Gladbeck. Gemeinsam begannen sie 1974 die Ausbildung zu Schlossern und Elektrikern. Zum 50-Jährigen blickten Herren aus Gladbeck und Umgebung zurück.

In der linken Ecke des Gastraumes läuft ein Fußballspiel, rechts an der Wand hängen Luftballons. Eine bunte „50“ schmückt die Garderobe direkt neben dem Eingang, sodass sie niemand übersehen kann, der den Raum betritt. Drinnen begrüßen sich alle mit Handschlag – man kennt sich schließlich schon lange. Der Anlass: Die Herren in der Gaststube begannen vor genau 50 Jahren ihre Ausbildung in den VKR-Anlagenwerkstätten in Scholven, direkt an der Stadtgrenze zu Gladbeck.

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Mit der Ausbildung begannen sie vor 50 Jahren – 1974. Erst 28 Jahre später schafften es die Schlosser und Elektriker aus der Gladbeck und Umgebung, sich wiederzufinden. Seitdem treffen sich die Herren in einer geselligen Runde und blicken auf vergangene Tage zurück. „Das ist was ganz Besonderes und gibt es kaum noch“, sagt Klaus Tschöltsch, der die Treffen seither organisiert. Doch damals sah der Ausbildungsalltag noch anders aus als heute.

Aus Konkurrenz wurde schnell eine jahrelange Freundschaft

Denn vor 50 Jahren herrschte noch Konkurrenz. „Schlosser und Elektriker waren damals Erzfeinde, könnte man sagen“, sagt Tschöltsch. „Das wurde uns damals so eingetrichtert, von den Ausbildern.“ Er und seine Kollegen jedoch seien der erste Jahrgang gewesen, der davon abgelassen hatte und Kontakte bis heute pflegt. Zum Treffen am Wochenende hatten es sieben Schlosser und fünf Elektriker geschafft – von damals 30, die die Ausbildung begonnen hatten.

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Manche sehnen das jährliche Treffen so sehr herbei, dass sie dafür einen weiten Weg auf sich nehmen. „Ein Kollege, der arbeitete auf Montage in Mexiko. Als er dann hörte, dass wir uns treffen, kam er rübergeflogen“, erinnert sich Tschöltsch. Aus Mexiko kam an diesem Abend in die witzige Runde niemand, denn die meisten der Herren ließen sich in oder rund um Gladbeck nieder: Ob Dorsten, Marl oder Gelsenkirchen, das Gros blieb im Ruhrgebiet.

„Ein Kollege, der arbeitete auf Montage in Mexiko. Als er dann hörte, dass wir uns treffen, kam er rübergeflogen“

 Klaus Tschöltsch
Organisator der Treffen

„Außer ich“, wendet Martin Proll ein. Ihn zog es nach Bayern, von wo er auch diesen Abend extra für das Treffen anreiste. „Ich habe damals nach einer Herausforderung gesucht, und in Bayern gab es fünf Stützpunkte, auf die ich mich bewerben konnte.“ Und dennoch bringt es ihn jedes Jahr wieder an den Ort, wo er damals mit seinen Kameraden malochte. „Das ist einfach ein Zusammenhalt, den wir haben, und darauf kann man stolz sein“, sagt Organisator Tschöltsch.

Einen anderen Kollegen hingegen trieb es nicht fort, der blieb in Gladbeck. So lernte Clemens Tenk erst Schlosser, arbeitete dann in Scholven und im ganzen Ruhrgebiet. „Ich habe mit 14 die Ausbildung angefangen, immer hier gearbeitet und immer hier gelebt“, sagt der Gladbecker.

„Ich habe mit 14 die Ausbildung angefangen, immer hier gearbeitet und immer hier gelebt“

Clemens Tenk
Gladbecker

Dass es überhaupt zum Jubiläumstreffen kommen konnte, sei jedoch ein Wunder gewesen, witzeln die Herren immer wieder. Denn: Ihr Lehrjahr sei damals das schlechteste gewesen, das jemals seine Ausbildung in Scholven absolviert habe. „Aus denen wird nichts, haben die Ausbilder immer gesagt, und uns das auch zu spüren gegeben“, scherzt Klaus Tschöltsch zurück. Bei der Bewerbung habe der 64-Jährige seinerzeit Glück gehabt. „Ich bin damals siebenmal durch die Prüfung gerasselt, hätte also nie genommen werden dürfen.“ Sein Glück: Derjenige, der bestanden habe, sei nie aufgetaucht.

Aufruf fürs nächste Treffen: Bitte meldet Euch!

„So konnte ich dann doch noch die Ausbildung beginnen, mit Glück“, sagt der gelernte Elektriker und lacht. Zwei Jahre zum Elektroanlageninstallateur, weitere 18 Monate zum Energieanlagenelektroniker. „Wir haben damals dann zwei Gesellenbriefe bekommen, das ist heute natürlich nicht mehr so.“ Auch der Ton sei damals ein anderer gewesen. Mittlerweile – egal ob Schlosser oder Elektriker – sind sämtliche Herren Rentner. „Wir haben auch alle 40 Jahre auf dem Buckel, irgendwann reicht es dann“, sagt Tschöltsch.

Tipp vom Fachmann: „Bei Elektrizität immer doppelt überprüfen und Sicherung rausmachen“

Einen Tipp kann der Elektriker aus diesen 40 Jahren weitergeben: „Bei Elektrizität immer doppelt überprüfen und Sicherung rausmachen.“ Niemals dürfe man sich nur auf andere verlassen, denn einmal die falsche Sicherung auszumachen, das könne schnell passieren, sagt der Experte.

Eine Sache jedoch haben die Herren seit 28 Jahren nicht geschafft. „Die kaufmännische Seite der Ausbildung, die haben wir nie erreicht, obwohl wir die auch einladen wollten“, sagt Tschöltsch. Zu diesen Kontakt aufzunehmen, sei schon lange das Ziel, um die jährlichen Treffen noch größer gestalten zu können. „Deshalb wollten wir gerne einen Aufruf starten: Wenn einer der gelernten Kaufmänner den Text liest, soll er sich doch bitte an mich wenden.“

Kontakt: Klaus Tschöltsch: 0176/3492 1966

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