Langenberg. Vor dreißig Jahren schlossen sich ein Orchester aus Velbert und aus Langenberg zusammen. So entstand das Bürgerhausorchester Collegium Musicum.

Zwei Mal im Jahr steht das Bürgerhausorchester Collegium Musicum eigentlich im Jahr auf der Bühne im namengebenden Bürgerhaus. Eigentlich. Denn seit 2020 funkt immer wieder Corona dazwischen. Im Herbst noch gaben die Musikerinnen und Musiker Stücke von Beethovens Lehrern zum Besten. Doch das Konzert an diesem Wochenende findet schon wieder nicht statt (s. Infokasten).

Das liegt weniger daran, dass die Auflagen für Besucherinnen und Besucher zu hoch gewesen wären. Nein, sagt Dr. Horst Degen, „wir proben derzeit nicht.“ Angesichts der Coronalage sei das zu riskant, erläutert der Kontrabassist, der sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit des Orchesters kümmert.

Hoffen auf den Herbst

Nun ruhen die Hoffnungen auf dem Herbst: „Wir hoffen aber, am 6. November unser Herbstkonzert durchführen zu können“, sagt Horst Degen. Auf dem Programm unter dem Titel „1783 – ein guter Jahrgang!” stehen dann die Sinfonie Nr. 25, G-Dur (P.16) von Michael Haydn (mit Einleitung von W. A. Mozart), das Klavierkonzert Nr. 11, F-Dur KV 413 von W. A. Mozart (Solistin: Hanako Schatz) und die Sinfonie Nr. 3, G-Dur nach Ovids Metamorphosen „Verwandlung Actaeons in einen Hirsch”.

„Zwei unserer musikalischen Ideen werden hier schon deutlich“, erläutert Horst Degen: „Erstens versuchen wir, themenbezogene Programme auf die Beine zu stellen und zweitens, Nachwuchsmusikern als Solistin oder Solist die Chance zu geben, mit einem größeren Orchester aufzutreten.“

Hanako Schatz etwa ist am 5. Juni 2009 in Wuppertal geboren „und eine musikalische Hochbegabung“, lobt Horst Degen, der bei den Konzerten auch die Moderation übernimmt. „Seit ihrem vierten Lebensjahr spielt sie Klavier. Heute ist sie Jungstudentin an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.“

Suche nach Nachwuchsmusikern

Das Bürgerhausorchester gibt in seinen Konzerten Nachwuchstalenten die Möglichkeit, mit einem Orchester aufzutreten. Im November 2019 etwa spielte der damals zwölfjährige Josef Schatz einige Solo-Parts.
Das Bürgerhausorchester gibt in seinen Konzerten Nachwuchstalenten die Möglichkeit, mit einem Orchester aufzutreten. Im November 2019 etwa spielte der damals zwölfjährige Josef Schatz einige Solo-Parts. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Um dem Nachwuchs eine Chance zu geben, kooperiert das Orchester auch eng mit Folkwang. Von dort kommen immer wieder fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler, um als Solisten aufzuspielen. Auch mit der Musik- und Kunstschule Velbert pflege das Orchester – je nach Leiter – eine gute Zusammenarbeit.

Über mehr junge Musikerinnen und Musiker, die die Reihen des Bürgerhausorchesters weiter füllen, würde sich Horst Degen auch freuen, nur: „Es ist schwierig, Streicher zu bekommen“, sagt er. „Blasmusik ist derzeit angesagter.“ Und wer schon fortgeschrittener sei, bleibe nicht lange: „Die gehen dann meist zum Studium weg.“ Dennoch: Wer Interesse hat, im Bürgerhausorchester mitzuspielen, kann sich bei Dr. Horst Degen melden: degenh49@gmail.com.

Die bisherigen Folgen

Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:

Folge 1: Nina Reddig (Geige)

Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)

Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)

Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)

Folge 5: Annette Haupt (Autorin)

Folge 6: DJ Ralle

Folge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)

Folge 8: Günter Seekatz (Maler)

Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)

Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)

Folge 11: Martin Tchiba (Pianist/Komponist/Multimedia-Künstler)

Folge 12: Bürgerhausorchester Collegium Musicum

Folge 13: „Atelier 12“ (vier Malerinnen)

Folge 14: Elke Brandes-Peter (Mode-Designerin)

Folge 15: Ruben Schwarz (Autor)

Folge 16: Das Rockgerät (Band)

Folge 17: IHLA-Combo (Musik)

Folge 18: Simona Menzner (Malerin)

Ensemble von Musikliebhabern

So weit zum aktuellen Stand. Doch soll es in dieser Serie ja auch um die Geschichte der Kulturschaffenden gehen. Und die reicht beim Bürgerhausorchester Collegium Musicum weit zurück. Zuvor sollte nur kurz der Begriff geklärt werden: Collegium Musicum steht, vereinfacht gesagt, für ein Orchester von Musikliebhabern. Oder anders: „Die wenigsten von uns sind Profis“, sagt Horst Degen.

„Traditionell gibt es in Velbert und in Langenberg seit weit mehr als einem Jahrhundert Orchesteraktivitäten von Musikliebhabern“, heißt es dazu in der Festbroschüre zum 50-jährigen Bestehen des Orchesters.

Ursprungsorchester stammen aus dem 19. Jahrhundert

Seit 1998 ist Claus Tinnes der Dirigent des Bürgerhausorchesters Collegium Musicum. Die Konzerte des Ensembles stehen immer unter einem thematischen Oberbegriff – wie etwa im Herbst 2021, als Stücke von Beethovens Lehrern auf dem Programm standen.
Seit 1998 ist Claus Tinnes der Dirigent des Bürgerhausorchesters Collegium Musicum. Die Konzerte des Ensembles stehen immer unter einem thematischen Oberbegriff – wie etwa im Herbst 2021, als Stücke von Beethovens Lehrern auf dem Programm standen. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

In Velbert war es im Jahre 1880, als der „Musikverein 1880“ gegründet wurde. Nach mehreren Umbenennungen trat dieses Ensemble ab Mitte der 1950er Jahre bis 1992 als „Collegium Musicum Velbert“ auf.

In Langenberg existierte mehr als 150 Jahre lang ein gemischter Chor, der sich ab 1919 „Bürgerhaus-Chor“ nannte – und im Jahr 2013 aufgelöst hat. 1929 gründete sein damaliger Dirigent, Musikdirektor Gustav Mombaur, das „Streichorchester des Bürgerhaus-Chores“, um neben der Chor-Arbeit auch das instrumentale Musizieren im lokalen Bereich zu fördern.

„Beide Orchester haben also so vor sich hin musiziert“, blickt Horst Degen launisch zurück, „und beide litten darunter, das sie immer wieder Personal verloren haben.“ Und niemand rückte nach. Vor allem Klaus Heyens sei es zu verdanken, dass beide Orchester sich schließlich zusammen geschlossen haben.

„Ein homogenes Ensemble“

Heyens war zu der Zeit Leiter der Musik- und Kunstschule und bis 1998 auch Dirigent des Bürgerhausorchesters. Seit dem steht Claus Tinnes am Pult „Aber schon vor der offiziellen Zusammenlegung haben wir uns schon gegenseitig mit Musikern ausgeholfen“, sagt Horst Degen.

Nun, nach gut drei Jahrzehnten, „ist kein Unterschied mehr auszumachen zwischen Langenbergern und Velbertern“, das Bürgerhausorchester sein ein homogenes Ensemble, „ein Beispiel für gelebte innerstädtische Integration.“