Gladbeck. Herbert Bojarra aus Gladbeck hat seine Angst vor Nadeln überwunden und ist seit Jahrzehnten Blutspender. Er kam über einen Umweg dazu.
205 Menschen kamen jüngst in die Stadthalle Gladbeck, um Blut zu spenden. Unter ihnen Herbert Bojarra. Der 70-Jährige gehört zum festen Stamm, auf den sich das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verlassen kann. Dabei war keineswegs absehbar, dass sich Bojarra überhaupt einmal anzapfen lassen würde.
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Wie vielen Menschen er mit seinem Lebenssaft wohl schon geholfen haben mag? Keine Ahnung. Das lässt sich wahrscheinlich auch im Laufe der Jahrzehnte nicht nachvollziehen. Herbert Bojarra scheint sich darüber keine Gedanken zu machen. So sehr sind ihm die Aktionen des DRK Gladbeck in Fleisch und Blut übergegangen.
Herbert Bojarra aus Gladbeck war schon mehr als 60 Mal beim Blutspenden
34 Jahre, so berichtet Bojarra, habe er auf Zeche Nordstern gearbeitet. Da sollte man meinen, dass der Hüne alles andere als zimperlich ist. Harte Arbeit kennt er. Aber augenzwinkernd gibt er zu: „Ich habe es nicht so mit Nadeln.“ Ungünstig für Menschen, die mit dem Gedanken spielen, Blut zu spenden. Ohne Anpieksen geht‘s nun mal nicht.
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„Meine Frau Birgit ist zum Blutspenden gegangen. Sie hat mich irgendwann gefragt: ,Willst Du nicht einmal mitkommen?‘“, erzählt Bojarra. Er wollte. Allerdings nahm er nicht in einem der Behandlungssessel Platz. Noch nicht.
Herbert Bojarra erzählt: „Ich habe mir gedacht: Frag‘ mal nach, ob das DRK Hilfe bei den Blutspendeterminen braucht. Früher waren die Aktionen in Schulen.“ Da mussten die Teams viel schleppen, erinnert sich der gebürtige Horster. Mal befand sich die Küche im ersten Stockwerk oder im Keller. Das bedeutete: Die Verpflegung zu denjenigen, die sich anstechen lassen wollten, war zu transportieren. Klar, dass jede helfende Hand willkommen war – das hat sich auch Jahrzehnte später nicht geändert. Mittlerweile hat das DRK Gladbeck seine Blutspendeaktionen fast immer in die Mathias-Jakobs-Stadthalle gelegt.
„Blutspenden ist nicht schwierig und tut nicht weh“
Der damalige Neuling packte also kräftig mit an. Dabei blieb es jedoch nicht. Er wagte es tatsächlich irgendwann beherzt, Blut zu spenden, „zum ersten Mal im Jahr 1997“: Bojarra sagt rückblickend: „Ich bin meiner Frau zuliebe mitgegangen.“ Und er blieb bei der Stange, besser gesagt bei Spritze, Kanüle und Beutel. Was nicht heißen soll, dass Bojarra inzwischen Nadeln kaltlassen. „Ich habe immer noch eine Abneigung dagegen, aber man kann sich daran gewöhnen“, meint er.
Bis jetzt habe er an jeder DRK-Blutspendeaktion teilgenommen: „Viermal im Jahr spende ich einen halben Liter.“ Mehr als 60 Mal sei er dabeigewesen. Immer, wenn es möglich war. Zwischen den Terminen „muss man drei Monate warten“.
Der Lebenssaft des Gladbeckers ist sehr gefragt
Und sein „roter Saft“ ist gefragt. Denn: „Eine MTA hat mal zu mir gesagt, mein Blut ist gut geeignet für kleine Kinder, weil ich eine seltene Blutgruppe habe. 0, Rhesusfaktor negativ.“ Ob er das wisse, sei er gefragt worden. Nein, das war Bojarra neu und stellte sich bei der obligatorischen Voruntersuchung heraus.
Ohne einen kurzen Check Up darf nämlich niemand Blut spenden. „Man kommt vorher zu einem Arzt.“ Temperatur und Blutdruck messen, Fragen zum Gesundheitszustand, sie sind verpflichtend. Ein Pieks in den Finger – da ist sie schon wieder, die ungeliebte Nadel – lässt schon vorweg ein Tröpfchen fließen. Es wird auf Entzündungen, Krankheiten und Faktoren hin analysiert, die eine Blutspende ausschließen.
Die Bojarras haben zwei Söhne, Maik und Kai: „Sie haben noch nicht gespendet.“ Ob sie es irgendwann einmal tun werden, kann der Vater nicht einschätzen. Er ist jedenfalls froh, dass seine Frau ihn überzeugen konnte und er sich durchgerungen hat. Die Angst vor Nadeln sei nicht so schlimm, die „kann man überwinden“. Schließlich gebe es Wichtigeres, das für eine Blutspende spreche. Bojarra sagt mit Nachdruck: „Ich tue Gutes für meine Mitmenschen!“ Und wer weiß: „Vielleicht brauche ich auch einmal eine Blutspende...“ Was – Gottlob! – bisher nie der Fall gewesen sei: „Unfälle hatte ich nicht.“
Solange er „darf und gesund ist“, wolle er weitermachen. Bojarra beteuert und ermutigt: „Blutspenden ist nicht schwierig und tut nicht weh.“ Und Interessierte müssten auch kein DRK-Mitglied sein: Alle Gesunden dürfen sich an den Aktionen beteiligen.
Ein paar Bedingungen müssen außerdem erfüllt sein: Beispielsweise beträgt das Mindestalter 18 Jahre. Interessierte dürfen nicht weniger als 50 Kilogramm Körpergewicht auf die Waage bringen. Wer zu einem Termin geht, sollte unbedingt seinen Personalausweis mitbringen.
Gladbecker Blutspender will seinen Mitmenschen helfen
Herbert Bojarra weiß, dass die Resonanz auf die Aktionen schwankend ist. „Das hängt zum Beispiel vom Wetter ab“, stellt er fest. In Urlaubszeiten gingen ebenfalls oft weniger Menschen zur Blutspende.
„Dann machen weniger Menschen bei der Blutspende mit, sind mit Vorbereitungen auf Weihnachten und Betriebsfeiern beschäftigt oder im Urlaub“
Dem stimmt Wilhelm Walter, Chef des Gladbecker Roten Kreuzes, zu. Daher freut er sich umso mehr, dass so kurz vor Jahresende die jetzige Aktion das „beste Jahresergebnis“ erbracht habe: „205 Menschen haben teilgenommen. Im Durchschnitt haben wir sonst 140.“ Was Wilhelm Walter freudig überrascht: „Zehn Erstspender waren dabei.“
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Das, so vermutet der DRK-Fachmann, könne an der Bewerbung des Termins liegen oder an der langen Dauer der Aktion. „Diesmal war sie auf 10 bis 19 Uhr angelegt“, erläutert er. Dieses Zeitfenster biete das DRK Gladbeck alle drei Monate an, damit auch Berufstätige den Termin wahrnehmen können, „ansonsten dauert eine Aktion von 14 bis 19 Uhr“.
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Das vorige Spendenjahr sei gut gelaufen, das jetzige werde noch besser. Im Durchschnitt seien diejenigen, die Blut abgeben, 50,9 Jahre – „mehr Frauen“. Beachtlich findet Wilhelm Walter „die Lokaltreue für Gladbeck von 72,2 Prozent“: „Schließlich kann jeder spenden, wo er will.“ Schlussfolgerung: Spendenwillige fühlen sich in der Stadt wohl. „Sie sind offensichtlich sehr zufrieden mit unseren Terminen. Die Kontinuität, Barrierefreiheit in der Stadthalle und das Betreuungsteam werden geschätzt“, sagt Wilhelm Walter.
Das DRK Gladbeck ruft wieder zur Blutspende auf – am 9. Dezember
Sechs freiwillige Frauen und Männer kümmern sich derzeit um die Betreuung und Verpflegung, reichen Brötchen, Kuchen und Getränke. Wilhelm Walter entsinnt sich: „Früher hatten wir um die 20 Ehrenamtliche im Einsatz, aber damals hatten wir auch ein Büfett mit Suppe, Schnitzel und mehr. Das können wir nicht mehr, weil wir keine Küche haben.“ Zudem würde ein Catering zu teuer. Doch das heutige kleine Café, mit Unterstützung des Stadthallen-Teams, findet offensichtlich Zuspruch.
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Wilhelm Walter blickt schon auf die letzten Wochen des Jahres 2024. Er weiß aus seiner langjährigen Erfahrung: „Dann machen weniger Menschen bei der Blutspende mit, sind mit Vorbereitungen für Weihnachten und Betriebsfeiern beschäftigt oder im Urlaub.“ Der DRK-Chef hofft auf eine ebenfalls starke Teilnahme beim nächsten Termin: „Blut wird ja immer gebraucht.“
Das DRK Gladbeck ruft bald erneut zum Blutspenden auf. Termin in der Stadthalle, Friedrichstraße 53: 9. Dezember, 14 bis 19 Uhr.