Langenberg. . Das Bürgerhausorchester collegium musicum präsentierte Werke von Veracini, Pachelbel und anderen barocken Komponisten. Solisten begeistern ebenso

Wenn August der Starke von Sachsen vor einigen Jahrhunderten seinen Fürstenkollegen zeigen wollte, was seine Sachsen auf die Beine oder besser: auf die Tische stellen konnten, dann holte er nicht nur das neu erfundene weiße Porzellan aus der Schatzkammer in Dresden. Er verpflichtete auch seine Hofmusiker, mit besonderen Kompositionen aufzuwarten.

„Tafelmusik“ hieß das dann, und wie wohlklingend jene Musik war, die den hohen Herrschaften zum Hühnerbrüstchen oder Fasanen-Schenkel serviert wurde, das konnte Orchesterleiter Claus Tinnes mit seinem Collegium Musicum Velbert in der ausverkauften Eventkirche jetzt vorführen.

Stück verlangt Geigern viel ab

Weil die Musik zur festlichen Tafel und zu den Staatsgästen passen musste, verlangten die Gastgeber von ihren Hofmusikern Höchstleistungen. Und die Velberter Musiker zeigten, dass sie diese Musikstücke in einer Weise präsentieren können, die auch einer barocken Fürstentafel angemessen gewesen wäre. Manche der Komponisten sind dem breiten Publikum nicht mehr präsent. Und doch: Das „Allegro“ eines Herrn Veracini zum Beispiel verlangte vor allem den Geigen alles ab, und die Velberter Musiker waren auch diesen Herausforderungen glänzend gewachsen.

Neue Solisten stellten sich vor

Tafelmusik war auch eine Gelegenheit für neue Solisten, sich vor dem Landesherrn zu präsentieren. Der Musikstudent von der Folkwang Universität in Essen, Denis Zisko, der für J.B.G. Nerudas Trompetenkonzert Es-Dur zum Bürgerhausorchester stieß, hätte bei dieser Gelegenheit beste Chancen auf eine feste Stelle gehabt. Sensibel vermied er, mit seinem kräftigen Instrument die Streicher zu dominieren. So kam es zu einem spannenden Wechselspiel zwischen Orchester und Solist.

Mit dem Oboenkonzert d-Moll von Albinoni trat ein weiterer Gast ins Ensemble der Streicher: Susanne von Foerster, Oboistin aus dem Wuppertaler Sinfonieorchester, spielte besonders die Melodiebögen im langsamen Satz mit klaren und einschmeichelnden Tönen.

Mitten in die gegewärtige Rockmusik

Mitten in die gegenwärtige Rockmusik führt der Kanon d-Dur eines gewissen J. Pachelbel. Dieser vom Bass getragene ruhige, schreitende Kanon ist ein eindrucksvolles Element der Musikgeschichte. Entfernt, aber hörbar erinnern die Akkorde an Titel wie „Go West“ von den Village People oder „Changes“ von David Bowie. Tatsächlich haben sie wie auch Oasis Anleihen bei Pachelbel genommen. Und sogar auf den Fußballplatz hat es sein „Pachelbel-Kanon“ geschafft in der Hymne „Wir im Osten geh’n immer nach vorn“ des FC Union Berlin, gesungen von Nina Hagen.

Nächstes Mal im Bürgerhaus?

Geradezu turbulent geht es zu in Telemanns Tafelmusik Teil II, Ouverture und Conclusion. Mit beiden Solisten gelingt es, das komplizierte Werk mit Quartetten, Konzerten, Trios und Solostücken glänzend zu bewältigen. Der lang anhaltende Applaus belohnte das Ensemble und die Solisten für einen unterhaltsamen und heiteren musikalischen Abend. Nach der Tafelmusik arbeitet das Collegium bereits am neuen Programm, das im Sommer vorgestellt wird. „Con fuoco“, „Mit Feuer“ ist das Leitthema des nächsten Konzerts. Bleibt zu hoffen, dass es das Bürgerhaus-Orchester dann ins Bürgerhaus schafft – mit mehr als doppelt so vielen Plätzen wie in der Eventkirche.