Oberhausen. Dank Drohnen, Messgeräten und Erfahrung gelten Oberhausener Schornsteinfeger als Energieexperten. Beim Heizungsgesetz ist ihr Rat gefragt.

Die Drohne hebt von der Wiese hinterm Haus ab, nimmt Fahrt auf und schon nach wenigen Sekunden liefert sie wie gewünscht scharfe Fotos – vom Schornstein. Karsten Knoppik steht vor dem Gebäude, ist mit den Bildern zufrieden, zumal er nicht selbst aufs Dach kraxeln muss, um sich einen Eindruck von den Zuständen dort oben zu verschaffen. „Unser Beruf hat sich enorm gewandelt“, sagt er, von Haus aus Schornsteinfeger. Damit meint er längst nicht nur die Technik, die Aufgaben sind deutlich vielfältiger geworden. In Fragen rund um die Energie „sind wir stets gefragt“. Seit dem Heizungsgesetz steht oftmals das Telefon nicht mehr still.

Während Karsten Knoppik und sein Mülheimer Kollege Patrick Stürmer über Veränderungen sprechen, dirigiert der Oberhausener die Drohne mit sicherer Hand über das Haus, will sich ein Gesamtbild verschaffen. Nach ein paar Minuten hat er eine genügende Anzahl von Aufnahmen „im Kasten“, die Drohne schwebt wieder zurück zu ihrem Ausgangspunkt. „Ein solches Gerät erspart uns Arbeit und ist vor allem bei hohen oder schwer zugänglichen Kaminen eine große Hilfe.“

Berufsstand ist großen Gefahren ausgesetzt

Dabei hat Knoppik sofort eine Vielzahl von Gebäuden vor Augen, von denen der überwiegende Teil in der Innenstadt zu finden ist. Die City, Lirich und Buschhausen bilden seinen Kehrbezirk, wie es im Fachjargon heißt, und den kennt er wie seine Westentasche. Die Drohnen, so ergänzt Knoppik, der dem Meisterprüfungsausschuss angehört, haben noch einen weiteren nicht zu unterschätzenden Vorteil. Wenn sie vermehrt zum Einsatz kommen und Schornsteinfeger am Boden bleiben können, verringert sich auch die Zahl der Unfälle.

Der Berufsstand ist nun mal erheblichen Gefahren ausgesetzt, auch wenn heute Sicherheit großgeschrieben wird, indem Laufstege, Trittflächen oder auch fest installierte Leitern vielerorts einen Platz gefunden haben. „Wenn jemand von uns verunglückt, sind meist schwerste Verletzungen mit langen Genesungszeiten die Folge, falls der Betreffende überhaupt überlebt“.

Die Drohne gehört in den Betrieben von Karsten Knoppik und Patrick Stürmer zum Standard.
Die Drohne gehört in den Betrieben von Karsten Knoppik und Patrick Stürmer zum Standard. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Schornsteine zu kontrollieren, gehört aber nun mal seit jeher zu den Aufgaben des Berufsstandes. Dabei schauen sich die Fachleute aber nicht nur die Kamine von außen an und machen auf erforderliche Reparaturen aufmerksam, die sie auf Wunsch auch erledigen. Der prüfende Blick ins Innere gehört ebenso zum Standard, wobei ein Schornsteinfeger noch eine weitere Checkliste abarbeitet.

Fachleute empfehlen den Kauf von Kohlenmonoxid-Warnmeldern

Ob bei den Abgaswerten der Heizung alles im Lot ist, die Leitungen dicht sind, steht dabei an oberster Stelle. Ein besonderes Augenmerk „richten wir auch immer auf das gefährliche Kohlenmonoxid“, betont Knoppik. Es kann sich auch bei Gas- oder Ölheizungen bilden. Um auf Nummer sicherzugehen, „empfehlen wir den Kauf von Warnmeldern“.

Vom Zustand des Kamins liefert die Drohne gestochen scharfe Fotos.
Vom Zustand des Kamins liefert die Drohne gestochen scharfe Fotos. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die Gerätschaften, mit denen Knoppik und Stürmer unterwegs sind, haben kaum noch etwas gemein mit den Symbolen, die man landläufig mit Schornsteinfegern verbindet wie schwere Kugeln oder Bürsten. Stattdessen hat Hightech Einzug gehalten, um Heizkurven zu berechnen, mit denen sich die Vorlauftemperaturen für einen Heizkessel einstellen lassen, oder einen hydraulischen Abgleich zu erreichen, damit die Wärme sich gleichmäßig im Haus verteilt. Hier ergeben sich unter Umständen Schnittmengen mit den Arbeitsgebieten von Installateuren. „Aber es gehört zu unserem Angebot dazu“, sagt Knoppik. Sein Kollege Patrick Stürmer muss ein wenig schmunzeln, denn auch für diesen Beruf hat er einen Meistertitel in der Tasche.

Heizungsgesetz hat eine große Zahl von Eigentümern verunsichert

Oberhausen: Eine „Zwangskehrung“ kann teuer werden

Wie häufig ein Kamin kontrolliert werden muss, legt ein Bezirksschornsteinfeger im Zuge der so genannten Feuerstättenschau fest, die er nach dem Gesetz innerhalb von sieben Jahren zwei Mal durchführen muss. Eine solche Schau hat ihren Namen nicht ohne Grund, denn der Schornsteinfeger nimmt alle Feuerstellen, von der Gasheizung bis zum offenen Kamin bis hin zu den Abluft- und Abgasrohren, von außen in Augenschein und entscheidet danach, wie oft eine Prüfung erfolgen soll. Bei Kaminöfen hat dann häufig der Besuch eines Schornsteinfegers häufiger zu erfolgen als bei einer Gastherme.

Den Schornsteinfeger kann ein Hauseigentümer auswählen

Wer allerdings meint, er brauche keine Prüfung durchführen zu lassen, muss mit erheblichen Bußgeldern rechnen. Werden die Fristen nicht eingehalten, ist der Bezirksschornsteinfeger dazu verpflichtet, die Unterlassung der Stadt zu melden, die dann eine „Zwangskehrung“ verordnen kann. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt wird dann die Wohnung geöffnet und sich Zutritt zur Heizungsanlage verschafft. Da kommt schnell ein dreistelliger Betrag zusammen, so Patrick Stürmer. Etwa ein Dutzend Einsätze solcher Art hat er im Jahr, der letzte liegt erst ein paar Tage zurück.

Da sich beide unter ihren Kunden in Fragen rund um die Energie einen Namen erworben haben, konnten sie sich vor Anfragen kaum retten, als zu Jahresanfang das Heizungsgesetz rauskam. „Die Leute waren vollkommen verunsichert und wollten Antworten, die uns ehrlich gesagt auch schwerfielen“. Denn es gab „noch viele Ungereimtheiten und Unklarheiten“. Die sind zwar aus Sicht der beiden Schornsteinfeger, die im Übrigen auch als Ausbilder tätig sind, wohl weitestgehend beseitigt. „Aber es haben sich Irrtümer gehalten“, sagt Knoppik. Sehr häufig höre er davon, dass Gaskessel, die 30 Jahre oder älter sind, rausgeschmissen werden müssen. „Das stimmt aber so nicht. Brennwert- und Niedertemperaturthermen können bleiben „und sie machen den überwiegenden Anteil aller Heizungen aus“.

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Durch die Korrekturen im Gesetz sei zum Glück Druck aus dem Kessel genommen worden, betonen sowohl Knoppik als auch Stürmer. Die Bürger sind ein bisschen gelassener geworden, was auch an den Zeitplänen liegen mag. Städte wie Oberhausen müssen bis 2027 eine Wärmeplanung vorlegen, erst danach tritt die Pflicht für Hauseigentümer ein, nach einer Havarie der alten Öl- und Gasanlage eine Heizung einbauen zu müssen, die mindestens 65 Prozent regenerativ Wärme erzeugt. Bis dahin bleibt durchaus der Einbau neuer Gasheizungen erlaubt, eine Beratung bleibt aber empfehlenswert.

Fragen nach dem Erwerb einer Wärmepumpe

„Sicherlich wollen viele Eigentümer von uns wissen, ob sie sich jetzt schon für eine Wärmepumpe entscheiden sollen, um auf Nummer sicherzugehen“, gibt Knoppik seine Erfahrungen aus den zurückliegenden Wochen wieder. Allgemeinverbindliche Antworten „kommen aber nicht Betracht“. Ob sich eine Wärmepumpe eignet, ob die Heizkörper noch ausreichen, das Haus genügend gedämmt ist, gilt es eingehend zu untersuchen, sagt der Schornsteinfeger. Dazu bedarf es einer Heizlastberechnung, bei der das Gebäude sozusagen auf Herz und Nieren geprüft wird. Installateure, Architekten, Energieberater stehen dazu bereit. Schornsteinfeger haben solche Checks auch im Angebot.