Oberhausen. Installateure in Oberhausen erleben derzeit einen nie gekannten Ansturm auf Gas- und Ölheizungen. Doch bei der Lieferung gibt es ein Problem.
Verkehrte Welt? Eigentlich sollen Öl- und Gasheizungen nach und nach verschwinden. Doch im Moment können sich die Heizungsinstallateure vor Nachfragen kaum retten. Sie erleben einen bis dahin nicht gekannten Ansturm.
Kurz nachdem die Nachricht über das geplante neue Heizungsgesetz in der Welt war, hatte Firmenchef Steffen Schiller auch schon einen um den anderen Hausbesitzer am Telefon – immer mit dem gleichen Wunsch: Der Installateur solle noch schnell bis Jahresende eine neue Gas- wahlweise auch Ölheizung einbauen. Denn mit Beginn des nächsten Jahres, so plant es der Gesetzgeber, dürfen bei neuen Anlagen keine fossilen Träger mehr zum Einsatz kommen.
Gerade Eigentümer im Alter um die 60 melden sich
Es mache sich offensichtlich Torschlusspanik bereit, sagt Schiller. Gerade Menschen im Alter um die 60 Jahre melden sich bei ihm. „Für die meisten ist es ein einfaches Rechenexempel. Sie überlegen, wie lange sie noch in ihrem Haus wohnen werden oder denken auch an ihre eigene Lebenserwartung.“ Selbst wenn dann die Heizung noch einige Jahren halten würde, soll sie raus. Denn eine nigelnagelneue dürfte es voraussichtlich zwei Jahrzehnte machen. „Das passt dann für die Eigentümer.“
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Auch wenn die Ausgaben von 12.000 oder 15.000 Euro derzeit nicht geplant seien, sehen die Betroffenen darin doch die sinnvollere, sprich preiswertere Lösung als sich in ein paar Jahren eine Wärmepumpe anzuschaffen. Denn das Gerät allein koste samt Einbau schon um die 25.000 Euro, Kosten für die meist erforderliche Dämmung von Fassade und Dach samt neuen Fenstern kommen noch obendrauf.
Wie sehr sich viele Leute unter Druck fühlen, manche seien regelrecht panisch, kann Schiller an den Reaktionen auf seine Angebote ablesen. Früher war es üblich, dass er den Kunden einen Kostenvoranschlag unterbreitete und davon ausgehen konnte, mit anderen Installateuren im Wettbewerb zu stehen. „Das läuft inzwischen ganz anders, auf das Angebot folgt auch gleich der Auftrag“.
Angeblich haben Firmen Produktion von Gasheizungen schleifen lassen
Die schnelle Antwort hat gute Gründe. Bis nämlich die Heizung dann geliefert wird, gehen gut und gerne drei Monate ins Land, wenn nicht noch mehr. Früher dauerte es in der Regel zwei Wochen. Die Hersteller kommen mit der Produktion kaum noch nach, sagt auch Stefan Tögel, Obermeister der Innung. Es heißt in der Branche zudem, die Hersteller hätten seit Monaten auf Wärmepumpen gesetzt und die Produktion von Gasanlagen schleifen lassen. Das räche sich jetzt.
Tögel schildert, dass er 2023 schon so viele Gas- und Ölheizungen verkauft wie sonst in einem gesamten Jahr. Von Kollegen höre er ähnliche Zahlen. Probleme bereite es obendrein, mit den Eigentümern Termine für den Einbau der Heizung zu planen, wenn es mit den Lieferdaten hapere.
Nach Ansicht des Obermeisters kam der Boom allerdings nicht aus heiterem Himmel, sondern war einer mit Ansage. „Viele Eigentümer haben doch bekanntermaßen große Sorge, dass sie sich eine Wärmepumpe mit all den Folgekosten überhaupt nicht leisten können. Schließlich müsse sich ein Besitzer mit einer hohen fünf- oder sogar sechsstelligen Summe einstellen.
Energieberaterin sieht Nachteile bei der Gasheizung
Gasheizungen: Preissprünge bleiben bisher aus
Die Lieferengpässe haben nach Angaben heimischer Installateure bislang noch nicht zu deutlich gestiegenen Preisen der Gasheizungen geführt.
Spannend dürfte auch die Frage sein, wie es um die Erlaubnis des Einbaus von Anlagen bestellt ist, die der Installateur zwar noch 2023 ordert, aber erst 2024 geliefert werden. Nachdem, was bis jetzt über das Gesetz bekannt sei, dürfte die Installation nicht erlaubt sein, es sei denn es kommt noch zu Ausnahmegenehmigungen.
So sehr Gasheizungen gefragt sind, liegen auch Wärmepumpen im Trend. Es gibt nach Ansicht der Installateure auch eine Reihe von Eigentümern, die ihr Heim für die Zukunft wetterfest machen wollen und auf die Pumpen setzen. Geduld ist aber auch hier gefragt, die Lieferzeiten dauern Monate.
Verständnis für ihre Ängste und Sorgen bringt natürlich auch Installateur Ralf Bockting seinen Kunden entgegen. Denn für einen Austausch nach dem 1.1.2024, wenn Wärmepumpen oder auch die Pelletheizungen fossile Energieträger ablösen sollen, müssten Eigentümer dann tief in die Tasche greifen. Fördergelder bieten sicherlich eine Entlastung, doch ein erheblicher Teil der Ausgaben bleibe nun mal bei den Hausbesitzern, sagt der Fachmann. Da sei es mehr als nachvollziehbar, wenn Eigentümer eine preiswertere Alternative bevorzugen. Folglich sind auch bei Bockting die Auftragsbücher übervoll und das auf Monate hinaus.
Trotz allem dürfe man den Klimaschutz nicht außer Acht lassen, erklärt der Installateur. „Denn wir haben nun mal nur eine Erde“. Daher geht er mit den Kunden schon sehr genau durch, was es bei einem Vergleich von Wärmepumpe und Gas- bzw-Ölheizung auch unbedingt zu bedenken gilt. Das Betreiben einer Gasheizung könne über kurz oder lang zu einem teuren Spaß werden, denn ein weiterer Anstieg des Gaspreises sei sehr wahrscheinlich. Obendrauf komme noch die CO2-Steuer, die einen weiteren Preissprung verursachen könne.
Schließlich gibt Martina Zbick, Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale zu bedenken, wie zukunftsfähig der Energieträger Gas wohl sei. Ohnehin sei seit Monaten von möglichen Lieferengpässen die Rede. Hinzu komme ein Problem, mit dem älter werdende Technik immer wieder zu kämpfen habe. Unter Umständen seien Bau- und Ersatzteile nicht mehr zu bekommen.
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