Gladbeck. Niedrige Anmeldezahlen, schlechter Ruf: Ist die Gladbecker Lambertischule unbeliebt? Nein, sagen die Lehrer, und sprechen über Herausforderungen.
„Das hat uns schon gewurmt, und auch verletzt“, sagt Alexandra Wolff. Die Lehrerin der Gladbecker Lambertischule spricht über den Artikel der WAZ Gladbeck vom 30. November 2023, Thema: die Anmeldezahlen der Grundschulen. Die Schlussfolgerung, dass die Lambertischule nicht beliebt sei, weil auf 104 vorgesehene Plätze zum Schuljahr 2024/2025 bloß 58 Anmeldungen kamen, wollen Wolff und ihre Kollegen nicht gelten lassen. „Wir sind ein nettes, engagiertes Team. Und wir lachen viel an dieser Schule, trotz der Herausforderungen, die wir haben.“
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Dass die Anmeldezahlen kein Gradmesser für die Beliebtheit der Schule sind, erklärt Mirco Daum, Mitglied der Schulleitung, so: „Im Grunde sind wir eine dreizügige Schule, aber weil die Zahlen der schulpflichtigen Kinder im Stadtsüden explodieren, müssen wir mehr Schüler aufnehmen. Die Anmeldezahlen in diesem Jahr sind genauso hoch wie sonst. Das hat nichts damit zu tun, dass wir nicht beliebt sind.“
Tränen wegen der Gladbecker Lambertischule? Nur aus Sehnsucht
Frust oder Wut in Familien, weil die Kinder der Lambertischule zugewiesen werden, „das ist nicht das, was wir wiedergespiegelt bekommen“, erklärt Lehrerin Jessica Preußener. Im Gegenteil: Eine Befragung aller Gladbecker Viertklässler nach den Corona-Lockdowns habe ergeben, dass gerade die Schüler an der Kirchstraße ihre Schule und ihre Lehrer vermisst haben. Tränen ob der Lambertischule gebe es eher aus der anderen Richtung. „Ich habe heute mit einem Schüler gesprochen, dessen Bruder krank Zuhause bleiben muss“, erzählt Wolff, „der hat geweint, weil er so gerne wieder gekommen wäre.“
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Dass die Lambertischule vor besonderen, sozialen Herausforderungen steht und in der Stadt einen fragwürdigen Ruf genießt, das bestätigen die drei Lehrer. Aber: Das nimmt das Team nicht einfach hin, sondern kämpft für seine Schüler. „Wir haben 80 Stunden ‚Deutsch als Zweitsprache‘ (DAZ) in der Woche, das ist enorm viel, und dafür bekommen wir auch zusätzliche Lehrerstellen“, sagt Daum, zirka 70 der 320 Schüler profitieren von diesem Projekt. Durch das Jahrgangsübergreifende Lernen (JÜL) der ersten und zweiten Klassen konnten acht besonders kleine Klassen gebildet werden, „darüber sind wir nach einem halben Jahr sehr froh. Das kommt den Kindern zugute.“
„Es geht darum, Eltern in die Schule zu bekommen“
Und das sei für das Kollegium „konzeptionell und inhaltlich“ am bedeutsamsten. „Am wichtigsten ist, dass wir vernünftig mit den Kindern arbeiten. Wenn unser Image so ist, dann ist es so. Wir wenden lieber zehn Stunden für unsere Schüler auf, als zehn Stunden darüber nachzudenken, wie wir unser Image aufpolieren können“. Da wird Mirco Daum ganz deutlich.
Denn die Herausforderungen, die der Schulalltag den Lehrern bringt, sie werden eher mehr als weniger. „Lehrer müssen mehr und mehr auch Erzieher sein. Für einige Eltern steht die Schule ihrer Kinder nicht an erster Stelle. Das beginnt zum Beispiel damit, Elternbriefe zu lesen und zu beantworten.“ Auch da geht das Team der Lambertischule die Extrameile, zum Beispiel mit einem Elterncafé und Alltagshelfern. „Es geht darum, die Eltern in die Schule zu bekommen und ihnen die Bedeutsamkeit von Schule zu erklären.“
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Und so geht das Kollegium der Lambertischule guter Dinge ins zweite Schulhalbjahr, trotz, oder vielleicht gerade wegen, der außergewöhnlichen Herausforderungen, die in der Stadtmitte auf Lehrer und Schüler warten. Preußener, Wolff und Daum sagen jedenfalls ganz klar: „Wir machen das alle gerne.“