufzeit von 15 Jahren, inklusive des Steins und ganzjähriger Pflege. Gießen und Saubermachen übernimmt Friedhofsgärtnermeisterin Claudia Jung-Schiller. „Die Angehörigen haben also nichts mehr damit zu tun“, so Dietgard Reith. Die Idee für den Staketen-Zaun, der wunderbar zu dem rustikalen Charakter passt, hatte Britta Burkhardt, die sich auf viele Weise in der Gemeinde engagiert. „Ich war mit meinem Mann im Allgäu, da sieht man die ja viel. Wir hatten uns da auch selbst nach einem Zaun für unser Haus umgeschaut, ich finde die einfach schön.“

Übrigens: Anonyme Gräber gibt es nicht auf diesem Friedhof, und das ist von der Gemeinde so gewollt.