Gladbeck. Immer mehr Jungen und Mädchen in Gladbeck brauchen Unterstützung in der Schule. Kinderschutzbund: „Wir bekommen jeden Tag Anrufe von Eltern“.
Tag um Tag bieten Mitarbeiter und Ehrenamtliche des Kinderschutzbundes Jungen und Mädchen Unterstützung beim Lernen an – in der Hausaufgabenhilfe. 43 Kinder werden dabei in drei Anlaufstellen betreut, in Mitte, Brauck und Rentfort. Doch der eigentliche Bedarf sei um das zwei- bis Dreifache größer, so Peter Fischer, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Gladbeck. „Wir bekommen jeden Tag Anrufe von Eltern, die ihre Kinder anmelden möchten“, sagt Sally Gezdan, Koordinatorin der Hausaufgabenhilfe. Stemmen kann der Kinderschutzbund die hohe Nachfrage aber nicht.
Denn um dem Andrang Herr werden zu können, müssten mehr Betreuer eingestellt werden. Dafür aber fehlen die finanziellen Mittel. Denn der Verein muss die Hausaufgabenbetreuung komplett alleine stemmen, dazu ist er auf Spenden angewiesen. Unterstützung von der Stadtverwaltung gebe es für das Projekt bisher nicht. Daher habe Peter Fischer noch einmal beim neuen Sozialdezernenten Ralph Kalveram angefragt. „Er wolle sehen, was er machen kann“, so Fischer.
Der Kinderschutzbund ist auf Spenden angewiesen, um die Betreuung aufrecht halten zu können
Hinzu komme, dass die Spendenbereitschaft stark zurückgegangen sei. „In diesem Jahr sieht es sehr schlecht aus.“ Gleichzeitig seien die Kosten etwa für Lehrgänge der Mitarbeiter gestiegen. Nach wie vor gebe es aber große Sponsoren wie die Volksbank, die Norten-Stiftung, die Sparkasse, Rotarier, einige Privatleute und die Lions, die einen Teil des Erlöses aus ihrem Adventskalender spenden. „Ohne solche Spenden müssten wir die Hausaufgabenhilfe einstellen“, macht Peter Fischer deutlich.
In der Hausaufgabenhilfe sei eine Betreuung von eins zu drei nötig, das heißt, dass ein Erwachsener drei Kindern hilft. Aber: „In Brauck brauchen Kinder oft eine Eins zu eins-Betreuung“, erzählt der Vorsitzende des Kinderschutzbundes. Mehr und mehr sei eine höhere Betreuungsdichte nötig, da die Rückstände bei den Kindern so groß seien.
Weit über 90 Prozent der Kinder stammen aus Familien mit Migrationshintergrund
Die Kinder, die die Hausaufgabenbetreuung aufsuchen, stammen beinahe ausschließlich aus Familien mit Migrationshintergrund. Zuhause können die Eltern ihren Söhnen und Töchtern nicht helfen. „Es kommen auch viele Kinder her, die keinen Kita-Platz bekommen haben und dann in der ersten Klasse ohne Deutschkenntnisse dastehen“, berichtet Fischer. Der Kitaplatz-Mangel sei auch daher ein großes Problem. „Wenn Kinder keine Chance auf Bildung haben, verlieren wir sie.“
„Es kommen auch viele Kinder her, die keinen Kita-Platz bekommen haben und dann in der ersten Klasse ohne Deutschkenntnisse dastehen“
Doch welche Probleme haben die Jungen und Mädchen genau, die in die Hausaufgabenbetreuung gehen? „Sie können nicht lesen, nicht schreiben und unsere Sprache nicht sprechen“, bringt Fischer es auf den Punkt. Aber es gehe auch um Alltägliches, das die Kinder dort lernen: Schleife binden, Dinge ordentlich abheften, oder auch, dass eine Banane geschält werden muss. „Alles, was man eigentlich zu Hause lernen sollte.“ Dass so etwas heute aber kaum noch vermittelt werde, sei nicht nur ein Phänomen bei Migranten, sondern betreffe viele Familien.
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Erst- bis Viertklässler bekommen bei der Hausaufgabenhilfe Unterstützung
Die meisten, die herkommen, bleiben so lange, wie möglich. Das heißt, von der ersten bis zur vierten Klasse. „Es sei denn, sie bekommen beispielsweise in der Zeit einen OGS-Platz“, sagt Hammal Alfares, Sozialarbeiter im K4, wo die Hausaufgabenhilfe am Standort Mitte angeboten wird.
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Vier Mal in der Woche lernen hier die Erst- bis Viertklässler. Auch beim Besuch der WAZ wird in den einzelnen Räumen fleißig gelesen, geschrieben, gerechnet. Eliana (sieben) sitzt vor einem Zettel mit Rechenaufgaben, während Mona (acht) neben ihr das Lesen übt. „Yuna hat ein Spiel aus China mitgebracht. Das Spiel heißt Mikado“, liest die Zweitklässlerin langsam vor, während Alina Ludwigs Finger langsam über die Buchstaben gleitet. Alina Ludwig ist Lehramtsstudentin, seit 2019 unterstützt sie die Jungen und Mädchen bei der Hausaufgabenhilfe.
Lehramtsstudentin sammelt hier Erfahrungen für ihren Job
„Sie ist die konstante Seele hier“, lobt Peter Fischer. Viele Ehrenamtliche, vor allem ältere Damen, hätten ihr Engagement in Corona-Zeiten ausgesetzt und seien danach auch nicht wiedergekommen. Alina Ludwig ist eine von denjenigen Mitarbeitern, deren Einsatz bezahlt wird. Das ist für Alina Ludwig aber nicht die einzige Motivation. „Ich kann Erfahrungen für mein Studium und meinen späteren Job sammeln.“
Begüm Kaya sitzt mit Handa (neun) an einem Tisch, die beiden ordnen Begriffe zu. Kaya wollte eigentlich Grundschullehrerin werden, doch es hatte nicht geklappt mit einem Studienplatz. Nun studiert sie Bauingenieurwesen. „Die Arbeit mit Kindern macht mir aber großen Spaß, daher helfe ich hier.“
Verantwortliche sehen die Fortschritte bei den Jungen und Mädchen
Dass das funktioniert, sehen die Verantwortlichen beim Kinderschutzbund. „Wir schauen uns die Fortschritte hier sehr genau an, und sehen, dass die Kinder besser werden.“ Und auch für die Helfer, meistens sind es Oberstufenschüler, habe ihr Engagement noch einen weiteren Nutzen: „Sie kommen meist aus einem behüteten Umfeld und kommen hier noch einmal mit ganz anderen Menschen zusammen.“
>>> Wer sich ehrenamtlich in der Hausaufgabenhilfe engagieren möchte, kann sich beim Kinderschutzbund melden: telefonisch unter 02043/28888 oder per Mail an: dksb@dksb-gladbeck.de.
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