Langenberg. Das Bürgerhausorchester Collegium musicum spielte in Langenberg Werke von Beethovens Lehrern. Begeistert hat auch eine junge Gastsolistin.
Große Kunst entsteht sicher und zuallererst aus großem Talent, ergänzt durch einen Schuss Genialität. Lehrer und Förderer der Begabten treten dagegen meistens in den Hintergrund, ihnen wird von der Nachwelt kaum Bedeutung beigemessen. Auch wenn sie bei ihren hochtalentierten Schülern die handwerklichen Grundlagen gelegt haben, bleibt der Anteil am Ruhm ihrer Schützlinge doch eher gering.
Verdient oder unverdient? Gleichwohl ist es einmal lohnenswert, sich mit dem Werk von Lehrern berühmter Komponisten auseinanderzusetzen, und da waren es jetzt Werke der Lehrer Beethovens, die sich das Collegium musicum Velbert unter seinem Leiter Claus Tinnes im 1. Kammerorchesterkonzert im Langenberger Bürgerhaus auf die Pulte gelegt hatten.
Gut besuchtes Konzert
Der gut besuchte Konzertabend gewann durch die erst 15-jährige Künstlerin Amerie Schlösser als Solistin mit einem selten zu hörenden Instrument, der Harfe, besondere Bedeutung. Es ist schon erstaunlich, welch hohen Stand sie bereits auf ihrem Instrument erreicht hat; Preise bei wichtigen Wettbewerben (Bundespreisträgerin „Jugend musiziert“ 2019), diverse Auftritte und das Studium als Jungstudentin an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Musikhochschule weisen das aus.
Ganz unbefangen ging sie das Harfenkonzert Es-Dur von Johann B. Schenk an und lieferte eine glänzende Beweiskette ihres beachtlichen Könnens. Gut bleiben nicht zuletzt die zwei schön ausgespielten Solokadenzen in Erinnerung. Wenn auch diese Musik von ihrer Aussage her betrachtet nur im 2. Satz „Un poco Adagio“ über das lediglich Unterhaltsame hinausgelangte, so bot sie doch der Solistin reichlich Gelegenheit, Fingerfertigkeit und Einfühlsamkeit zu entfalten. Mit einer kleinen Zugabe bedankte sie sich schließlich für den starken Applaus.
Detailreiche Vorträge
Dem Zuhörer stellte sich die Frage: Was mag Beethoven wohl von diesem Komponisten gelernt haben?Zwischen den Werken trug Prof. Dr. Horst Degen mit seinen detaillierten Hintergrundschilderungen um die Ereignisse von Beethovens Studienzeit in Wien zu Klarstellung oftmals schief überlieferter Fakten bei, reflektierte Forschungspositionen, ließ dem Publikum Gelegenheit zur eigenen Betrachtung der Sachlagen.
Beethovens anderem Lehrer Albrechtsberger merkte man bei der Orchesterfassung seines Quintetts C-Dur noch sehr die konservative Grundhaltung eines „gelehrten Stils“ an. Tinnes Interpretation hob die Konturen, vor allem die polyphonen Linien achtsam hervor. Diesem Lehrer verdankt Beethoven wohl kaum mehr als die Vermittlung des handwerklichen Könnens.
Wenig aufwand, große Wirkung
Ein schönes Beispiel dafür, wie man mit geringem Aufwand große Wirkungen erzielen kann, führte das Orchester mit Antonio Salieris Sinfonie Nr. 19 vor, und die Ausführenden fühlten sich offensichtlich sehr wohl dabei, denn die Musik vermittelte mit ihrer großen Spielfreude ein Gefühl von Optimismus. So spritzig und geistvoll konnte nur ein Italiener daherkommen. Und war es nicht so, als hätte Mozart im „Andante grazioso“ ständig um die Ecke geschaut? Dieser Geist ist sicherlich auf den jungen Beethoven übergegangen. Man fragt sich, wie Salieris Musik nach seinem Tode so sehr in die Zweitrangigkeit herabsinken konnte.
Reichlich Applaus
Zumindest ist er neben Joseph Haydn der wichtigste Lehrer des Meisters gewesen. In voller sinfonischer Besetzung präsentierte sich das Collegium musicum bei Haydns Sinfonie Nr. 97, ein prächtiges Werk aus den Londoner Sinfonien. Mit sauberer Intonation und Verve, ergänzt von den Farbtupfern einer wirklich präsenten Bläsergruppe, welcher der Dirigent viel Raum ließ, so dass ihre Stärke mitunter manches andere verdeckte, kam dieses Werk daher. Wie aufmerksam und präzise verteilte doch Tinnes hier die Einsätze! Hübsch der volkstümliche Ländler im Trio des Menuetts, und was für ein federndes Finale mit einem Schuss Haydnscher Schalkhaftigkeit!
Ein schöner Konzertabend, der mit reichlichem Applaus belohnt wurde.
Das Bürgerhausorchester
Traditionell gibt es in Velbert und in Langenberg seit weit mehr als einem Jahrhundert Orchesteraktivitäten von Musikliebhabern. In Velbert war es im Jahre 1880, als der „Musikverein 1880“ gegründet wurde.
Im Jahre 1929 gründete der Leiter des Bürgerhaus-Chores, Musikdirektor Gustav Mombaur, das „Streichorchester des Bürgerhaus-Chores“, um neben der Chor-Arbeit auch das instrumentale Musizieren im lokalen Bereich zu fördern.
Viel Anteil am Aufbau eines gemeinsamen Klangkörpers bis zum Frühjahr 1998 hatte Klaus Heyens als Dirigent des Bürgerhausorchesters Collegium musicum Velbert.