Recklinghausen / Gladbeck. Über die Hälfte der Clans in NRW treiben im Kreis Recklinghausen ihr Unwesen. Die Zahl ihrer von der Polizei erfassten Straftaten ist gestiegen.

Der Kreis Recklinghausen liegt in Sachen Clankriminalität unter 47 Polizeibehörden landesweit auf Platz zwei. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Landeskriminalamtes NRW für das Jahr 2023 hervor. Nur in Essen registrierte die Polizei mehr Straftaten, die dem Clanmillieu zuzurechnen sind. Dann folgt schon der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen (Kreis Recklinghausen, also auch Gladbeck, plus Bottrop).

Die Polizei hat im Jahre 2023 insgesamt 576 Clanstraftaten registriert

576 Clanstraftaten hat die Polizei hier im Jahr 2023 registriert. 4,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Schwerpunkt der Straftaten liegt nach Angaben der Kreispolizeibehörde mit 208 Straftaten und einem Anteil von 36 Prozent im Bereich der Rohheitsdelikte, gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten (133 Straftaten, Anteil 23 Prozent), gefolgt von einfachen und schweren Eigentumsdelikten (48 Straftaten, Anteil 9 %), Verkehrsdelikten (46 Straftaten, Anteil 8 %) und Betäubungsmitteldelikten (42 Straften, Anteil 7 %).

Dies decke sich auch mit den Anteilen auf Landesebene. Auch hier wurden die meisten Straftaten bei Rohheitsdelikten wie Körperverletzung und Raub sowie Vermögens- und Fälschungsdelikten erfasst. Mehr als die Hälfte aller in NRW erfassten Clans begehen dabei Straftaten im Vest (plus Bottrop). Die Polizei hat Tatverdächtige aus 65 von NRW-weit 118 bekannten Clans namentlich ermittelt.

Polizeipräsidium ist Teil eines behördenübergreifenden Netzwerkes zur Bekämpfung der Clankriminalität

Mit regelmäßigen Kontrollen will die Polizei die Clans stören und im besten Falle zermürben. Das Polizeipräsidium Recklinghausen hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 122 Kontrolleinsätze unterschiedlicher Größe durchgeführt. An vielen Einsätzen waren demnach Partnerbehörden wie Kommunen, Steuerfahndung, Zoll und Finanzkontrolle Schwarzarbeit beteiligt. Das Polizeipräsidium Recklinghausen ist zudem Mitglied der Sicherheitskooperation Ruhr und damit Teil eines behördenübergreifenden Netzwerkes zur Bekämpfung der Clankriminalität.

„Im Jahr 2023 konnte ein umfassendes Verfahren mit Betrugsstraftaten bei Gleisbausicherungsarbeiten abgeschlossen und größere Vermögenswerte gesichert werden.“

Andreas Lesch
Polizeisprecher

Aus Sicht der Polizei ist die im NRW-Vergleich hohe Zahl an Straftaten im Clanumfeld zugleich Ausdruck einer erfolgreichen Ermittlungsarbeit. So seien zahlreiche Straftaten aufgedeckt, entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. „Dazu zählen unter anderem Straftaten aus den Bereichen illegales Glücksspiel, Drogendelikte und Steuerstraftaten“, teilt die Polizei auf Anfrage mit. 

Polizei: Clankriminalität findet meist gewollt sichtbar im öffentlichen Raum statt

Die Zahlen ebenfalls in die Höhe schnellen lassen einzelne Lagen, bei denen gleich eine Vielzahl von Verstößen und Straftaten festgestellt werden. So geschehen etwa bei dem tumultartigen Geschehen am 15. Juni 2023 auf der Wartburgstraße in Castrop-Rauxel. Dort waren zahlreiche Mitglieder verfeindeter Clans aneinander geraten. Durch „akribische Ermittlungen“ seien zahlreiche Verdächtige identifiziert und schließlich einem Strafverfahren zugeführt worden.

Per polizeilicher Definition sind Clankriminalität und organisierte Kriminalität zwei verschiedene Paar Schuhe. Clankriminalität ist meist diffuser und gewollt sichtbar im öffentlichen Raum, etwa durch Massenaufläufe und das Bedrohen oder zumindest versuchte Einschüchtern von Staatsdienern. Dennoch fielen 2023 laut Polizei etliche Straftaten im Clanmilieu in den Bereich der organisierten Kriminalität. Dazu Polizeisprecher Andreas Lesch: „Im Jahr 2023 konnte ein umfassendes Verfahren mit Betrugsstraftaten bei Gleisbausicherungsarbeiten abgeschlossen und größere Vermögenswerte gesichert werden.“

Bekämpfung der Clankriminalität als Schwerpunkt der Behördenarbeit

Polizeipräsidentin Friederike Zuhausen sieht die Bekämpfung der Clankriminalität als einen Schwerpunkt ihrer Behörde: „Dies gilt auch für das laufende und das kommende Jahr. Nur durch die regelmäßigen Kontrollen, auch mit Netzwerkpartnern, sorgfältigen und intensiven Ermittlungen ist es möglich, Clankriminalität zu bekämpfen und die Verantwortlichen einem Strafverfahren zuzuführen.“

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