Gladbeck. Das DRK Gladbeck macht bedürftige Menschen zum Weihnachtsfest glücklich. Johann (78) sagt: „Deswegen kann ich an Weihnachten was Leckeres essen.“

„Ohne das wären wir wirklich arm dran“, sagt Darko. Er ist einer der ersten, der sich am Mittwochnachmittag Lebensmittel für seine Familie sowie sein Weihnachtspäckchen am Marktplatz in Gladbeck abholt. Dort findet die Weihnachtsaktion des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) statt. Denn während bei vielen Familien Festmenüs an den Feiertagen aufgetischt werden, können sich von Armut betroffene Menschen das oft nicht leisten.

Schon vor Beginn der Ausgabe haben sich viele Frauen, Männer und Kinder versammelt. Geduldig warten sie hinter einer Absperrung, bevor sie endlich an der Reihe sind. Nach dem Startschuss treten die Tafelkunden einzeln nach vorne, um wie bei der sonstigen wöchentlichen Austeilung ihre Lebensmittel auszuwählen: Joghurt, Eier, Milchbrötchen, Obst, Gemüse und vieles mehr stapeln sich auf den Tischen und in dem Ausgabewagen. Fast alle haben Taschen oder Trolleys dabei, um alles sicher nach Hause zu bringen. Ausgegeben werden die Sachen von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des DRK.

Gladbeck: Ehrenamtliche verteilen Spenden an Tafelkunden – „Man bekommt so viel zurück“

Das Highlight des Tages ist für viele jedoch das Weihnachtspäckchen. Hunderte Geschenke, eingepackt in rotes, grünes oder goldenes Papier, liegen auf einem Lastwagen bereit. Sie sind beschriftet mit Mann, Frau, Kind, oder Familie, damit für jeden etwas Passendes dabei ist. Die Päckchen wurden von Spendenwilligen liebevoll gefüllt und verpackt. Was sich darin befindet? „Nichts Verderbliches“, erklärt Wilhelm Walter, Vorsitzender des DRK. „Ansonsten alles, was haltbar ist. Spielzeug, Hygieneartikel, oder auch ein paar nette Worte – es ist ein bunter Mix.“

Justin Bartschat und Luciene Santos verteilen Weihnachtsgebäck. Das wurde von einer Kollegin selbstgebacken und gespendet.
Justin Bartschat und Luciene Santos verteilen Weihnachtsgebäck. Das wurde von einer Kollegin selbstgebacken und gespendet. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Freude ist den Menschen ins Gesicht geschrieben. „Gerade zu Weihnachten sind solche Gesten besonders wichtig“, betont Walter. „Und man bekommt auch viel zurück.“ Zum Beispiel haben einige Tafelkunden den Ehrenamtlichen ein großes Banner mit „Danke“ geschenkt. Die Dankbarkeit sei riesig. Das bestätigt auch Luciene Santos, die ehrenamtlich beim DRK tätig ist und gerade Kekse, von einer Kollegin selbstgebacken, austeilt. „Das Lächeln der Menschen ist für mich Geschenk genug, so etwas kann man mit keinem Geld kaufen“, sagt sie. „Was gibt es Schöneres, als zu schenken?“

Viele Menschen sind dankbar, sich dadurch etwas Leckeres kochen zu können

Insgesamt sind über 2000 Menschen berechtigt, sich gegen Vorlage ihres Ausweises, etwas abzuholen. Darunter ist auch Johann. Der 78-Jährige ist sehr froh, dass es die Tafel gibt. „Jetzt kann ich etwas Leckeres zu Weihnachten essen“, sagt er. Ohne die Ausgabe wäre das nicht möglich. Früher habe er als Autoschlosser gearbeitet, die Rente sei aber zu klein, um gut davon leben zu können.

„Jetzt kann ich etwas Leckeres zu Weihnachten essen. “

Johann
Kunde der Gladbecker Tafel

In seinem Trolley stapeln sich Salat, Schokolade und weitere Sachen. Auch eine Palette griechischen Joghurt und eine Packung Twix hat er ergattert. Gespendet wurden diese von Discountern. Unter dem Arm trägt Johann das große Weihnachtspaket, das in rotem Papier eingewickelt ist. „Frohe Weihnachten“, wünscht er. Und sagt im Weggehen: „Ich bin wirklich sehr dankbar.“

Gurken, Paprika, Orangen, Bananen und vieles mehr stapelt sich bei der Ausgabe: Ulla Groiß verteilt das mit einem Lächeln. Und bekommt auch meistens eins zurück.
Gurken, Paprika, Orangen, Bananen und vieles mehr stapelt sich bei der Ausgabe: Ulla Groiß verteilt das mit einem Lächeln. Und bekommt auch meistens eins zurück. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Dankbar, das sind auch Alexander und seine Oma Vera (69). „Die Tafel hilft uns schon sehr lange“, sagt der 22-Jährige. „Ich erinnere mich noch, dass ich als Kind deswegen immer etwas mehr hatte.“ Gerade vor Weihnachten sei das immer ein Segen gewesen. Heute ist seine Oma berechtigt, etwas zu bekommen. „Es ist so wichtig für mich“, sagt sie. Sich die Sachen zum Normalpreis zu kaufen, das könnte sie einfach nicht. Denn einen kleinen Obolus müssen die Tafelkunden auch zahlen: Drei Euro kostet es für Einzelpersonen, sechs Euro für Paare oder Familien.

Gerade wird ein Päckchen für ein kleines Mädchen gesucht. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Jennifer Bartschak übergibt ihr wenig später eine Weihnachtstüte, ein weißer Teddybär schaut daraus. Sie strahlt. „Das wird aber erst zu Hause ausgepackt“, sagt ihre Mutter. Mit ihrer Tochter an der einen Hand und einer Tasche voller Lebensmittel in der anderen, ziehen die beiden los.

Einige Weihnachtstüten sind mit Spielzeugen und Kuscheltieren gefüllt und sollen Kindern eine Freude machen.
Einige Weihnachtstüten sind mit Spielzeugen und Kuscheltieren gefüllt und sollen Kindern eine Freude machen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Tafel ist auf Spenden angewiesen: „Die Leute brauchen uns doch“

Wilhelm Walter ist zufrieden. „Es sind sogar etwas mehr Spenden als im letzten Jahr zusammengekommen“, sagt er. Rote Weihnachtssterne, 200 Gewichtsdecken oder kistenweise Lebensmittel – alles wurde gespendet, von Discountern, Großhändlern und Privatpersonen. Trotz der finanziell angespannten Lage der Tafel ist Walter zuversichtlich, dass es auch im nächsten Jahr diese Aktion geben wird. „Wie soll es denn auch sonst gehen? Die Leute brauchen uns doch.“

Wer für die Tafel spenden möchte, kann dies auf diesem Wege tun: Stadtsparkasse Gladbeck, IBAN DE95424500400071033625, BIC WELADED1GLA.