Oberhausen. Das Krisenjahr 2022 hat bei der Energieversorgung Oberhausen deutliche Spuren hinterlassen. Der Gewinn bricht ein, Kunden müssen mehr zahlen.
Das Krisenjahr 2022 hat deutliche Spuren beim Oberhausener Energieversorger EVO hinterlassen. Der Gewinn ist deutlich eingebrochen – mit Folgen für die gesamte Stadtgesellschaft –, die Belegschaft ist an ihre Belastungsgrenze gestoßen. So deutlich schilderte dies Vorstand Christian Basler bei der Vorstellung der Bilanz 2022 am Mittwochvormittag.
Die Zahlen: Demnach steht am Ende des Geschäftsjahres ein Plus von 6,3 Millionen Euro nach Steuern. Was nach einer guten Nachricht klingen mag, relativiert sich beim Rückblick auf die Bilanz des Vorjahres: Mit 11,6 Millionen Euro war der Gewinn 2021 fast doppelt so hoch. Das hat Auswirkungen auf die Menschen in Oberhausen – ob EVO-Kunde oder nicht. Denn ihren Gewinn schüttet die EVO Jahr für Jahr an ihre Anteilseigner aus: den Konzern Eon und die Stadt Oberhausen.
Für den städtischen Haushalt fällt dieses Mal also deutlich weniger ab als im Vorjahr. „Das bedeutet einen Einschnitt für die Stadt“, ist sich EVO-Vorstand Timm Dolezych bewusst. Denn die Stadt muss die geringer ausfallenden Gewinne nun an anderer Stelle kompensieren, also einsparen. Überrascht dürfte die Stadtspitze von dieser Nachricht aber nicht sein. „Wir standen im regen Austausch“, erklärt Dolezych. Zudem hatte der damalige Vorstand Hartmut Gieske bei der Bilanz-Vorstellung vor gut einem Jahr bereits angekündigt, dass harte Zeiten auf die EVO zukommen.
Oberbürgermeister Daniel Schranz: Bürger tragen Belastung mit
Auf Nachfrage erklärt Oberbürgermeister Daniel Schranz: „Die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine entstandene Belastung müssen Bürgerinnen und Bürger und die Stadt gemeinsam tragen. EVO-Kundinnen und -Kunden leisten ihren Beitrag durch höhere Preise. Die Stadt leistet ihren Anteil, indem sie die geringere Ausschüttung an anderer Stelle kompensiert.“ So sorgten Stadt und EVO gleichermaßen dafür, „dass die Energiekrise nicht zur Sozialkrise wird“, sagt EVO-Vorstand Dolezych. Strom und Gas müssten bezahlbar bleiben. Und mit aktuell 40,8 Cent pro Kilowattstunde Strom sei dies auch gewährleistet.
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Die Umsätze der EVO sind im vergangenen Jahr durchaus gestiegen: von 192 auf fast 203 Millionen Euro. Allerdings hat der betriebliche Aufwand mit 198 Millionen Euro deutlich mehr verschlungen als im Vorjahr (179 Millionen Euro). Die Corona-Krise habe auch 2022 die Betriebsabläufe erheblich gestört, erklärt Christian Basler. Die EVO habe sich intensiv mit dem Szenario einer Gas-Mangellage beschäftigen müssen, Notfallpläne wurden gemeinsam mit der Oberhausener Feuerwehr entwickelt. Hilfspakete der Bundesregierung wie Preisbremse, Soforthilfe oder auch die vorübergehende Senkung der Umsatzsteuer hätten die Belegschaft zusätzlich gefordert.
Kritisiert wurde die EVO in der Vergangenheit wegen ihrer historisch hohen Preisanpassungen im vergangenen Jahr. Doch Timm Dolezych wirbt erneut um Verständnis: „Wir sind kein Krisengewinner!“ Er verweist auf die explosionsartig gestiegenen Beschaffungspreise bei Gas und Strom. Zum Vergleich: Zahlten Versorger im Februar 2021 noch 48 Euro für eine Megawattstunde Strom, waren es Ende August 2022 stolze 985 Euro. Gas kostete im Februar 2021 rund 17 Euro pro Megawattstunde, Ende August 2022 dagegen 314 Euro. Dolezych: „Preise wie vor der Ukraine-Krise werden wir so schnell nicht wiedersehen.“
Und dennoch blickt die EVO optimistisch in die Zukunft. Stand der Versorger bei Investitionen bislang „eher auf der Bremse“, wie Christian Basler sagt, plant das Unternehmen nun wieder mutiger. Allein 40 Millionen Euro sollen beispielsweise in die Netzstruktur und die Digitalisierung fließen, zudem arbeitet die EVO bereits einen Plan aus, die Zahl der Ladesäulen für E-Autos deutlich zu erhöhen.