Gladbeck. Tanja Siemes ist seit 40 Jahren bei den Sternsingern aktiv, Tochter Pia seit 16. Warum sie immer wieder mitmachen und durch die Straßen ziehen.
Seit fast 40 Jahren zieht Tanja Siemes für die Sternsinger-Aktion durch die Straßen von Rentfort – und ihre Begeisterung ist nach wie vor ungebrochen. Mittlerweile hat sie diese Tradition an ihre Kinder weitergegeben. Auch beim Dreikönigssingen 2025 wird die Gladbecker Familie wieder von Tür zu Tür ziehen, um Spenden zu sammeln.
Traditionell sind die Sternsinger rund um den 6. Januar, den Dreikönigstag, unterwegs. Sie singen Lieder, bringen den Segen und sammeln Spenden. Das gesammelte Geld kommt benachteiligten Kindern zugute – dieses Mal in Kenia und Kolumbien. Tanja Siemes betont, wie wichtig diese Aktion für sie ist und erzählt, was sich im Laufe der Jahre verändert hat.
Sternsinger-Aktion in Gladbeck: „Die Menschen warten immer auf uns“
„Es ist so wichtig, für Kinder zu sammeln, die viel weniger haben als man selbst“, erklärt sie. Schon als Kind habe sie diese Werte von ihren Eltern mit auf den Weg bekommen und gebe sie heute an ihre eigenen Kinder weiter. „Es ist einmal im Jahr – da kann man für den guten Zweck doch mitlaufen.“ Sie findet es wertvoll, den Kindern zu zeigen, wie gut es ihnen geht und dass nicht alle so privilegiert sind. „Es geht um das Recht auf Bildung und Gesundheit, um Werte, die wir den Kindern vermitteln müssen.“
„ Für uns ist es ein Tag, an dem wir zusammen Spaß haben, singen und essen. Aber für Kinder in ärmeren Ländern kann das einen nachhaltigen Unterschied machen.“
Tanja Siemes kam im Alter von acht Jahren in die Gemeinde St. Josef, die zur Propsteipfarrei Lamberti gehört. Bis auf eine kurze Pause in ihrer Jugend und durch die Geburt ihrer Kinder, ist sie jedes Jahr bei der Sternsinger-Aktion dabei. Heute übernimmt sie eine leitende Rolle und ist nach fast vier Jahrzehnten immer noch voller Leidenschaft dabei. Was hat sich über die Jahre verändert?
„Früher zogen die Kinder ohne feste Termine von Tür zu Tür, mittlerweile ist das in vielen Gemeinden anders“, erklärt sie. Heute werden oft nur noch diejenigen besucht, die sich angemeldet haben. In Alt-Rentfort jedoch läuft alles wie früher: „Wir klingeln an jedem Haus“, sagt Tanja Siemes. Diese Nähe zur Gemeinschaft werde besonders geschätzt. „In Rentfort kennen uns die Leute und warten schon auf darauf, ihren Segen zu bekommen.“ Ein Highlight für sie ist das Gurkenglas eines älteren Mannes, der das ganze Jahr über Geld sammelt und es den Sternsingern übergibt.
Die Spendenbereitschaft sei nach wie vor hoch: „Letztes Jahr haben wir rund 12.000 Euro gesammelt.“ Auch Süßigkeiten für die Kinder werden oft verschenkt – und dann am Ende unter allen aufgeteilt.
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Rückgang der Kirchenbesuche stellt auch die Sternsinger vor Herausforderungen
Doch das fehlende Vertrauen in die Kirche und der Rückgang der Kirchenbesuche stellen auch die Sternsinger-Aktion vor Herausforderungen. „Die Schließung vieler Kirchen macht es schwieriger, die Menschen zu mobilisieren“, erklärt Tanja Siemes. „Viele sind an ihre eigene Gemeinde gebunden, und wenn diese immer mehr verschwindet, wird es schwer, sich mit einer anderen zu identifizieren.“ Das Heimatgefühl gehe dabei verloren.
Besonders für Jugendliche sei es schwer sich zu engagieren, wenn es keine familiären Vorbilder gebe. „Wer das bis ins Teenager-Alter nicht mitbekommen hat, für den ist es oft nicht mehr ‚cool‘ genug“, sagt Tanja Siemes‘ Tochter Pia. Die 19-Jährige ist die Einzige aus ihrer Klasse, die sich als Sternsingerin engagiert. „Viele kennen das auch einfach nicht.“ Pia ist seit 16 Jahren dabei und will es auch bleiben. Warum? „Es öffnet einem die Augen, wie gut es einem geht. Und wir machen etwas in der Gemeinschaft – singen, haben Spaß, essen und tun dabei etwas Gutes. Was könnte daran schlecht sein?“
„Wir hoffen, auch in diesem Jahr mit vielen Spenden helfen zu können“
Für die Familie Siemes ist das Sternsingen weit mehr als nur eine Tradition: Auch Tanja Siemes‘ 14-jähriger Sohn läuft jedes Jahr mit – in diesem Jahr sogar in leitender Funktion, denn ab 14 Jahren darf man mit einem Erwachsenen zusammen eine Gruppe führen. Ihr Mann sorgt währenddessen für das leibliche Wohl der Gruppe – er kümmert sich um die Currywurst.
Am 4. Januar 2025 ist es dann wieder so weit: Dann ziehen 75 Kinder von der St. Josef-Gemeinde wieder los unter dem Motto: „Erhebt eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“. Bereits in den Tagen davor werden auch Firmen und Geschäfte in der Stadt besucht. „Wir hoffen, dass wir auch dieses Jahr mit einer großen Spende helfen können. Für uns ist es ein Tag, an dem wir zusammen Spaß haben, singen und essen. Aber für Kinder in ärmeren Ländern kann das einen nachhaltigen Unterschied machen.“ Tanja und Pia Siemes finden: Leichter etwas Gutes tun, das gehe doch kaum.
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Am Haupttag, dem 4. Januar, treffen sich die Sternsinger um 9 Uhr in der Kirche St. Josef im Gladbecker Stadtteil Rentfort an der Hegestraße 146 und laufen von dort aus los. Auch am Freitag, 3. Januar, sammeln schon 30 Kinder Spenden. Am Sonntag, 5. Januar, singen die Kinder um 14.30 Uhr in der Kappelle des Krankenhauses St. Barbara, um 15.30 Uhr im Johannes-van-Acken-Haus und um 17 Uhr im Eduard-Michelis-Haus. Anmeldungen sind noch möglich, auch in anderen Gemeinden unter: marian.salewski@bistum-essen.de oder 01573/7223740.
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