Oberhausen. Die Stromtarife sind immer noch sehr hoch, doch bei der Energieversorgung Oberhausen gibt es eine günstige Alternative, die kaum jemand kennt.

Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) hat in den vergangenen Wochen keinen besonders guten Lauf: Da warten monatelang EVO-Strom- und -Gaskunden auf ihre Jahresabschlussrechnung für das vergangene Jahr inklusive der erneuerten Monatsabschläge, da fällt für Zehntausende Bürger in der Innenstadt Strom im Juni und im Juli für Stunden aus – und nun wundern sich aufmerksame Oberhausener darüber, dass die EVO ein Geheimnis um günstige neue Strom-Sondertarife für Privatkunden macht.

Billiger Stromtarif der Energieversorgung Oberhausen: Nur ein Freund wusste mehr

„Ich habe das nur durch einen Freund erfahren, der mir zuflüsterte, dass die EVO nun doch TOB-Stromtarife hat, die viel billiger sind als die Grundversorgung“, erzählt ein EVO-Kunde der Redaktion überrascht am Telefon. „Ich bin zuvor in die Grundversorgung gerutscht, weil die EVO keine TOB-Sonderverträge mehr angebot, als mein Vertrag ausgelief. So musste ich über 40 Cent pro Kilowattstunde zahlen.“ Doch den neuen TOB-Stromtarif gibt es bereits für 28,6 Cent je Kilowattstunde für Privathaushalte – zumindest war dies Mitte Juli 2023 der Fall. „Ich habe dann wegen des Tipps meines Freundes sofort den TOB-Stromtarif abgeschlossen – am Kundentelefon der EVO.“

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Kann das sein, ist Strom plötzlich so viel günstiger, obwohl doch der neue kaufmännische EVO-Vorstand Timm Dolezych im großen Interview mit dieser Redaktion den Kunden kaum Hoffnung machte, dass die Preise endlich fallen? Im Mai sagte er: „Wir haben also gar nicht das Potenzial, unsere Preise kräftig zu senken, weil wir zuvor unsere Tarife gar nicht in dem großen Maße wie andere Konkurrenten erhöht haben.“

Tatsächlich aber hat die EVO relativ still ohne besondere Werbung die 2022 aufgrund der wirren Energiekrise vom Markt genommenen Sonderverträge wieder für alle Kunden verfügbar gemacht – sogar auch für Nicht-Oberhausener. Solche Sonderverträge wie die von der EVO so genannten TOB-Tarife haben zwar den Nachteil, dass sich Kunden meist für ein bis zwei Jahre vertraglich fest binden müssen, aber den Vorteil, dass sie in der Regel günstiger sind als die flexible Grundversorgung. Die gute Nachricht, dass die EVO plötzlich Strom billiger zu 28 Cent anbieten kann, wurde jedenfalls vom Unternehmen nicht verkündet – die Gründe dafür bleiben unklar.

Günstiger EVO-Stromtarif von 28 Cent pro Kilowattstunde – Angebot schon wieder vorbei

Doch kaum fragten wir offiziell bei der EVO nach den relativ günstigen 28-Cent-Tarif, war es mit diesem Sonderangebot auch schon vorbei. Was bisher kaum jemand außerhalb der Energiebranche wusste: Die Strom- und Gasbörsen sind weiterhin noch in großer Unruhe, so dass es der EVO nach eigenen Angaben schwerfällt, wie in früheren Zeiten länger fixe Angebote zu kalkulieren. „Da sich die Marktlage und Marktpreise für Energie ständig ändern, muss die EVO hier auch permanent reagieren und die Preise anpassen. Das ist eine vollkommen neue Situation im Vergleich zur Lage vor der Energiekrise. Der Tarif mit 28,44 Cent/kWh musste in der Zwischenzeit von der EVO angepasst werden. Wir bieten ihn jetzt zu 33,27 Cent/kWh an“, schreibt Pressesprecherin Sina Sitzmann.

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Erstaunlich: Das ist immerhin eine Verteuerung innerhalb weniger Tage von satten 17 Prozent. Stand: 20. Juli (und auch noch 25. Juli 2023). Offenbar muss man in diesen stürmischen Zeiten wie bei Aktienkursen Stunde, Minute und Tag aufschreiben, wenn man den tatsächlichen Preis eines Stromtarifes bei der EVO ermittelt und verfolgen will.

Timm Dolezych, kaufmännischer EVO-Vorstand, im Interview Ende Mai: „Wir haben also gar nicht das Potenzial, unsere Preise kräftig zu senken, weil wir zuvor unsere Tarife gar nicht in dem großen Maße wie andere Konkurrenten erhöht haben.“
Timm Dolezych, kaufmännischer EVO-Vorstand, im Interview Ende Mai: „Wir haben also gar nicht das Potenzial, unsere Preise kräftig zu senken, weil wir zuvor unsere Tarife gar nicht in dem großen Maße wie andere Konkurrenten erhöht haben.“ © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Wer also von der Grundversorgung in einen Sondervertrag wechseln möchte, sollte aktuell auf die EVO-Internetseite www.evo-energie.de schauen. Konsequent rät die EVO deshalb allen Bürgern: „Wir empfehlen, sich regelmäßig auf unserer Webseite zu informieren, da die Preisentwicklungen krisenbedingt sehr schwankend sind.“ Und also dann zuschlagen, wenn der TOB-Strom-Preis gerade mal wieder gefallen ist. Die EVO gewährt bei diesem Tarif sogar für ein oder zwei Jahre, je nach Vertragslaufzeit, eine Preisgarantie.

EVO sieht auch Nachteile für die TOB-Strom-Sondertarife

Direkt empfehlen will die EVO allerdings den Sprung aus der jetzt teuren Grundversorgung in den günstigen TOB-Stromtarif nicht. „Beide Varianten, Grundversorgung und Sondertarif, bieten Vorteile. Wir beobachten immer wieder, dass sich unsere Kundinnen und Kunden bewusst für die Grundversorgung entscheiden. Denn die Grundversorgung ist jederzeit kündbar und oft bei Geringverbräuchen besonders günstig.“

Wenig Hoffnung kann die EVO allerdings ihren Kunden machen, die per Nachtstrom ihre Wohnung heizen. Mitten in der Energiekrise, im Herbst 2022, hatte die EVO den einst so günstigen Nachtstromtarif drastisch erhöht – um 65 Prozent, von 17,5 Cent je Kilowattstunde auf 28,8 Cent. Das soll auch so bleiben: „Mit 28,8 Cent/kWh ist unser Tarif für Nachtstrom bereits günstig und liegt preislich deutlich unter der Grundversorgung.“ Meint zumindest die EVO.

Heizung und Strom: Wichtige Artikel zu vielen Energiefragen

In diesen Zeiten zunehmender Klimakrise, hoher Energiepreise und rätselhafter Gesetzesreformen haben wir für Oberhausener Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Artikel zum Energie-Thema recherchiert und geschrieben, die Hintergründe, Analysen und orientierende Basis-Informationen bieten. Hier ein Überblick:

Berichte zu Heizungen, Warmwasser und privater Stromerzeugung:

Heizungsgesetz: Die zehn wertvollsten Energieberater-Tipps

Energieversorger: Zu wenig Zeit für Ausbau der Fernwärme

Experten: So teuer sind Wärmepumpen für Zweifamilienhäuser

Oberhausen: Das sagen Schornsteinfeger zum Heizungsgesetz

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Für welches Haus sich eine Photovoltaik-Anlage lohnt

Heizung: Warum Oberhausener Eigentümer noch Zeit haben

Fernwärme statt Wärmepumpe? Viel teurer als viele denken

Torschlusspanik in Oberhausen: Ansturm auf Gasheizungen

Stadt Oberhausen will auf alle Gebäude Solaranlagen packen

Heizungsverbot: Installateure stehen mächtig unter Druck

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Aus für Öl- und Gasheizung: 200.000 Euro Sanierungskosten

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Berichte zur Energieversorgung Oberhausen (EVO):

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