Gladbeck. Einige Städte diskutieren ein Verbot neuer Dönerbuden. Das soll den Branchenmix einer Innenstadt verbessern. Gladbeck sieht dabei Probleme.
„Ach, dann gibt es da ja Platz für die nächste Dönerbude“, oder auch „Na toll, da zieht bestimmt der nächste Optiker ein“ – diese und ähnliche Sätze bekommt man häufig zu hören, wenn sich in der Gladbecker Innenstadt ein weiterer Leerstand auftut. Gerade in den sozialen Medien wird häufig kritisiert, dass sich der Besatz der Innenstadt verändert. Gern wird behauptet, es gebe zu viele Döner-Imbisse.
Auch interessant
Derartige Klagen sind kein alleiniges Gladbecker Phänomen. Auch in anderen Städten ist gern von einer vermeintlichen „Dönerisierung“ die Rede. Alternativ wird, je nach Stadt, auch die Zahl der Handyläden, Friseure, Nagelstudios, Optiker oder Hörgeräte-Akustiker kritisiert. In Heilbronn hat die CDU einen Vorstoß unternommen, eine Obergrenze etwa für Döner-Imbisse einzuführen. Doch ist das einfach möglich? Wäre es ein Modell für Gladbeck und wie sieht es in der Innenstadt denn tatsächlich mit der Vielfalt aus?
Stadt Gladbeck sieht keine Möglichkeit, Branchenmix in der City zu steuern
Zunächst einmal die Frage, ob man tatsächlich die Ansiedlung einzelner unliebsamer Branchen verbieten kann. Ein Gutachten der Wirtschaftsprüfer von PwC, erstellt in Heilbronn, kommt demnach zu dem Schluss, das sei möglich. Doch es gibt auch andere Auffassungen dazu. Eine solche vertritt auch die Stadt Gladbeck.
„Planungsrechtlich hat die Stadt keine Möglichkeiten, entsprechende Vorgaben bezüglich des Branchenmixes zu machen oder Obergrenzen für bestimmte Branchen festzulegen.“
„Eine solche Feinsteuerung von Nutzungen im Innenstadtbereich ist nicht realistisch. Planungsrechtlich hat die Stadt keine Möglichkeiten, entsprechende Vorgaben bezüglich des Branchenmixes zu machen oder Obergrenzen für bestimmte Branchen festzulegen“, sagt Stadtsprecher David Hennig. Er verweist auf die gewachsene Struktur im innerstädtischen Bereich, „entsprechende Vorgaben kann die Stadt nur bei entsprechenden Neuerschließungen machen.“
Vorsitzender des Einzelhandelsverbands hält nichts von Verboten
Auch andere Städte, die sich damit auseinandergesetzt haben, sehen Hürden. Mögliche Vorgaben seien derart fein gar nicht möglich, heißt es etwa in Witten. Verbiete man aber beispielsweise die Ansiedlungen von Imbissbetrieben, so betreffe das eben auch die möglicherweise gewünschte Pommesbude mit ihrem Currywurst-Angebot.
Auch interessant
Auch Georg Hahne, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands in Gladbeck, hält nichts von Verboten. Man solle nicht noch mehr regulieren, sondern in so einem Fall der freien Wirtschaft ihren Lauf lassen. Hahne deutlich: „Ich halte diese Diskussion für Quatsch. Gibt es zu viele Läden einer Art, werden die schnell wieder schließen.“
„Jede Innenstadt profitiert, wenn es einen guten Dienstleistungs-, Gastro- und Handelsmix gibt.“
Allerdings sei es grundsätzlich ein Problem, wenn sich innerhalb einer Stadt beim Besatz eine Unwucht entwickle, der Branchenmix also nicht mehr so gegeben ist. „Jede Innenstadt profitiert, wenn es einen guten Dienstleistungs-, Gastro- und Handelsmix gibt“, sagt Hahne. Lieber solle man versuchen, Anreize zu schaffen, damit sich bestimmte Branchen oder Läden ansiedeln.
Aber grundsätzlich halte er eine solche Steuerung für schwierig. Denn dabei spielten viele Faktoren eine Rolle, darunter die Kaufkraft vor Ort. Beim Blick auf die Gladbecker Innenstadt sieht Hahne, der selbst zwei Geschäfte an der Hochstraße betreibt, „durchaus noch einen Mix“. Auch wenn der selbstverständlich nicht perfekt sei. Doch seien es Veränderungen, die derzeit alle Städte erlebten.
So sieht der Branchenmix in der Gladbecker Innenstadt aus
Die nackten Zahlen scheinen das zunächst einmal zu bestätigen. Demnach gibt es in der Gladbecker Innenstadt nach Auskunft der Stadtverwaltung 32 Gastronomiebetriebe, darunter 14 klassische Imbisse. Darüber hinaus gebe es in der Stadt 87 Einzelhändler und 80 Dienstleistungsbetriebe, darunter 10 Friseure und 10 Optiker, so Hennig. Das ergibt sich aus den Daten, die der Stadt zur Verfügung stehen.
- Bundestagswahl 2024. Acht Stimmen entscheiden über die CDU-Bundestagskandidatur
- Saisonstart. Weihnachtsbäume in Gladbeck: Wo sie 2024 verkauft werden
- Landesunterkunft. Flüchtlinge im Vöingshof in Gladbeck: Einzug verzögert sich
- Mobilitätswende. Rollen bald wieder Leih-E-Scooter über Gladbecks Straßen?
- Budenzauber. Weihnachtsmarkt Gladbeck: Das kosten Glühwein und Bratwurst
- Brückenmontage. Neue Brücke in Gladbeck – am Kran über den Mühlenbach
- AfD-Kreistagsfraktion. Nach Vorwürfen: Kreisverwaltung hat AfD-Finanzen geprüft
- Amtsgericht. Brandstiftung im Haus der Ex: Angeklagter bestreitet alles
- Innenstadt. Aus für Kosmetik-Studio: Askania-Filiale steht wieder leer
- Schuldneratlas. Schulden: Quote ist im „besten“ Bezirk in Gladbeck gestiegen
- Mitternachtsshopping. Zimtsternfest in Gladbeck: Was in diesem Jahr geboten wird
- AfD. Demo gegen AfD: Bündnis für Courage ruft zur Teilnahme auf
- Innenstadt. Verbot für neue Dönerbuden? So reagiert die Stadt Gladbeck
Rein zahlenmäßig also stellt der Einzelhandel in Gladbeck immer noch die Mehrheit in der City, gleichwohl holen die Dienstleister auf. Das aber ist aus Sicht vieler Händlerinnen und Händler kein Problem, sorgen doch Dienstleister wie Banken oder Friseure für Frequenz in der Innenstadt. Hinzu kommt aus Sicht der Kritiker der Innenstadt, dass allein die Zahl der Einzelhändler nichts über deren vermeintliche Qualität aussagt.
Zum Schluss noch ein Blick nach Heilbronn: Auch dort ist ein Verbot der Imbissbetriebe nicht durchgekommen, stattdessen beauftragten alle Fraktionen gemeinsam die dortige Stadtverwaltung, ein Entwicklungskonzept für die Innenstadt zu erstellen, mit dem Ziel, „teilraumbezogene Feinsteuerungsmöglichkeiten für Gastronomie, Dienstleistungen und Gewerbe zu schaffen.“ Und ein Innenstadtkonzept wird in Gladbeck schließlich gerade auch erarbeitet und umgesetzt. Dort ist etwa die Rentforter Straße als „Gladbecks bunte Küche“ bezeichnet, also als ein Gastro-Schwerpunkt.
[Gladbeck-Newsletter: hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook | Hier gibt‘s die aktuellen Gladbeck-Nachrichten einmal am Tag bei WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehrartikel | Alle Artikel aus Gladbeck]