Velbert. An der Bahnhofstraße in Velbert ist es nun möglich, Angehörige in Themenbereichen bestatten zu lassen. Highlight ist ein echter Schiffsanker.

„Ein bisschen Wasser wäre schön“, wünscht sich Holger Engel. Der Bachlauf in dem gleichnamigen Themenfeld auf dem Evangelischen Friedhof an der Bahnhofstraße ist trocken, nur Steine deuten seinen Verlauf an. Ansonsten stößt die neue Gemeinschaftsgrabanlage, die jetzt vorgestellt wurde, auf große Zustimmung.

Neben dem „Bachlauf“ können Urnen im „Staudengarten“ oder auf der „Insel der Ruhe“ beigesetzt werden, wo ein schmiedeeiserner Pavillon mit Bänken zum Verweilen und Gedenken einlädt. Dazu kommt der „Ankerplatz“ mit einem großen Schiffsanker.

Anker hing tatsächlich an einem Schiff

Friedhofskirchmeister Klaus von Rath stellte auf dem Evangelischen Friedhof an der Bahnhofstraße in Velbert die neue Gemeinschaftsgrabanlage „Park der Erinnerungen“ vor.
Friedhofskirchmeister Klaus von Rath stellte auf dem Evangelischen Friedhof an der Bahnhofstraße in Velbert die neue Gemeinschaftsgrabanlage „Park der Erinnerungen“ vor. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

„Das ist ein Highlight“, findet Thomas Schmitt. „Der wurde direkt aus Rendsburg geholt, der war tatsächlich an einem Schiff, das auf Nord- und Ostsee unterwegs war“, weiß der Leiters des Friedhofsamtes beim Kirchenkreis Niederberg.

Nachdem das markante Schiffszubehör im Internet erworben wurde, machte sich Chris von der Schlippen auf den Weg in den hohen Norden, um das maritime Schmuckstück ins Bergische zu bringen. Der Velberter Garten- und Landschaftsbauer legte die Wege und die anderen Parkelemente nach den Plänen der Friedhofsgärtnerin Melanie Vößing an.

Mehrere Tausend Pflanzen eingesetzt

Die Heiligenhauserin hat Spaß an der Gestaltung ungewöhnlicher Grabstätten, sie heimste im vergangenen Jahr auf der Bundesgartenschau in Heilbronn Medaillen von Gold bis Bronze für ihr Grabdesign ein. Auf dem 1200 Quadratmeter großen „Park der Erinnerungen“ wurden 8632 hochwertige Pflanzen und vier Bäume in die Erde gesetzt.

In den vier Themenbereichen ist Platz für 800 Urnen vorgesehen, an den Rändern können 100 Särge beigesetzt werden. Die Nutzungsgebühren pro Urnengrab beginnen bei 990 Euro, hinzu kommen die Gebühren für Grabmäler oder Liegesteine und deren Beschriftung.

Zahl der Urnenbestattungen nimmt zu

Stele auf dem Themenfeld „Ankerplatz“ der neuen Gemeinschaftsgrabanlage „Park der Erinnerungen“ auf dem Evangelischen Friedhof an der Bahnhofstraße in Velbert.
Stele auf dem Themenfeld „Ankerplatz“ der neuen Gemeinschaftsgrabanlage „Park der Erinnerungen“ auf dem Evangelischen Friedhof an der Bahnhofstraße in Velbert. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Beim Ankerplatz werden die Namen der Verstorbenen auf Wunsch in die Gemeinschaftsstele eingemeißelt, über der ein passendes Zitat aus den Psalmen steht. Mit der Vorauszahlung ist die Pflege des Grabs für die Nutzungszeit von 20 Jahren abgegolten.

Nachdem es im „Velberter Schlüssel“ nur noch wenige freie Grabstellen gibt, reagiert die Kirchengemeinde damit auf den steigenden Trend zur Urnenbestattung. „2005 hatten wir einen Tiefstand von unter 200 Bestattungen. Dann haben wir das erste Kolumbarium aufgestellt, und es lief gut“, blickt Friedhofsamtsleiter Schmitt zurück. „Doch irgendwann hätten wir nur noch Betonsäulen auf dem Rasen stehen gehabt.“

Keine Kolumbarien mehr

„Dann kam Frau Vößing mit der Riesenidee des Schlüssels. Im Dezember 2019 entschied die Kirchengemeinde, den Bau der Kolumbarien zu stoppen.“ Der Bereich des neuen „Parks der Erinnerung“ wurde seit 1930 mit Gräbern belegt.

„Das war lange Zeit eine freie Fläche“, so Aylin Jasiczek von der Friedhofsverwaltung des Kirchenkreises Niederberg, die als Kompetenzzentrum für das Friedhofswesen der Evangelischen Kirche im Rheinland 15 Friedhöfe aus drei Kirchenkreisen managt.

Weiteren Friedhof ähnlich gestaltet

Darunter befindet sich der Friedhof „Auf dem Auberg“ der Evangelischen Kirchengemeinde Broich-Saarn in Mülheim an der Ruhr. Auch dort gibt es eine neue Gemeinschaftsgrabanlage für Erdbestattungen und Urnen, sie trägt den Namen „Ruhraue“ und ist dem Flusslauf zwischen Mintard und Mülheimer Schlossbrücke nachempfunden. Brücke und Ruhrinsel sind im Kleinformat angelegt, Basaltsteine bilden das Flussbett, die Ufer sind bepflanzt. Allerdings fließt auch dort kein Wasser.

Nicht nur für die Gemeinde

Auf dem Evangelischen Friedhof dürfen nicht nur die Gemeindemitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Velbert bestattet werden, sondern auch die anderer evangelischer Gemeinden.

Auch Mitglieder von Religionsgemeinschaften, die zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gehören, zum Beispiel der katholischen Kirche, zählen dazu.

Über die mögliche Bestattung von Verstorbenen, die nicht zu den genannten Gruppen gehören, informiert die Friedhofsverwaltung: www.evangelischer-friedhof.de