Velbert. Viele Angehörige haben sich über den Zustand des ev. Friedhofs beschwert. Es hat sich einiges getan, doch die Tütengräber bereiten einigen Ärger.

Die Bestattungskultur hat sich geändert: „In den letzten Jahren geht es immer mehr zu Urnengräbern. Wir bekommen dafür weniger Geld. Mittelfristig müssen wir Wege finden, wie man den Friedhof verkleinern kann“, so Martin Straßen. Der steht dem Friedhofsausschuss der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Neviges vor, deren Friedhof an der Siebeneicker Straße wegen des ungepflegten Zustands in der Kritik steht.

Der Presbyteriumsausschuss hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, erste Erfolge sind den Friedhofsbesuchern bereits aufgefallen. „Es hat sich viel getan: Es ist lichter geworden – richtig gut. Und die auf dem Friedhof arbeitenden Leute sind freundlich“, lobte eine Teilnehmerin der zweiten Beschwerdestunde des Friedhofausschusses.

Angehörige werden angeschrieben

Inzwischen wurden alle Gräber kartiert. Für viele besteht noch ein Nutzungsrecht, aber sie sind nicht gepflegt. Die beim Kirchenkreis Niederberg angesiedelte Verwaltung wird die Angehörigen anschreiben und bitten, für eine Grabpflege zu sorgen. Andernfalls werden wird eine Ersatzvornahme veranlasst. „Wir werden uns das Geld bei den Nutzungsberechtigten wiederholen“, kündigt der Friedhofsauschussvorsitzende an, aber er lässt Augenmaß durchblicken: „Im Einzelfall werden wir Lösungen finden.“

Diese Gräber bieten einen unschönen Anblick und sollen aufwändig beseitigt werden.
Diese Gräber bieten einen unschönen Anblick und sollen aufwändig beseitigt werden. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

200 Gräber sind nicht mehr belegt

Besondere Probleme stellen die rund 200 Gräber dar, die nicht mehr belegt sind und sich in der Verantwortung der Gemeinde befinden. Die Oberflächen wurden mit Plastikfolien abgedeckt, meistens handelt es sich um auseinandergeschnittene Säcke für Torf und ähnliches. Anschließend kam eine Schicht Rindenmulch dadrauf. „Das funktioniert nur ein bis zwei Jahre, danach wachsen Disteln und andere unerwünschte Pflanzen wieder durch. Der Mulch verschiebt sich und die Kunststoffsäcke kommen zum Vorschein“, ärgert sich Martin Straßen über den unschönen Anblick der „Tütengräber“, die er als großen Fehler bezeichnet.

Aufwändige Beseitigung

Die Beseitigung dieser „Tütengräber“ ist aufwändig. „Da geht nur in Handarbeit, der Plastikmüll muss einzeln raus geholt werden, es handelt sich nicht um eine durchgehende Folie. Anschließend müssen die Wurzeln ausgegraben werden. Wenn man das maschinell machen lässt, haben wir durchmischten Sondermüll, der teuer entsorgt werden muss“, so Martin Straßen, der zuversichtlich ist, eine Lösung zu finden.

Bäume gefällt, Hecken geschnitten

Die Gemeinde hat bereits rund 60 000 Euro in die Verkehrssicherung gesteckt, es wurden Bäume gefällt und Hecken zurückgeschnitten, die Wasserleitung funktioniert wieder. Im oberen Bereich des Friedhofs, praktisch im „Wald“, befinden sich einzelne Gräber. Die würde man gerne aus der Pflege herauszunehmen, die Nutzungsberechtigten müssten angesprochen werden, ob eine Umbettung vorgenommen werden könnte. „Wir haben uns zu sehr auf die Verkehrssicherung konzentriert und das Mähen der Reihengräber vernachlässigt“, nimmt sich Martin Straßen die berechtigte Beschwerde zu Herzen, weil die Namen auf den Steinen nicht mehr lesbar waren.

Neues Urnenfeld geplant

Der Ausschussvorsitzende, der in das Ehrenamt seine Erfahrung als Landschaftsarchitekt einbringt, kündigt an, dass Staudenflächen mit Obstbäumen angelegt werden, Nadelhölzer werden durch Laubbäume ersetzt, die Schattenplätze schaffen. Nach dem die Stadtwerke die Anschlüsse zu dem ehemaligen Gewächshaus abgebaut haben, kann dort nun ein neues Urnenfeld angelegt werden.

>>>Rehe auf dem Friedhof

Immer wieder wird der Friedhof von Rehen heimgesucht, für die der Blumenschmuck einen Leckerbissen darstellt. Die Einfriedungen zum Wald hin wurden repariert, aber dennoch finden die scheuen Wildtiere immer wieder einen Weg.

Martin Straßen hat Kontakt zu einem Jäger aufgenommen, der allerdings nicht auf dem Friedhof tätig werden kann.