Gladbeck. Auch die Zukunft des Kunststoffverarbeiters war beim Standortjubiläum Thema. Nach schwierigen Jahren soll in Gladbeck investiert werden.
Vielleicht konnten die Beschäftigten von Kunststoffverarbeiter-Döllken nach turbulenten Zeiten noch etwas fröhlicher das Familienfest genießen, nachdem Dr. Manfred Bracher sein Grußwort gesprochen hatte. Der Vorstand der Surteco-Gruppe, zu dem das Gladbecker Döllken-Werk gehört, hatte nämlich anlässlich des 50. Standortjubiläums eine gute Nachricht mitgebracht.
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Bracher erinnerte in seiner Ansprache zunächst an die Anfänge von Döllken 1887 als kleinem Sägewerk in Essen-Werden, der wechselvollen Firmengeschichte mit zukunftsweisenden Investitionen bis zur Produktion von Kunststoffkanten für die internationale Möbelindustrie und Wachstum. Mittlerweile ist Döllken als Produktmarke Teil eines weltweit agierenden Konzern, seit 2001 unter dem Dach der Surteco-Gruppe mit Sitz in Bayern, weltweit führender Hersteller von thermoplastischen Kunststoffkanten. In Gladbeck ist Döllken seit 1972, wo damals ein neues Kunststoffwerk gebaut wurde.
Döllken hatte nach sehr guten Jahren auch schwierige Zeiten in Gladbeck
„Eine lange Geschichte bedeutet auch immer eine wechselvolle Geschichte und so hatten wir in Gladbeck neben sehr guten Jahren auch schwierige Zeiten, in denen wir auch entsprechende Anpassungen durchführen mussten“, erwähnte der Vorstand. Was Bracher meinte, war der komplette Abzug der Profilproduktion am Standort an der Beisenstraße. Dieser Bereich wurde im vierten Quartal 2020 im Zuge der Zusammenlegung von Logistik und Verwaltung nach Bönen verlagert und mit 150 Lkw-Ladungen Halbfertig- und Fertigwaren ins 60 Kilometer entfernte Werk im Kreis Unna transportiert. Knapp 100 Arbeitsplätze verlor der Standort Gladbeck im Rahmen der Umstrukturierung.
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Auch das repräsentative Verwaltungsgebäude an der Beisenstraße 50 mit 2635 Quadratmetern Fläche wurde leer gezogen und im August dieses Jahres an die Edmond de Rothschild GmbH (REIM Germany) verkauft. Im Paket mit den beiden Lagerhallen (12.985 m²). Letztere werden allerdings weiter von Döllken genutzt und im so genannter Sale-and-Lease-Back Transaktion langfristig von der Surteco zurückgemietet. Das mit dem Verkauf beauftragte Essener Maklerunternehmen Ruhr Real GmbH äußerte sich zuversichtlich, durch die gute und nahe Autobahnanbindung für das Verwaltungsgebäude schon bald einen Nachmieter finden zu können. Vertrieb und Verwaltung wurden im Rahmen der Transaktion im Bürobereich des direkt benachbarten Logistikzentrums an der Beisenstraße 52 untergebracht.
Zukunftsweisende Investitionen sollen den Standort in Gladbeck langfristig absichern
„Mit Unterstützung von Ihnen allen haben wir auch diese Phasen erfolgreich meistern können und blicken jetzt auf einen Standort, der sehr gut für die Zukunft aufgestellt ist“, führte Bracher weiter aus. Trotz all der momentaner Schwierigkeiten, mit explodierenden Energiekosten, hohen Materialpreisen und Inflation sowie der Verunsicherung im Markt und damit einhergehender Kaufzurückhaltung, sei der Vorstand „zuversichtlich, dass wir auch diese Herausforderungen gemeinsam erfolgreich meistern werden“. Zukunftsweisende Investitionen in Gladbeck würden jetzt die Grundlage dafür schaffen, „wettbewerbsfähig aufgestellt zu sein und damit den Standort auch langfristig abzusichern“. Bracher dankte den Beschäftigten, deren Engagement dazu beigetragen habe, „dass wir hier in Gladbeck ein Unternehmen haben, das ein sehr wichtiger Standort innerhalb der Surteco Gruppe ist und weiterhin zukunftsweisende Produkte für unsere Kunden entwickeln und produzieren wird“.
Werksleiter Dr. Christoph Kremer richtete so in seiner Rede den Blick in die Zukunft des Standortes, an dem zurzeit 361 Menschen im Vertrieb, der Verwaltung, der Technik oder der Produktion arbeiten. Ein Bekenntnis zur Zukunft seien auch die zwölf neuen Auszubildenden (insgesamt nun 30), die vor zwei Wochen begrüßt worden seien. Denn ohne gute Mitarbeiter könne kein Standort 50 Jahre bestehen. Das funktioniere nur, „wenn alle zusammenhalten – wenn alle sich einsetzen. Damit in Gladbeck viele weitere erfolgreiche Jahre dazukommen, werde weiter in die technische Entwicklung des Werks investiert, sei es Maschinentechnik oder auch die IT-Umgebung, kündigte Kremer an. Details dazu würden auf der nächsten Betriebsversammlung benannt.
Rund 500 Besucher kamen zum Standort-Jubiläum an die Gladbecker Beisenstraße
Gute Aussichten, die zur fröhlichen Stimmung trotz Regenwetters der insgesamt 500 Besucher beitrugen, darunter Bürgermeisterin Bettina Weist, die zum Standort- und Familienfest gekommen waren. Die kleinen Gäste konnten sich auf der Hüpfburg austoben, oder eine Runde auf der Minieisenbahn drehen. Beide Attraktionen hatte Festorganisator und Betriebsratsvorsitzender Dirk Mühlenkamp mit seinem Team regensicher in der Lagerhalle aufbauen lassen, wo gemeinsam das 50. Standortjubiläum bei Speis und Trankgefeiert wurde.