Gladbeck. Die Caritas-Werkstätten in Gladbeck bestehen jetzt seit 50 Jahren. Sie bieten Menschen mit Behinderungen mehr als nur einen Arbeitsplatz.
Seit nun 50 Jahren bietet die Caritas in Gladbeck Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz in Werkstätten. An verschiedenen Produktionsstandorten sowie in Außenarbeitsplätzen arbeiten 350 Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung in unterschiedlichen Bereichen von Garten- und Landschaftsbau bis Mediengestaltung. Für Werkstattleiter Oliver Grimm sind die Werkstätten dabei nicht nur Arbeitsplatz, sondern ein Ort der Begegnung.
Küche, Metallverarbeitung und Industrieservice sind nur drei der zwölf Arbeitsbereiche der Caritas-Werkstätten. Am Hauptstandort an der Mühlenstraße, der Betriebsstätte an der Haldenstraße und in Außenarbeitsplätzen wie dem Kiosk am Westbahnhof oder dem Wittringer Bootsverleih bekommen Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung Arbeit. Je nach Interesse und Kompetenzen fertigen sie etwa Bauteile aus Metall für Industriekunden, bauen Filter für die Autoindustrie zusammen oder unterstützen beim Kochen für Kindergärten und Schulen.
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Die Endprodukte in den Caritas-Werkstätten in Gladbeck sind nach Norm hergestellt
„Wir haben im Grunde zwei Kunden. In erster Linie sind wir für die Menschen mit Behinderung da und stehen da im engen, zum Teil sehr persönlichen Kontakt. Die Werkstätten sind ganz klar ein Ort der Begegnung. In zweiter Linie stehen bei uns die Produktionskunden, wobei hier natürlich die Qualität der Produkte trotzdem hoch ist. Die Endprodukte sind nach Norm hergestellt, da unterscheiden wir uns nicht vom Markt“, erklärt Grimm, der die abwertende Bezeichnung als „Bastelstube“ klar zurückweist. Für Gruppenleiter, die die Beschäftigten in einem bestimmten Produktionsbereich betreuen, ergibt sich dadurch eine doppelte Herausforderung: Sie sind gleichzeitig für die Menschen mit Behinderung und für die eigentliche Produktion verantwortlich.
So kümmert sich etwa Wolfgang Jockenhöfer im Bereich der Metallverarbeitung gleichzeitig um seine Mitarbeitenden und eine saubere Produktion. Mit Adrian Wienzik, der die CNC-Drehmaschine bedient, kontrolliert er, ob das Material richtig eingesetzt ist und alle Programmeinstellungen korrekt sind. Gerade stellen sie Formen für ein Unternehmen her, das Schokolade produziert. „Es ist immer wieder etwas Neues, viele unterschiedliche Produkte von unterschiedlichen Kunden“, bilanziert Jockenhöfer und lobt: „Adrian ist einer von unseren guten Leuten. Er erkennt, wenn beim Produkt oder der Maschine etwas nicht rundläuft, sowas ist sehr wichtig.“ Nachdem Wienzik im Berufsbildungsbereich der Werkstatt die verschiedenen Produktionsbereiche kennengelernt hatte, stand für den 30-Jährigen schnell fest, dass er in der Metallverarbeitung arbeiten möchte. „Die Stahlverarbeitung ist das Beste“, findet er.
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In der Küche der Caritas-Werkstätten werden täglich rund 600 Mahlzeiten frisch gekocht
Ebenfalls Routiniers auf ihrem Gebiet sind Jörg Ellenbeck und Ahmed Sengül, die Koch Jens Peltzer in der Küche unterstützen. „Tellerrösti mit Pilzragout und Fingermöhrchen gibt es heute“, erläutert Peltzer. Ellenbeck hilft bei Pilzsoße und Rösti, Sengül kümmert sich um die Beilage. Knapp 600 Mahlzeiten kocht das Küchenteam täglich frisch und bereitet es für den Transport zu den Kindergärten, der Jordan-Mai- sowie der Lamberti-Schule vor. Auch hier sind Ellenbeck und Sengül ein eingespieltes Team: alle Mahlzeiten können pünktlich ausgeliefert werden.
In den 50 Jahren seit Gründung der Werkstatt hat sich der Betrieb erneuert und weiterentwickelt, vor allem die Zahl der Mitarbeitenden ist gestiegen (von 100 in 1976 auf 350 heute, Gruppenleiter und Freiwilligendienstleistende nicht eingeschlossen). Digitalisierung habe Einzug erhalten, Produktionszweige und Arbeitsplätze seien dazugekommen, der letzte Neuzuwachs ist der Second-Hand-Laden „Klamotten und mehr“ an der Goethestraße. Während zu Beginn der Werkstättenarbeit in den 1970er Jahren die Arbeit der Menschen mit Behinderung eher isoliert vom sogenannten ersten Arbeitsmarkt ablief, geht es heute viel mehr um Inklusion und Förderung der Beschäftigten. „Wir wollen die Menschen so fördern, dass sie diese sehr große Hürde nehmen und in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden können“, erläutert Grimm. Auch bei einer zukünftig inklusiveren Gesellschaft und weniger Beschäftigten in den Werkstätten, könne man aber nicht auf diese verzichten. „Vielleicht nicht für alle, aber für viele Menschen mit Behinderung sind die Werkstätten genau der richtige Ort“, ist Grimm überzeugt.